Gütersloher Schuhmacher zieht nach 33 Jahren Warten in sein Wunschgeschäft

Gütersloh. Der Gütersloher Schuhmachermeister Michael Schulze (60) gehört mit seinem Betrieb seit fast einem Vierteljahrhundert fest zum Stadtbild an der Berliner Straße 2. Weitaus länger existiert der Gedanke und eine mündlich vereinbarte Abmachung, seinen Firmensitz einmal gegenüber vom Gütersloher Rathaus hin zu verlagern. Nämlich genau genommen seit 33 Jahren! &bdquo;Jetzt wird endlich ein Schuh draus“, freut sich der Mann mit dem langen Atem. Bis zum 5. Oktober will Schulze in die Räume der ehemaligen Buchhandlung Heitmann an der Berliner Straße 67 umgezogen sein. Ein Geschäft wie ein BVB-Fanshop Sein jetziges, 43 Quadratmeter großes Geschäft in der Gütersloher Innenstadt wirkt fast wie ein kleiner Fanshop von Borussia Dortmund. Ein gerahmtes Mannschaftsfoto liegt auf dem Regal. Große Plastikbildwände mit Bundesligastars stehen kreuz und quer vor dem Tresen. &bdquo;Die hat mir Karstadt geschenkt, als hier Schluss war“, sagt er. Und dass er sie gerne genommen hat. Kein Wunder, schließlich ist Schulze BVB-Fan vom Scheitel bis zur Sohle, stammt gebürtig aus der Ruhrpott-Metropole und heißt ja auch fast noch genauso wie der gleichaltrige Ex-Nationalspieler Michael Schulz (60) der Schwarz-Gelben. 1979 als Angestellter bei Mister Minit in den Hertie-Räumen Auch die lange Lockenpracht eint den Fußballer und den Fuß-Fachmann. &bdquo;Alles reiner Zufall“, schmunzelt Schulze, der in seinem Geschäft Schuhmacher-Reparaturen, Maßschuhe, einen Schlüsseldienst, Gravuren und Stempel anbietet. Gleichwohl nimmt er jede Gelegenheit wahr, um Dortmunder Heimspiele im Stadion zu verfolgen. In Lütgendortmund aufgewachsen, zog der Mann mit der Matte 1979 nach Gütersloh, begann als Angestellter bei Mister Minit in den Räumen von Hertie und blieb &bdquo;der Liebe wegen“. Er heiratete seine heutige Ehefrau Susanne Schulze (60). Und genau die familiäre Verbandelung führte auch zur kuriosen Geschichte, die es mit dem jahrelang ins Auge gefassten und demnächst vollzogenen Umzug in sein Wunschgeschäft auf sich hat. Bei der Beerdigung eine Vereinbarung getroffen Eine gewisse Elisabeth Dunkel, erste Königin der Gütersloher Stadtschützen und Großmutter von Schulzes Ehefrau Susanne, führte bis Ende der 60er-Jahre ein Lederwarengeschäft, das seinen Sitz in der Berliner Straße 67 hatte. Also in der Immobilie, in der von 1969 bis zu diesem Jahr die Traditions-Buchhandlung Heitmann untergebracht war. &bdquo;Ich fand die Räume immer interessant und wollte dort rein“, sagt Schulze. Als Frau Dunkel im Jahr 1988 schließlich das Zeitliche segnete, nutzte der gelernte Konditor die Gelegenheit. &bdquo;Am Rande der Beerdigung habe ich mit dem Eigentümer vereinbart, dass ich irgendwann mal in das Geschäft ziehe, wenn es frei wird.“ Geschäftsräume sind 89 Quadratmeter groß Nach 33 Jahren kann Michael Schulze nun den einst mit dem Eigentümer, &bdquo;einem Professor Doktor Dammer aus Heidelberg“, besiegelten Pakt in die Tat umsetzen. &bdquo;Ich wusste immer: Irgendwann wird es soweit sein.“ Und zwar jetzt! Zum einen hat die Buchhandlung Heitmann geschlossen und die Räume an der Berliner Straße 67 verlassen. &bdquo;Zum anderen ist im neuen Laden die Miete günstiger und das Geschäft mit 89 Quadratmetern mehr als doppelt so groß“, freut sich Schulze. Neuer Anfang am 5. Oktober Ende der 80er-Jahre schob der berufliche Tausendsassa eine Goldschmied-Lehre in Pforzheim ein, ehe er 1992 seine Ausbildung an der Schuhmachermeisterschule in München absolvierte. Im gleichen Jahr machte er sich selbständig, hatte einen Laden auf dem heutigen Grundstück des Schuhhauses Potthoff. Seit 1997 ist der geduldige Gütersloher nun an der Berliner Straße 2 zu finden – zumindest noch für wenige Tage. Dann hat das lange Warten ein Ende und Michael Schulze mit seinem Wunschgeschäft am 5. Oktober einen neuen Anfang.

Meistgelesen