Warum macht die Weberei in Gütersloh ihren Clubbereich nicht auf?

Gütersloh. Während allerorts die Clubs bereits geöffnet sind und junge Leute sich wieder zum Feiern treffen, herrscht in der Weberei Ruhe und Stille auf dem Tanzboden. Als Grund gibt die Weberei an, dass das Gesundheitsamt noch offene Fragen zum Hygienekonzept habe. Dieses muss laut Coronaschutzverordnung der Kreisbehörde vorgelegt werden. Ein Vorschlag des Kreises lautet, die Zahl der Besucher auf höchstens 200 zu begrenzen. Das stößt bei der Weberei auf wenig Gegenliebe. Zwar zeigt die Weberei Verständnis für die Entscheidung des Kreises, &bdquo;da auch bei uns Gesundheit und Sicherheit an erster Stelle stehen", wie die Einrichtung auf ihrer Facebook-Seite postet. Es sei aber nun zu befürchten, dass verstärkt andernorts gefeiert werde. Dennoch hoffe man, &bdquo;dass die weitere Abwanderung der Ausgehkultur in andere Orte den Standort Gütersloh nicht zu sehr schwächt". Gäste fragen nach, wann Zappelfete und Ü50-Party starten Dass nach anderthalb Jahren Zwangspause wegen Corona die Nachfrage nach Party vorhanden ist, haben erst kürzlich das DJ-Event in der Innenstadt und die Neuauflage der Wapelbeats gezeigt. Auch in der Weberei nehmen laut Böning die Anfragen zu, wann denn wieder geöffnet wird und die verschiedenen Formate – von der Zappelfete bis zur Ü50-Party – starten. Umso ärgerlicher für die Weberei-Besucher, dass hier noch nichts geht. Das ist auch den Kommentaren bei Facebook zu entnehmen. &bdquo;Verstehe ich nicht, alle anderen Discotheken haben doch auch offen", schreibt eine Kommentatorin. Dabei will auch die Weberei nicht gleich von null auf hundert starten. Man wolle eher vorsichtig agieren, sagt Steffen Böning laut Medienberichten. Daher solle der Zugang zunächst auf 250 Gäste beschränkt werden. Damit bleibt die Weberei deutlich unter ihren Möglichkeiten. Bis zu 1.000 Besucher finden im großen Saal mit 600 Quadratmetern Fläche Platz. Bei der Höchstgrenze von 200 sei die Veranstaltung für die Gäste nicht attraktiv und für die Weberei nicht kostendeckend. Andere Clubs in der Region öffnen ohne Besucherbegrenzung Andere Clubs in der Region nutzen die Möglichkeiten, die ihnen die Coronaschutzverordnung gibt, und verzichten auf Beschränkungen bezüglich der Besucherzahl. Die Vorlage eines Hygienekonzepts, in dem dargelegt wird, dass ein Ansteckungsrisiko wirksam vermieden wird, ist bei Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen in Innenräumen verpflichtend. Auch die 3G-Regel gilt es zu beachten. Für Discos und Clubs gilt verschärft, dass nur mit einem negativen PCR-Test Einlass gewährt wird. Eine Maskenpflicht entfällt dort aus diesen Gründen. Die Weberei will sich an all diesen Regeln orientieren, wie Sprecherin Stefanie Scholz-Braun sagt. Lesen Sie auch: Beliebte Wirtin bleibt nach heftigem Streit doch in Traditionsgaststätte Steffen Böning verweist zudem auf die Lüftungsanlage, die in den Sälen die Luft achtmal in der Stunde vollkommen austausche. Damit liege der Wert deutlich über der höchsten Sicherheitsstufe, die das Umweltbundesamt für Innenbereiche fordere, in denen Hochleistungssport betrieben wird. Das Gesundheitsamt scheint aber gerade in dieser Hinsicht nicht vom Weberei-Konzept überzeugt zu sein. Ist der Kreis nur Berater oder doch Genehmigungsbehörde? &bdquo;Als Kreis mit einer besonderen Erfahrung in Sachen Aerosole (siehe vergangenes Jahr) und angesichts der Schlagzeilen nach den Infektionen in Münster zuletzt nach einer Party stellt sich die Frage nach harten Kriterien – etwa Personenzahl und Lüftung", teilt Sprecher Jan Focken auf Nachfrage mit. Nun warte man auf die Antwort. Focken fügt hinzu: &bdquo;Abgesehen davon, dass es keine Kriterien gibt: Wenn Veranstalter im Hygienekonzept etwas zu der Lüftungsanlage stehen haben, muss das auch belegt werden. Wir prüfen keine Lüftungsanlagen vor Ort." Die Weberei führt dagegen an, dass der Kreis die nötigen Unterlagen zur Lüftungsanlage von der Stadt als Gebäudeeigentümerin selbst angefordert und erhalten habe. Zudem sei man der Ansicht, dass das Gesundheitsamt den Wert des Luftaustauschs falsch bewerte. Die Weberei sagt, sie habe sich an der &bdquo;unserer Meinung nach relevanten Luftaustauschrate orientiert, die sich auf die Luftaustauschhäufigkeit des gesamten Raumvolumens bezieht. Unsere Frischluftzufuhranlage erzielt dafür extrem hohe Werte", heißt es. In Münster hatte sich die Party in einem Club zum Superspreader-Event entwickelt Jan Focken ist es seinerseits wichtig festzustellen, dass der Kreis in dieser Sache nicht genehmige. Ein Veranstalter sei nach der aktuellen Coronaschutzverordnung verpflichtet, ein Hygienekonzept vorzulegen, dies werde vom Sachgebiet Hygiene des Gesundheitsamtes beurteilt. &bdquo;Ein Verbot spricht der Kreis nicht aus, die Verantwortung, ob und wie eine Veranstaltung organisiert wird, liegt alleine beim Veranstalter", so Focken. &bdquo;Aber wenn wir Unstimmigkeiten finden, gehen wir dem nach und sprechen den Veranstalter darauf an." Die Weberei widerspricht, was die Freiwilligkeit bei der Umsetzung der Anordnungen angeht, und verweist auf den Schriftverkehr mit dem Kreis, ohne daraus zu zitieren. Die Frage, ob der Kreis quasi nur beratend tätig oder doch genehmigungsberechtigt ist, bleibt somit offen. Was es bedeuten kann, als Veranstalter verantwortlich zu sein, war jetzt in Münster zu erfahren. Dort sind nach einer Party am 3. September trotz strengem 2G-Einlass bislang mehr als 70 von insgesamt 380 Gästen als mit dem Coronavirus infiziert aktenkundig geworden. Dabei handelt es sich nach Aussage der Stadt um Impfdurchbrüche sowie Wiederansteckungen bei Genesenen. Weitere Infektionsmeldungen in dieser Sache werden erwartet. Die Stadt Münster hatte das Hygienekonzept der Clubbetreiber als vorbildlich gelobt. Die geprüften Lüftungsanlagen hätten laut Wartungsfirma die Anforderungen sogar übertroffen. Weberei geht es nicht um Skandalisierung, sondern um eine Erklärung, warum nicht geöffnet ist Die Weberei ist trotz Meinungsverschiedenheit zuversichtlich, bald eine &bdquo;gute Lösung" mit dem Kreis erzielen zu können. Geschäftsführer Andreas Oehme stehe in &bdquo;regelmäßigem und konstruktivem Kontakt" mit dem Gesundheitsamt. Es gehe der Weberei nicht um einen Skandal, &bdquo;sondern um eine Erklärung für unsere Gäste, warum die Cluböffnung noch ein paar Tage benötigen wird", sowie darum, &bdquo;auf die zahlreichen Anfragen von Gästen zu reagieren, die natürlich die Diskrepanz beispielsweise zwischen Bielefelder und Gütersloher Regelungen nicht verstehen".

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