Ausbau von Bushaltestellen im Kreis Gütersloh verzögert sich

Kreis Gütersloh. Nicht nur der Bus hat mitunter Verspätung. Auch der Ausbau der Haltestellen im Kreis Gütersloh als ein Beitrag zur Mobilitätswende wird nicht pünktlich abgeschlossen. Zwar hat Düsseldorf laut einer Mitteilung der heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Raphael Tigges und André Kuper gerade erst knapp 31 Millionen Euro an neuen Fördermitteln für Projekte im gesamten Land bereitgestellt, mit denen auch einige Vorhaben in Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück und Borgholzhausen realisiert werden sollen. Doch das im Personenbeförderungsgesetz des Bundes gesteckte Ausbauziel Ende 2021 lässt sich nicht realisieren, zumindest nicht auf Gütersloher Stadt- und Kreisebene. Lesen Sie auch: ZOB in Gütersloh soll verlegt werden - jetzt werden die Pläne konkret Stadt geht letzten Abschnitt an So hat die Stadt Gütersloh seit 2014 bisher erst zwei Drittel aller 285 Haltestellen erneuert. &bdquo;Jetzt nehmen wir im letzten Abschnitt im kommenden Jahr die verbliebenen 89 Haltestellen in Angriff", teilte Sprecherin Annette Blumenstein auf Anfrage mit. Dazu zählen zum Beispiel die stadteinwärts gelegenen Haltestellen LWL-Ambulanzzentrum, Bertelsmann, Mohndruck, Isselhorst Schule oder August-Borsig-Straße. Beidseits ausgebaut werden unter anderem die Haltestellen Carl-Zeiss-Straße, Henkenhof, Upmann und Herz-Jesu-Kirche in Avenwedde. Viele Haltestellen kaum frequentiert In den übrigen zwölf Kommunen des Kreises sollten, so sieht es der 2017 verabschiedete Nahverkehrsplan (NVP) vor, 296 der rund 800 Haltestellen möglichst bis Ende dieses Jahres ausgebaut werden, und zwar solche, die siedlungsnah, gut frequentiert und/oder an Schulen, Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern liegen. In welchem Umfang das tatsächlich geschehen ist, lässt sich freilich kaum beurteilen. Leider habe er nicht von allen Kommunen eine Rückmeldung erhalten, berichtet Heiko Rusche, stellvertretender Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) und zuständig für die Angebotsplanung im regionalen Nahverkehr. Es zeichne sich aber ab, &bdquo;dass die von uns gewünschten Haltestellen bis Ende des Jahres noch nicht fertig gestellt werden, da dies sehr von den zur Verfügung stehenden Fördergeldern abhängt." Lesen Sie auch: Welche Haltestellen für die neue S-Bahn im Kreis Gütersloh geplant sind Die Kommunen seien unterschiedlich weit gekommen, sagt Rusche. Beispielsweise habe die Stadt Verl eine Reihe weiterer Haltestellen ausgebaut, von den im NVP genannten jedoch noch nicht alle fertiggestellt. Bis Ende Frühjahr 2022 werde das abgearbeitet. Im nächsten Jahr folge dort auch die zentrale Haltestelle ZOB/Bahnhof, die zusammen mit dem Marktplatz umgestaltet werde. Die Stadt Halle hat laut Rusche alle Haltestellen der Priorität A (kurzfristig) ausgebaut, B (mittelfristig) und C (langfristig) würden noch folgen. In Langenberg seien sämtliche Haltestellen ausgebaut. Da durch den Ort aber nur eine Linie fährt, sei der Aufwand vergleichsweise gering gewesen. Haltestellen als Qualitätsmerkmal Grundsätzlich repräsentieren laut NVP die Haltestellen den ÖPNV im Straßenraum - neben den Bussen. Ihr Erscheinungsbild und ihre Funktionalität seien für die Qualität des ÖPNV mit entscheidend. Vor diesem Hintergrund formuliert der Nahverkehrsplan eine Reihe von Anforderungen an die Ausstattung von Bushaltestellen. Die Palette reicht von taktilen (den Tastsinn betreffende) Leitstreifen für Sehbehinderte und einem barrierefreien Zugang mit Fußweg, über Sitzgelegenheiten bis hin zum Fahrgastunterstand sowie modernen Fahrradbügeln. Ein ideales Beispiel ist demnach in Verl zu besichtigen: die Haltestelle Sielhorst. Dass es mit dem Ausbau an der einen oder anderen Stelle hakt, dürfte auch an den unterschiedlichen Zuständigkeiten liegen. Hier ist ein regelrechtes Wirrwarr festzustellen. So richtet sich das Personenbeförderungsgesetz allein an Verkehrsunternehmen sowie Kreise und kreisfreie Städte als Aufgabenträger des ÖPNV. &bdquo;Die Kreise besitzen aber nun mal nicht den Grund und Boden, auf dem die Haltestellen liegen", erläutert Heiko Rusche. Sämtliche Busse sind barrierefrei Eigentümer seien die Kommunen, das Gesetz richte sich aber nicht an sie. Ausnahme Bielefeld: Hier fallen beide Aufgaben zusammen. Auch die Stadt Gütersloh ist in ihrem Stadtgebiet ÖPNV-Aufgabenträger. &bdquo;Die Kreise können nur dafür sorgen, dass die Fahrzeuge barrierefrei sind, was der Kreis Gütersloh auch getan hat", sagt Rusche. Und noch eine weitere Facette gilt es zu beachten: Die Haltestellenmasten gehören weder den Kommunen noch den Kreisen. Sie sind im Besitz der Verkehrsbetriebe. Die Finanzierung des Ausbaus übernimmt wiederum zum größten Teil das Land, entweder mit einem direkten Zuschuss oder über den NWL (Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe) in Münster. In beiden Fällen liegt die Förderhöhe bei etwa 90 Prozent. Den Rest steuern die Kommunen bei. Allein in Gütersloh liegt die Gesamthöhe des finanziellen Umfangs zwischen 2014 bis 2023 inklusive Planungskosten bei vier Millionen Euro. Hoher Aufwand für neues Kataster Experte Rusche schildert überdies einige Schwierigkeiten im Vorfeld des Ausbaus auf Kreisebene. So habe nicht überall eine Übersicht der vorhandenen Bushaltestellen vorgelegen. Auch sei nicht immer klar gewesen, wie viele Fahrgäste die einzelnen Haltestellen nutzen. &bdquo;Wir mussten mit hohem zeitlichen Aufwand ein Kataster für den Kreis Gütersloh aufstellen sowie Zählungen vornehmen und auswerten." Letztlich seien Haltestellen, die wenig frequentiert oder überhaupt nicht frei zugänglich sind, in der Kategorie D für den Ausbau bei späterem Bedarf zusammengefasst worden. Anschließend galt es für die Kommunen, für jede einzelne Haltestelle zu prüfen, welche Arbeiten notwendig sind und ob gegebenenfalls Grund angekauft werden muss. Bei der großen Menge an Haltestellen landesweit habe das vorhandene Budget letztlich nicht ausgereicht. Rusche weist aber auch auf einen positiven Trend hin. &bdquo;Einige Kommunen möchten mehr ausbauen, als vorher vereinbart." Nur eben nicht mehr bis Ende dieses Jahres.

Meistgelesen