Naturschützer ziehen gegen Pferde-Ranch von Familie Hagedorn vor Gericht

Gütersloh/Bielefeld. Längst laufen die Arbeiten für die geplante Reitsportanlage auf Hochtouren, doch nun droht neues Ungemach: Nach heftiger Kritik am geplanten Bau ihrer SL Riding Ranch auf einem sich im Familienbesitz befindlichen Grundstück kurz hinter Isselhorst, steht dem Vorhaben der Gütersloher Unternehmergattin Barbara Hagedorn nun möglicherweise sogar ein Gerichtsprozess im Weg. Naturschützer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben vor einer Woche beim Verwaltungsgericht in Minden eine Klage gegen die Stadt Bielefeld eingereicht. Diese hatte den Hagedorns zuvor die Baugenehmigung für ihr Großprojekt in Bielefeld-Holtkamp erteilt. &bdquo;Es gibt ein Verfahren, das sich gegen die Baugenehmigung und den Betrieb einer Riding Ranch wendet. Die Klage wurde am 16. September eingereicht und ist bereits zugestellt worden", bestätigt Richterin Amrei Stocksmeyer am Mittwoch. Die Stadt Bielefeld erhält die Gelegenheit zur Stellungnahme und Einsendung von Verwaltungsvorgängen, die Licht ins vermeintliche Dunkel bringen könnten. BUND forderte eine Überprüfung des Bauvorhabens von der Bezirksregierung Unternehmergattin Barbara Hagedorn, die für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zu erreichen war, hatte (wie berichtet) am 30. Juni 2021 den Riding Club Gütersloh aus der Taufe gehoben. Im Zuge der Neugründung des Pferdesportvereins soll das gut drei Hektar große Gelände an der Brockhagener Straße 285 zum Hauptstandort für dessen Aktivitäten ausgebaut werden. Das geplante Bauvorhaben polarisiert und sorgt vor allem bei den Naturschützern für Kritik. Der BUND forderte zuletzt die Bezirksregierung zu einer Überprüfung des Bauvorhabens auf, da unter anderem die Fläche unter Landschaftsschutz stünde. Bei der Bezirksregierung lagen die Unterlagen zu Wochenbeginn bereits zur Prüfung vor. Am Mittwochnachmittag teilte Sprecherin Julian Fröhling dann gegenüber der NW mit, dass die Prüfung aufgrund des &bdquo;anhängigen Klageverfahrens vor dem Verwaltungsgericht Minden zunächst ausgesetzt" werde – und zwar bis auf unbestimmte Zeit. Nach Einschätzung der Kläger missachtet der Bau Naturschutzrecht Nun klagt also der nordrhein-westfälische Landesverband des BUND, der durch den auf Umweltrecht spezialisierten Rechtsanwalt Thorsten Deppner aus Berlin vertreten wird, gegen den Bau der SL Riding Ranch (SL steht für die Initialen der Töchter Stella und Luna). Die Errichtung der mit drei Hektar Flächenversiegelung verbundenen Anlage stände im Widerspruch zu den Festsetzungen im hier rechtsgültigen Landschaftsplan Bielefeld-West, so die Begründung der Umweltschützer, die erst nach Erteilung der Baugenehmigung von dem Vorhaben erfahren hatten. Da der Bau nach ihrer Einschätzung Naturschutzrecht missachte, hätte der Naturschutzverband am 8. September konkrete Fragen zu den Rechtsgrundlagen an die Stadt Bielefeld gerichtet, teilte der BUND am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit. Außerdem sei die Einsichtnahme in die Genehmigungsunterlagen beantragt worden, um die Rechtmäßigkeit überprüfen zu können. &bdquo;Die Stadt hat aber bisher leider konkrete Auskünfte erteilt und die Einsicht in die Akten verweigert", teilte BUND-Sprecher Adalbert Niemeyer-Lüllwitz mit. Ziel der jetzt eingereichten Klage sei es deshalb zunächst, Einblick in die Genehmigungsunterlagen zu erlangen, damit eine unabhängige juristische Prüfung erfolgen kann. Erst dann könne geprüft werden, ob eine ausreichende Rechtsgrundlage für die bei solchen Bauten im Außenbereich notwendige &bdquo;Privilegierung" als landwirtschaftlicher Betrieb vorliegt. &bdquo;Die dazu am 21. September vom Bauamt in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vorgelegte Stellungnahme enthält leider keine konkreten Nachweise für eine solche Anerkennung", so Niemeyer-Lüllwitz. &bdquo;Wir haben weiterhin Zweifel, ob hier die Voraussetzungen erfüllt wurden." Der Antragsteller baue ja schließlich drei Reithallen für Freizeitzwecke, die von einem Reitsportverein betrieben werden sollen. "Geplanter Baukörper greift massiv in das Landschaftsbild ein" Außerdem sei zu prüfen, ob durch die Genehmigung das Naturschutzgesetz verletzt werde. &bdquo;Der massive Eingriff mit Zerstörung ökologisch wertvoller Grünlandbiotope und Flächenversiegelung auf etwa drei Hektar steht in deutlichem Widerspruch zu den rechtsgültigen Schutzzielen des dort ausgewiesenen Landschaftsschutzgebietes." Der Ortsteil Holtkamp, kurz hinter dem Ortsausgang des Gütersloher Stadtteils Isselhorst, ist durch eine naturnahe Kulturlandschaft geprägt. Ihr Erhalt sei Ziel der Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet und im öffentlichen Interesse. &bdquo;Der geplante Baukörper der Reitsportanlage mit drei großen Hallen, Ställen und Nebengebäuden greift massiv in das Landschaftsbild und die Struktur ein", erklärt Adalbert Niemeyer-Lüllwitz. Mit der Klage sei der Antragsteller, also die Gütersloher Unternehmerfamilie Hagedorn, ersucht worden, bis zum Abschluss des erstinstanzlichen Verfahrens freiwillig auf eine weitere Ausnutzung der Baugenehmigung zu verzichten. Da auf dem Baugrundstück weiter Tiefbauarbeiten durchgeführt würden, hat der BUND seine Bitte erneuert. Für Unternehmergattin Barbara Hagedorn entwickelt sich die &bdquo;lang gehegte Herzensangelegenheit" vom Reitverein und eigener Anlage langsam aber sicher zur unerwartet stressigen Angelegenheit. Das Pferde-Großprojekt hält ihre Familie auf Trab.

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