Trotz Baustopp per Gerichtsbeschluss: Reger Betrieb auf Hagedorn-Ranch

Gütersloh. Einen Tag, nachdem das Verwaltungsgericht Minden im Eilverfahren einen sofortigen Baustopp der Reitanlage von Barbara Hagedorn (52) in Bielefeld-Holtkamp verfügt hat, steht nach Auskunft ihres Anwalts Claas Birkemeyer noch nicht fest, ob die Gütersloher Unternehmerin den Beschluss vor dem Oberverwaltungsgericht Münster anfechten wird. Auch die Stadt Bielefeld, die die Baugenehmigung erteilte und deshalb von den Naturschützern des BUND beklagt worden ist, müsse sich nach Auskunft von Rechtsamt-Leiter Martin Leister &bdquo;intern besprechen, wie man weiter vorgehen wird." Lesen Sie auch: Reaktionen auf Baustopp der Hagedorn-Ranch: "Es geht um Gerechtigkeit" Beschwerde müsse binnen zwei Wochen eingelegt, die Begründung dafür bis spätestens zum Fristende 13. Januar 2022 eingereicht werden. Derweil sorgte für Irritationen, dass die Bauarbeiten auf dem Areal kurz hinter Isselhorst auch am Dienstag offenbar ungehindert weiter gegangen sind. Ein Trugschluss. Rechtsamt-Leiter rät zur Vorsicht Trotz des tags zuvor beschlossenen Baustopps herrscht auf dem Baugelände an der Brockhagener Straße 285 bereits am frühen Dienstagmorgen gleißender Flutlichschein und reger Betrieb, wie Anwohner, Passanten und Autofahrer beobachteten. Auch am Nachmittag waren Arbeiter tätig. Ein Hinweisgeber informierte die Stadt Bielefeld. Mit Folgen: &bdquo;Das Bauamt der Stadt Bielefeld überprüft, ob dort gebaut worden ist und ordnet gegebenenfalls eine Stilllegungsverfügung an", erklärt der Bielefelder Rechtsamt-Leiter Martin Leister weiter. Es gelte bei derlei Anschuldigen allerdings Vorsicht walten zu lassen. &bdquo;Sicherungsmaßnahmen als Beispiel dürften noch zuende durchgeführt werden." Auch Maschinen und Fahrzeuge müssten gegebenenfalls entfernt werden. BUND-Vorwurf: Maurer und Dachdecker arbeiten einfach weiter Am späten Nachmittag veröffentlichte dann zunächst der BUND, dessen NRW-Ableger gegen die Baugenehmigung der SL Riding Ranch geklagt hatte, eine Pressemitteilung. In dieser war Sprecher Adalbert Niemeyer-Lüllwitz der Gütersloher Unternehmerin vor, &bdquo;dass sie offenbar nicht bereit ist, dem Gerichtsbeschluss zu folgen." Der 70-Jährige erklärte weiter: &bdquo;Den ganzen Tag über liefen die Bauarbeiten auf der Baustelle weiter, wie uns AnwohnerInnen immer wieder berichteten." Maurer hätten Wände der Pferdeställe hochgezogen und Dachdecker Dachbalken für das Dach der Bergehalle montiert. Desweiteren hätten sich Arbeiter, die BUND-Mitglieder dazu angesprochen haben, überrascht gezeigt. &bdquo;Von dem Urteil des Gerichtes und einem Baustopp war ihnen nichts bekannt." Bielefelder Bauamt kontrollieret: &bdquo;Es ist alles okay" Bereits in der Mittagszeit soll der auf Umweltrecht spezialisierte Berliner Rechtsanwalt Thorsten Deppner, der die Umweltschutzorganisation vertritt, das Rechtsamt der Stadt Bielefeld aufgefordert haben, tätig zu werden. Der BUND erneuerte seine Aufforderung an die Stadt, dafür Sorge zu tragen, das geltendes Recht auf der Hagedorn-Baustelle ab sofort umgesetzt werde. Am Abend äußerte sich dann die Bielefelder Stadtsprecherin Kristina Beermann auf Anfrage der NW: &bdquo;Unser Bauamt war vor Ort und hat festgestellt, dass dort Sicherungsarbeiten durchgeführt wurden. Es ist alles okay." Zugleich kündigte Beermann an, dass auch am Mittwoch noch einmal kontrolliert werden würde. Gütersloherin Barbara Hagedorn äußert sich Die Gütersloher Unternehmerin Barbara Hagedorn, Geschäftsführerin der Thomas Hagedorn Holding GmbH, reagierte derweil ebenfalls am Dienstagnachmittag und erklärte: &bdquo;Wir prüfen gerade erst die Entscheidung des Verwaltungsgerichts und müssen dann sehen, welche nächsten Schritte wir gehen werden. Wir hoffen, dass der Baustopp dann bald wieder aufgehoben wird und werden dann weiter bauen. Bis dahin beschränken wir uns auf die notwendige Sicherung der Baustelle, ohne aber zu bauen." Es sei nachzusehen, dass man eine vernünftige Sicherung der Baustelle über den Winter vornehme. &bdquo;Und dieses so schnell wie eben möglich." Anwalt: &bdquo;Nichts, was man nicht reparieren könnte" Und wie geht es nun im Gerichtsfall weiter? Das Hauptsacheverfahren (AZ: 9K 5297/21), in dem zu klären ist , ob die Baugenehmigung aufgehoben wird, ist gegenwärtig offen. Und im Eilverfahren (AZ: 9L 760/21) besteht die Möglichkeit der Beschwerde. &bdquo;Wir werden zunächst einmal alle weiteren Einzelheiten mit Frau Hagedorn abstimmen", erklärt Rechtsanwalt Claas Birkemeyer von der Bielefelder Wirtschaftskanzlei Streitbörger PartGmbB für die Beigeladene. Eines könne man allerdings zweifelsfrei &bdquo;bereits schon jetzt sagen". Aus dem 33-seitigen Beschluss, den die drei Richter der 9. Kammer des Verwaltungsgerichtes Minden gefasst haben, werde deutlich, dass ihre Entscheidung auf widersprüchlichen und unvollständige Angaben aus den Gutachten fuße. Und das sei &bdquo;nichts, was man nicht reparieren könnte." Unterlagen nachbessern, neue Gutachten vorlegen Im Kern drehe es sich um gegensätzliche Angaben, die aus der Betriebsbeschreibung des Architekten zur Pferdepension SL Riding Ranch und der späteren Bewertung eines Gutachters hervorgehen. Darin seien beispielsweise andere Zahlen für Boxenmieten aufgetaucht, erläutert Claas Birkemeyer. Aus Sicht des Anwalts geht es nun darum, die Unterlagen dementsprechend zu korrigieren und nachzubessern sowie neue Gutachten vorzulegen. Dadurch würde gegebenenfalls das Bauamt der Stadt Bielefeld eine abgeänderte Baugenehmigung aussprechen, die entweder zum Bestandteil des Hauptsacheverfahrens werden könnte oder für die ein neues Verfahren eröffnet werden müsste. Das sei jedoch nur mögliche Szenarien.

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