Radwege im Kreis sollen aufgewertet werden - geplante Umsetzung löst Kritik aus

Gütersloh. Der Kreistag möchte mehr Geld für Radwege ausgeben – eine Entscheidung, die beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC) eigentlich für gute Laune sorgen müsste. &bdquo;Der Kreis hat ein Alltags-Radwegekonzept verabschiedet mit Qualitätsstandards, die wir ausdrücklich befürworten", sagt Daniel Neuhaus, Vorsitzender des Gütersloher Kreisverbandes. Auch die Tatsache, dass die bestehenden Radwege die Qualitätsstufe 2,5 und besser erreichen sollen, ist im Sinne der Fahrradlobbyisten. &bdquo;Auf dem Fahrrad spürt man Unebenheiten und Schäden im Asphalt viel stärker als im vollgefederten Auto, daher benötigen wir Radwege mit einer hohen Qualität", bestätigt Neuhaus. Knapp fünf Kilometer Radweg will der Kreis nun jährlich zusätzlich sanieren, 590.000 Euro werden dafür zusätzlich benötigt. Das Konzept des Alltagsradwegenetzes des Kreises will alle Kommunen des Kreises mit ihren jeweiligen Nachbarkommunen verbinden und Qualitätsstandards für die Radwege setzen, um die Bedingungen für den Radverkehr zu verbessern. Und genau daran hapert es laut ADFC bereits. Daniel Neuhaus nennt ein Beispiel: &bdquo;Die Verler Straße soll 2022 dreistreifig ausgebaut werden. Im zweiten Halbjahr sollen zwischen Gütersloh und Verl im außerörtlichen Bereich die Bagger anrücken. Dabei entsteht auch eine neue Radverkehrsverbindung. Lesen Sie auch: Hier fühlen sich Radfahrer in Gütersloh besonders gefährdet Zunächst einmal ist das gut, denn dort gibt es außer dem Mehrzweckstreifen aktuell überhaupt keine Infrastruktur für den Radverkehr. Das Alltagsradwegekonzept des Kreises Gütersloh setzt für diese wichtige Pendler-Strecke eine Breite von 3,50 Meter an. Das Land NRW mit seiner zuständigen Behörde Straßen NRW plant den Radweg aber nur mit 2,50 Meter Breite. Das ist eine erhebliche Unterschreitung des im Konzept des Kreises Gütersloh vorgesehenen Qualitätsstandards. Wir sehen hier Handlungsbedarf – zumal das Land uns gesagt hat, auch bei zukünftigen Neuplanungen nur den Mindeststandard zu bauen." Baulastträger sei das Land NRW. Straßen.NRW hält sich bei Radwegsbreite an die gesetzlichen Vorgaben Sven Johanning, Sprecher von Straßen.NRW, bestätigt, dass es Ende Oktober/Anfang November bereits einen Schriftverkehr der Stadt Gütersloh mit seiner Behörde gegeben habe, wo zumindest eine Breite des Radweges von drei Metern gewünscht wurde. &bdquo;Das können wir nicht so einfach machen", sagt Johanning. Man müsse sich bei der Planung an das vorhandene Regelwerk halten und das seien in diesem Fall die ERA - die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen - in der Fassung von 2010. Und die sehe eine Radwegbreite von 2,50 Metern vor. &bdquo;Wenn etwas Anderes gewünscht wird, dann muss auch das Ministerium beteiligt werden", so Johanning. Beim Bauprojekt Verler Straße gibt er außerdem zu bedenken, dass die Planung dort den Landesbetrieb schon über Jahre begleite. &bdquo;Wir haben die Planung aufgrund von Grunderwerbs-Schwierigkeiten immer wieder verändern müssen, damit wir überhaupt einen Radweg an die Straße bekommen." Es sei &bdquo;schier unmöglich" jetzt noch einen halben Meter dazu zu bekommen. Beim Thema Radwegeverbindung zwischen Verl und Gütersloh gab es auch Vorschläge aus der Politik, die Wege entlang des Westfalenwegs oder der Determeyer-Siedlung zu nutzen. Davon hält Neuhaus gar nichts. &bdquo;Das sind keine Alltagsradwegeverbindungen. Überspitzt gesagt sind das Verbindungen für Leute, die am 1. Mai einen Ausflug fahren möchten. Niemand fährt auf dem täglichen Arbeitsweg freiwillig einen signifikanten Umweg. Das hat die Politik noch nicht erkannt, dass das Fahrrad ein Alltagsverkehrsmittel ist." Radweg an der B 61 ist zugewuchert und rutschig Kritik gibt es vom ADFC auch am Zustand des Radwegs entlang der B61 zwischen Gütersloh und Bielefeld. Der Radweg sei regelmäßig zugewuchert, Wurzeln sorgen für Durchbrüche im Asphalt, heruntergefallenes Laub sorge gerade bei Nässe für zusätzliche Gefahr. &bdquo;Wir sind deshalb stark dahinter her, dass das Radschnellweg-Projekt, das von Minden nach Rheda-Wiedenbrück führen soll, umgesetzt wird. Neuhaus: &bdquo;Wir streben an, dass der Radschnellweg nicht direkt neben der B61 geführt wird. Es braucht Alternativrouten, die weniger durch den Autoverkehr belastet sind. Vielleicht kann man sich an der Bahnlinie orientieren, das muss die Projekt-Analyse noch klären. Hier gibt es ja deutliche Verzögerungen." Fritz Spratte, ebenfalls im Vorstand des ADFC, fordert mehr Tempo: &bdquo;Es muss jetzt schneller gehen! Die neue Bundesregierung sagt, dass man für Infrastrukturentwicklung Beschleunigung braucht. Sechs Monate statt sechs Jahre für eine Genehmigung. Der Radschnellweg OWL ist zur Zeit auf der anderen Seite von Bielefeld Richtung Herford-Minden in einer weiteren Konkretisierungsstufe. Aber es gibt noch keinen politisch beschlossenen Auftrag, diese Verlängerung durch Bielefeld in Richtung Rheda-Wiedenbrück entsprechend umzusetzen. Dann erst würde man das gesamte Verfahren mit Trassensuche, Festlegung, vorzeitiger Bürgerbeteiligung und vieles mehr vornehmen." Kim Ortmeier wird neue Mobilitätsmanagerin Der ADFC wünscht sich, dass die Stadt Gütersloh bei Projekten eine Vorreiterrolle einnimmt. So wie bei dem im Kreis geplanten Bike-Sharing-Projekt, das der Mobilitätsmanager Christopher Schmiegel angestoßen hatte. Schmiegel hat den Kreis jedoch in Richtung Osnabrück verlassen, um dort zu promovieren. Seine Nachfolgerin wird zum 1. Januar Kim Nadine Ortmeier, bisher Klimaschutzmanagerin beim Kreis. &bdquo;Die Stadt Gütersloh ist hier zu zögerlich", bedauert Daniel Neuhaus. Beim Bike-Sharing-Projekt werde argumentiert mit &bdquo;In Gütersloh hat eigentlich jeder ein Fahrrad". &bdquo;Das mag so sein, aber hat man das Fahrrad auch immer an der Stelle, wo man es benötigt? Und was ist mit den Berufspendlern, die mit dem Zug ankommen? Gütersloh und die umliegenden Städte haben sehr große Pendlerströme. Wegen fehlender Alternativen und aus Bequemlichkeit nutzen zu viele Pendler das Auto. Wir müssen also Alternativen zum Auto anbieten und die Kombination aus ÖPNV und Fahrrad besser machen. Bei einer Großstadt wie Gütersloh gehört es dazu, auch ein Fahrradverleihsystem anzubieten", so Neuhaus. Die kleineren Kommunen im Kreis würden genau beobachten, wie sich Gütersloh verhält. Wenn Gütersloh das Zugpferd sei, seien auch andere Kommunen im Kreis dabei, ist sich der ADFC-Vorsitzende sicher.

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