Streit um B61-Ausbau in Gütersloh: lieber besserer ÖPNV als noch mehr Autos

Gütersloh. Etliche Reaktionen hat es auf den Meinungsbeitrag unseres Autors zum Problemfall B61 gegeben. Er meint, dass endlich eine Übergangslösung her muss, denn bis zur Verkehrswende sei es noch ein weiter Weg. Hier eine Auswahl von Zuschriften und Kommentaren von Leserinnen und Lesern zu dem Beitrag "Problemfall B61 in Gütersloh: Es ist Zeit, endlich in die Pötte zu kommen": Renate Ostermann meint: Die Problematik haben Sie gut geschildert, aus der Sicht der Autofahrer. Die Staus im Berufsverkehr führen zu erheblichen Verzögerungen und trotzdem: man ist mit dem Auto immer noch schneller, trockener (bei Regen), wärmer (im Winter) von GT nach BI unterwegs oder umgekehrt, als mit dem Rad oder dem ÖPNV. Steht man im Stau, ist man genervt, steht man am Bahnhof und der Zug kommt zu spät, woraus folgt, dass man seine Busverbindung auch nicht erreicht, ist man auch genervt. Kommt der Zug gar nicht, verliert man vielleicht einen Urlaubstag, da man nicht zur Arbeit kommt. Und so geht es vielen, die sich bewusst fürs Klima für Bus und Bahn entscheiden, aber natürlich auch denjenigen, die das Auto nicht zur Wahl haben.Ich halte es für sehr viel wichtiger, die Attraktivität des ÖPNVs schnell zu steigern als die Beseitigung von Staus. Wenn wieder einmal erst was für den Autoverkehr getan wird, Autofahren angenehmer wird, gibt das weniger Anreiz für Fahrrad und ÖPNV. Wir wissen ja alle: Die Verkehrswende muss kommen. Und ich denke, dass die Verbesserung des Autoverkehrs kontraproduktiv ist. Wie sie selbst schreiben, es gibt viele Ansätze und Konzepte, Gutachten für besseren Radverkehr und ÖPNV, es fehlt an der zeitnahen Umsetzung. Durchdacht ist vieles schon. Und in Bielefeld tut sich ja auch was (u.a. Radspuren, Ausbau des Straßenbahnnetzes). Wir benötigen alle Anstrengung hier zügig voranzukommen und sollten keine Anstrengung in Möglichkeiten setzen, die die Verkehrswende bremsen. Finden Sie nicht?Mangelhafter ÖPNV muss endlich verbessert werden Anette Klee aus Gütersloh merkt an: Wir haben generell gar nicht das Problem, dass wir zu wenige Straßen haben, wir haben eins mit zu vielen Autos. Die Autos sind quasi überall und belasten unsere Städte und Dörfer. Sie verhindern, dass unsere Kinder eigenständig mit dem Fahrrad zur Schule kommen können. Sie werten die Aufenthaltsqualität ab für alle, die gerade selber nicht im Auto drinsitzen. Wenn wir als Gesellschaft unter der Belastung durch zu viele Autos leiden, dann lösen wir dieses Problem nicht, in dem wir neue Straßen bauen oder deren Leistungsfähigkeit erhöhen. Fragt man Autofahrende, warum sie mit dem Auto fahren, dann hört man überwiegend &bdquo;wie sollen wir denn sonst fahren, mit dem ÖPNV geht es ja nicht“.Man kann das Problem, dass das Pendeln mit dem ÖPNV für die meisten nicht funktioniert, nicht dadurch lösen, dass man Straßen weiter ausbaut. Denn fehlende Straßen sind nicht das Problem. Dass wir bereits zu viele Autos haben, die unsere Infrastruktur quasi verstopfen und dass es kaum gute Alternativen zum Auto gibt, sind die Probleme. Die es jetzt endlich zu lösen gilt. Zu viele Autos haben wir übrigens, weil wir den mangelhaften ÖPNV seit zig Jahren vor uns herschieben und statt den zu verbessern lieber neue Straßen bauen. Die zu noch mehr Autos geführt haben. Ohne das Problem gelöst zu haben. So wie auch ein Kreuzungsausbau wieder zu noch mehr Autos führt. Und wieder: ohne das Problem gelöst zu haben.Warum hat das Auto immer noch einen so hohen Stellenwert? Auf der Facebookseite der NW Gütersloh ist ebenfalls eine rege Diskussion um Zustand und Zukunft der B61 entfacht. Ein Nutzer findet: &bdquo;Keine B61n. Nicht in der Zeit der Klimakrise. Wir müssen andere Projekte, z. B. Fahrradfernwege angehen.“ Ein weiterer erklärt dazu, dass nach Freigabe der A 33 die Verkehrsbelastung auf der B 61 sogar zurückgegangen sei. So die Zählungen von Straßen NRW. Lkw erreichten aktuell ihre Ziele. Ein Ausbau der B 61 sei daher nicht notwendig. Ein anderer befürchtet eine Art weitere Autobahn. Das locke neuen Verkehr an und ende dann am Ortseingang Gütersloh, wo dann alles steht. &bdquo;Verkehrspolitischer Blödsinn und kontraproduktiv für die dringend nötige Verkehrswende. Die Menschen, die in Isselhorst und Avenwedde wohnen, werden über ein solches neues Lärmband begeistert sein!“Querelen wie in Plattfuß am Straßenrand oder der jährliche Gehölzschnitt seien Situationen, die sich auf einen sehr kurzen Zeitraum beschränkten. Genau wie die tägliche Rushour. &bdquo;Durch einen Ausbau der B61 werden diese Probleme nicht beseitigt. Der Verkehr der Rushour wird sich lediglich in die Bereiche verlagern, in denen die ausgebaute Straße wieder zu einem 'Flaschenhals' wird, meint ein Diskussionsteilnehmer.&bdquo;Ich verstehe auch gar nicht, dass das Automobil immer noch einen so hohen Stellenwert hat, dass die Diskussion über den Ausbau der B61 nur aufgrund dieses einen Verkehrsmittels geführt wird.“ Parallel zur B61 verlaufe eine Bahntrasse, die im Stundentakt auch in Avenwedde Bhf. halt mache. Zudem gäbe es Buslinien. Es ist nicht Fünf vor Zwölf, nein es sei schon Viertel nach Zwölf. Von daher gehörten die Pläne vom vierspurigen Ausbau der B61 unverzüglich vom Tisch. Es gäbe so viele Möglichkeiten sich von A nach B zu bewegen. "Wann kapiert Ihr endlich, dass man gesparte Zeit nicht atmen kann?" Ein Leser auf nw.de schreibt: "Ich bin diese Straße 15 Jahre lang morgens von Gütersloh nach Bielefeld gefahren und abends das Ganze wieder zurück. Natürlich hat es Staus gegeben, insbesondere bei Umleitungen aufgrund von Unfällen auf der A2 und auch bei den vom Autor beschriebenen Gelegenheiten. Wie oft das der Fall war? Dafür habe ich keine konkrete gemessene Zahl, aber auf jeden Fall prozentual einstellig und dadurch m. E. absolut erträglich. Trotz prognostizierter Verkehrswende scheint der Mensch derzeit darauf erpicht zu sein, unbedingt noch ein paar Minuten einzusparen. Da wird wegen zehn Minuten Ersparnis bei der Bahnfahrt von Bielefeld nach Hannover über eine neue Bahntrasse ebenso diskutiert wie über den Ausbau der B 61 mit allem, was dazugehört - und sei es als "Übergangslösung". Fällen wir also sämtliche Alleebäume, dann ersparen wir uns zumindest den Verkehrsstau wegen des Gehölzschnittes. Wann kapiert Ihr endlich, dass man gesparte Zeit nicht atmen kann?"

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