Sichere und unsichere Wohngegenden: Schutz vor Einbruch in Gütersloh

Kreis Gütersloh. Das englische Sprichwort &bdquo;My home is my Castle“ vermittelt sogleich ein Wohlgefühl. Mein Heim ist meine Burg, hier bin ich sicher. So sollte es sein, schließlich ist Wohnen oft mit erheblichen Ausgaben verbunden, sei es für die Miete, sei es für den Bau oder Kauf der eigenen vier Wände. Da sollten dann ungebetene Gäste schon draußen bleiben. Die Realität sieht mitunter jedoch anders aus. Noch lebhaft in Erinnerung sind rasant angestiegenen Zahlen der Wohnungseinbrüche vor sechs, sieben Jahren, als vor allem professionelle Tätergruppen aus dem Ausland reihenweise zuschlugen. Auf ihrem Höhepunkt im Jahr 2015 erreichte die Welle allein im Kreis Gütersloh die Zahl von 759 Einbruchsdelikten. Die Täter hatten es vor allem auf Smartphones, Bargeld und Schmuck abgesehen, also alles, was sich schnell wegschaffen lässt.Zwar weist die Kriminalitätsstatistik seither einen deutlichen Rückgang der Einbruchszahlen auf. So wurden 2020 noch 263 Fälle registriert. Doch in jedem Einzelfall es ist nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden, der damit angerichtet wird. &bdquo;Ein Einbruchsdiebstahl ist für alle Bewohner ein oft traumatisierendes Erlebnis“, sagt Kriminalhauptkommissar Guido Baratella. Der 44-Jährige ist sicherheitstechnischer Berater der Kreispolizei Gütersloh und fügt hinzu: Die Auswirkungen seien objektiv messbar. &bdquo;Etwa 20 Prozent der Geschädigten können und wollen nicht in der Wohnung oder dem Haus weiterleben und ziehen um.“ Gibt es Wohnsiedlungen und Orte im Kreis Gütersloh, die überdurchschnittlich oft von Einbrechern heimgesucht werden? Mit genauen Ortsangaben hält sich die Polizei zurück. Generell gebe es aber einige tatfördernde Aspekte, die die Einbruchssituation eines Objektes oder eines Quartiers beeinflussen könnten. &bdquo;Einfach gesagt: Täter haben einen ausgezeichneten Blick für Tatgelegenheiten“, meint Baratella. Beispielsweise habe bei den überregional agierenden Banden die Anbindung an schnelle Verkehrswege, also Autobahnen wie die A 2 oder die A 33, eine große Rolle gespielt.Regionale Einbrecher würden sich in &bdquo;ihrem“ Bereich zumeist sehr gut auskennen und das Tatrisiko, Entdeckungs- sowie Erfolgswahrscheinlichkeit nüchtern bewerten. In verwinkelten, stark bewachsenen Siedlungen könnten sich Täter nahezu unerkannt bewegen. Der vom Eigentümer bewusst blickdicht eingewachsene Garten werde von Einbrechern geschätzt, da das Entdeckungsrisiko erheblich herabgesetzt sei. Welche Aspekte wirken auf potenzielle Täter abschreckend? Baratella verweist neben den bewährten Vorkehrungen mit mechanischem und elektronischem Einbruchsschutz auch auf städtebauliche Aspekte und die Bauplanung eines Hauses. Tatverhindernd wirken sich nach Aussage des Experten Sichtachsen im Stadtteil, Quartier und auf Grundstücken aus. Sie erhöhten das Entdeckungsrisiko. Als leuchtendes Beispiel für gute Einbruchsvorbeugung nennt Baratella den Gütersloher Bauverein, der in jüngerer Vergangenheit zahlreiche Empfehlungen der Kriminalpolizei umgesetzt habe.Martina Baumann-Polchow vom Bauverein nennt ein Beispiel: So seien Bewohner des Quartiers Schlüterstraße mit rund 50 Wohnungen für Senioren oftmals das Ziel von Enkeltricks und Haustürbetrügereien geworden. &bdquo;Daher wurde bei der Ausstattung der Wohnungen ein besonderer Schwerpunkt auf die Sicherheit gelegt, und zwar in Form von Dreifach-Verglasung, abschließbaren Fenstergriffen, einer modernen Video-Gegensprechanlagen und elektrischen Rolläden. &bdquo;Die Mieter sehen schon vor der Öffnung der Hauseingangstür, ob dort ein willkommener Gast steht.“ Auch im Quartier Auf der Hucht/Loerpabelsweg seien im Zuge der Modernisierung die Empfehlungen der Polizei in puncto Sicherheit umgesetzt worden. Neben einbruchsicheren Fenstern und Wohnungstüren sei auch auf gute Beleuchtung der Gebäude und Wege geachtetet worden. &bdquo;So entstehen keine Angsträume“, sagt Baumann-Polchow. Mit der Beteiligung an der von der Polizei ins Leben gerufenen Initiative &bdquo;Zuhause sicher“ nehme der Bauverein eine Vorreiterrolle im gesamten Kreis Gütersloh ein. Die Wohnungsbaugenossenschaft habe sich dieses Engagement bislang 1,5 Millionen Euro kosten lassen. Ab sofort werde der Bauverein bei allen künftigen Modernisierungsvorhaben standardmäßig die Anforderungen für die Präventionsplakette umsetzen. Wo kommt es nur selten zu Einbrüchen? Es gelte, sagt Berater Baratella, mögliche Einbrecher schon vor dem Entschluss zur Tat durch eindeutige Signale abzuschrecken. &bdquo;Grundsätzliche meiden Täter Objekte, in den sich Personen befinden, da für sie dort die Erfolgswahrscheinlichkeit gering ist.“ Daher sei selbst das Vortäuschen der Anwesenheit ein stark tatverhindernder Aspekt. Zudem würden Täter Licht scheuen. Gerade während der dunklen Jahreszeit komme es oft in unbeleuchteten Bereichen zu Einbrüchen. &bdquo;Die kleine Lampe im Hausflur, der penibel aufgeräumte Hof oder tagsüber heruntergelassenen Rollos geben dem Täter sofort das Signal: Niemand zuhause.“ Woran liegt es, dass die Einbruchsfälle seit einigen Jahren kontinuierlich zurückgehen? Dazu haben nach Expertenaussage verschiedenen Faktoren beigetragen. Beunruhigt durch Einbruchdiebstähle in der Nachbarschaft, im Familien- oder Bekanntenkreis haben laut Baratella zahlreiche Bürgerinnen und Bürger Anstrengungen unternommen, ihre Immobilie besser zu schützen.Für viele stelle die staatliche Förderung über die kfw-Bank einen entscheidenden Anreiz für Sicherungsmaßnahmen dar. Allerdings, so der Hinweis des Experten, sei aktuell aufgrund der vorläufigen Haushaltsführung der Bundesregierung keine Förderung über die KfW-Bank möglich. Außerdem, so der Hauptkommissar, sei die Einstufung des Einbruchsdiebstahls als "Verbrechen" statt wie vorher als "Vergehen" mit der Folge von einem Jahr Mindestfreiheitsstrafe im Fall einer Verurteilung für viele Täter ein abschreckendes Signal des Staates. Aber auch die massiv verstärkte operative und präventive Arbeit der Polizei in Sachen Einbruchschutz habe sich positiv ausgewirkt. Was sollte jeder Einzelne beherzigen, um sich so gut wie möglich vor einem Einbruch zu schützen? Die Empfehlung der Polizei lautet: Lassen Sie sich durch die Experten der Polizei professionell, neutral und kostenlos in Ihren eigenen vier Wänden beraten.“ Damit verbunden sei eine individuell erstellte Checkliste mit den Schwachstellen der jeweiligen Immobilie sowie Übersichten zertifizierter und überprüfter Handwerksunternehmen, die die Empfehlungen kompetent umsetzen könnte. Die Beamten würden leider immer wieder feststellen, dass die Arbeiten zwar von Handwerkern, aber nicht fachgerecht ausgeführt wurden. Es gebe in der Hinsicht durchaus schwarze Schafe, sagt Baratella. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht seien oft auch &bdquo;Do it yourself-Aktionen“ der Bewohner. Eigene Laubsägearbeiten zur Sicherung des Fenstergriffs, Insektenschutzgitter am Fenster oder ein über den Lichtschachtrost gespannter Draht seien böten nun mal keinen effektiven Einbruchsschutz. Auch unprofessionelle Alarmanlagen oder WLAN/IP-Kameras sowie zahlreiche Produkte aus dem Smart-Home-Sortiment seien in der Regel völlig ungeeignet. Anders sehe es mit der Präventionsplakette der Polizei aus, die Eigentümer und Mieter erhalten, wenn sie die Empfehlungen zum Einbruchschutz umgesetzt haben. Knapp 1.000 Immobilien tragen das Siegel inzwischen. Baratella: &bdquo;Und in keine einzige ist bisher erfolgreich eingebrochen worden.“

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