Ist Gütersloh ausreichend vor plötzlichem Hochwasser geschützt?

Gütersloh. Angesichts erschütternder Szenen und Bilder aus den überschwemmten Katastrophengebieten, oft quasi vor der Haustür in Teilen von NRW, stellt sich die Frage, wie es um den Hochwasserschutz in der Kreisstadt mit der Dalke und weiteren kleineren Fließgewässern bestellt ist. Und was hier getan wird, um vor den Folgen des Klimawandels so gut es geht gewappnet zu sein. Aufgrund der Topographie in der Stadt mit ihrer weitläufigen Flächigkeit werde es auch bei sehr großen Regenmengen nicht zu der Fließgeschwindigkeit kommen, die in Orten wie Erftstadt, Altena oder Neuenahr-Ahrweiler Menschen, Tiere, Häuser, Autos und Bäume mitgerissen habe, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Aber fest stehe auch: Bei Regenmengen, wie sie punktuell in der vergangenen Woche niedergegangen sind, stände auch Gütersloh vermutlich mindestens teilweise unter Wasser. &bdquo;Auf solche außergewöhnlichen Starkregenereignisse kann der Hochwasserschutz nur bedingt vorbereiten," sagt Alfons Buske, Leiter des Fachbereichs Tiefbau bei der Stadt. Lesen Sie auch: Diese Frau steht Todesängste bei Hochwasser in Bad Neuenahr-Ahrweiler aus Bürgermeister Norbert Morkes hat laut Verwaltung am Montag eine Runde der Fachleute aus dem Rathaus zusammengerufen, um sich selbst ein Bild vom Sachstand zu machen. Sein erstes Fazit: Gütersloh habe frühzeitig die Notwendigkeit erkannt und sich auf den Weg gemacht. Die konsequente Renaturierung der Dalke sei dafür nur ein Beispiel. Hingegen hatten sich erst vor kurzem die BUND-Kreisgruppe Gütersloh sowie die Bürgerinitiative Energiewende Gütersloh mit kritischen Worten an die Stadt gewandt. Themenfelder wie Stadtklima, Lufthygiene, Klimawandel sowie Klimaschutz und Klimaanpassung hätten bis heute zu wenig Beachtung gefunden. &bdquo;Auswirkungen haben Gütersloh erreicht" Dabei zeige der 2018 vom Rat beschlossene &bdquo;Bericht zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in der Stadt Gütersloh" sehr eindringlich, &bdquo;dass uns die Folgen des Klimawandels in Gütersloh erreicht haben, so die beiden Umweltorganisationen. Beispiele hierfür sind Dürreperioden mit Ernteausfällen, Starkregenereignisse mit Überschwemmungsschäden, Unwetteraufkommen mit Gebäudeschäden, Hitze. und Trockenschäden beim Baumbestand und bei der Landwirtschaft, Gesundheitsbeeinträchtigungen bei der Bevölkerung". Zugleich wurde bemängelt, dass die im Bericht vorgeschlagenen Maßnahmen nicht im erforderlichen Umfang umgesetzt worden seien. In dem 2019 aufgestellten &bdquo;Maßnahmen- und Aktionsplan" zählen unter anderem das Förderprogramm Dach- und Fassadenbegrünung, die Bepflanzung urbaner Räume mit stadtklimaangepassten Baumarten, die Oberflächenentsiegelung, die Renaturierung der Fließgewässer sowie die Anlage von Hochwasserrückhaltebecken zu den zentralen Punkten. Bevölkerung muss mitwirken Auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört dazu. Denn, so hieß es kürzlich im Fachausschuss, ohne die Beteiligung und das Mitwirken der Bevölkerung werde es nicht gelingen, die Ziele zur Klimafolgenanpassung zu erreichen. In einer von der Ersten Beigeordneten Christine Lang unterzeichneten Sitzungsvorlage wird beim Punkt Entsiegelung eingeräumt, dass dies bisher lediglich in Einzelfällen erfolgt sei, beispielsweise am Theaterplatz auf einer Fläche von – 75 Quadratmetern. Auch der Lesegarten der Stadtbibliothek wurde genannt. Potenziell geeignete Flächen könnten häufig aufgrund fehlender Verfügbarkeit nicht umgewandelt werden. Potenzial im Umfeld der Martin-Luther-Kirche Laut Aktionsplan sollen öffentliche Grünflächen in der Innenstadt weiterentwickelt werden. Potenzial sieht die Verwaltung beim Umfeld der Martin-Luther-Kirche sowie beim Stohlmannplatz und beim Willy-Brandt-Platz. Das Projekt &bdquo;Bürgerpark Kattenstroth" wird in dem Plan als &bdquo;derzeit ruhend" beschrieben. Auch um den Hochwasserschutz zu verbessern, soll die Dalke auf einem weiteren Abschnitt &bdquo;Im Füchtei" renaturiert werden. Seit 1998 geschah dies bereits auf einer Länge von 2,3 Kilometern mit einer Gesamtfläche von17,5 Hektar. Auch die Renaturierung der Lutter steht auf der Agenda – innerhalb der nächsten 2 bis 10 Jahre. Notfallplan steht zur Verfügung Ebenfalls dem Hochwasserschutz dient ein neues Rückhaltebecken für Lutter und Trüggelbach. Es handelt sich um ein Regiopolprojekt, das Gütersloh gemeinsam mit der Stadt Bielefeld schon begonnen hat. Es soll 2022/23 fertiggestellt werden und komme auch dem Ortsteil Isselhorst zu Gute. Daneben sollen Gewässerdurchlässe aufgeweitet werden. Als aktuelle Beispiele werden der Knisterbach und der Lichtebach genannt. Wie aus den Unterlagen ferner hervorgeht, steht in der Rubrik Katastrophenschutz inzwischen ein Notfallplan Hochwasser/Starkregen zur Verfügung. Zuständig sind demnach die Fachbereiche Feuerwehr, Ordnung und Tiefbau. Details werden allerdings nicht genannt. Bürger sollen zum Handeln motiviert werden Eine wesentliche Hilfestellung für eine klimagerechte Stadtentwicklung erhofft sich die Verwaltung von einem neuen Stadtklimagutachten, das bereits voriges Jahr bei einem Fachbüro in Hannover in Auftrag gegeben wurde. In eine sogenannte Klimaanalysekarte fließen dazu alle relevanten Daten zum Status quo ein, die von dem Büro um Klima-, Wetter, und Befliegungsdaten zum Belaubungszustand der Bäume ergänzt werden. Damit könne bei künftigen Planungen von Wohn- und Gewerbesiedlungen die Frage nach der Klimaanpassung fachgerecht beantwortet werden. Lesen Sie auch: Einsatzkräfte aus SHS suchen nach Überlebenden in Hochwasser-Gebieten Unterdessen hat im Juni ein zweiter Klimabeauftragter seine Arbeit im städtischen Fachbereich Umweltschutz aufgenommen. Der neue Mitarbeiter werde sich federführend um die Koordination der Schritte zur Klimafolgenanpassung kümmern und auch die Öffentlichkeitsarbeit vorantreiben. Geplant ist die Einrichtung der Umweltportalseite zum Klimawandel, unter anderem mit Gesundheitsempfehlungen. Außerdem geht es um Vorsorge und Selbsthilfe in Sachen Hitzeschutz, Überschwemmung, Hochwasser, Sturm, Bauen und Versichern. Für die anstehenden Aufgaben soll der Verwaltung künftig eine angemessene personelle wie finanzielle Ausstattung zur Verfügung stehen, lautet eine Forderung in dem einstimmig beschlossenen Antrag von BUND und Bürgerinitiative. Gleichzeitig wurde die Verwaltung beauftragt, mit mehr Transparenz für Verständnis in der Bevölkerung zu werben. Bürger und Unternehmen sollten von der Verwaltung sensibilisiert und selbst zum Handeln motiviert werden

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