Gütersloh. Am Wochenende war er noch beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring unterwegs – an diesem Dienstag feiert der Gütersloher Motorsport-Enthusiast Franz Konrad seinen 70. Geburtstag. Der im österreichischen Graz geborene Vollblut-Rennfahrer, seit Jahren Chef eines in Verl-Sürenheide ansässigen Motorsport-Teams, blickt auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück.
1976 wurde er Champion der GT-Europameisterschaft, 1983 gewann er den deutschen Formel 3-Titel, 1990 belegte er im Jaguar-Werksteam Rang zwei bei den legendären 24 Stunden von von Le Mans, 1987 wurde er Zweiter und 1993 Gesamtsieger bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring. Daneben trug er mehrfach Siege in der Team- und Fahrerwertung des Porsche-Supercups, im Porsche-Carrera-Cup, sowie in der Lamborghini-Supertrofeo davon. Die Auflistung der Erfolge ließe sich noch verlängern.
Porsche in Eigenregie aufgebaut
Franz Konrad hat in all den Jahren zahlreiche Projekte in seiner Werkstatt in Sürenheide aus der Taufe gehoben. Er baute einen Porsche 935 in Eigenregie auf, nahm mit dem eigenen Konrad Lamborghini KM 011 an der WM teil und machte den Saleen S7R für die FIA GT-Weltmeisterschaft konkurrenzfähig. Der Routinier ist immer mit der eingesetzten Technik auf Tuchfühlung, will im Detail wissen, wie alles funktioniert und sucht dann mit eigener Kreativität und Erfahrung nach Optimierungen – auch wenn heute vieles durch Elektronik, Telemetrie und computergestützte Auswertungen bestimmt wird.
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Konrad hat ein gutes Händchen für Nachwuchsfahrer
Von Ruhestand und Altenteil hält Franz Konrad wenig. Mit vollem Elan setzt er derzeit zusammen mit seinem erfahrenen Team den italienischen Rennboliden Lamborghini Huracán GT3-Evo im Langstreckenrennsport auf der Nürburgring-Nordschleife ein. Dabei mischt der türkis-schwarze Konrad-Lamborghini kräftig vorne mit. Auch deshalb, weil Franz Konrad immer wieder ein gutes Händchen hat, junge Nachwuchsrennfahrer nach vorne zu pushen.
Am vergangenen Wochenende heizte der ehrgeizige Teamchef mit seiner aktuellen Mannschaft, bestehend aus Michele Di Martino, Alex Fontana, Axcil Jefferies und Tim Zimmermann, den werksunterstützten Teams in den Trainingssitzungen kräftig ein. Startplatz zwei war der verdiente Lohn für die fahrerischen Leistungen und die professionelle Vorbereitung des „Lambo" durch die Mechaniker.

Schwere Regenschauer fluteten die Strecke
Das Rennen wurde am Samstag um 15.30 Uhr bei trockenen Bedingungen gestartet, aber düstere Regenwolken waren bereits im Anmarsch. Auch über dem heimischen Team braute sich bei den engen Positionskämpfen Unheil zusammen. Im Streckenabschnitt "Adenauer Forst" kam es bereits innerhalb der ersten Stunde zu einer Berührung mit einem Konkurrenten, und nach einem Dreher musste Jefferies mit verbogener Spur die Box ansteuern. Mit vereinten Kräften stellten Franz Konrad und seine Mechaniker den Rennboliden wieder auf die Räder, aber drei Runden Rückstand auf die Spitze bedeuteten den letzten Platz im Feld.
Aufgeben kam für den Gütersloher nicht in Frage, und so blies das Team zur Aufholjagd. Schwere Regenschauer fluteten die Strecke, doch mit den passenden Reifen kam das Konrad-Team gut voran und arbeitete sich bis auf Platz 42 nach vorne – bis der Nebel kam. Nach sechs Stunden wurde das Rennen aus Sicherheitsgründen unterbrochen und erst am Sonntagmittag wieder gestartet. Axcil Jefferies ging die Sache pragmatisch an: „Es macht keinen Sinn, irgendein Risiko einzugehen. Wir wollen jetzt einfach das Rennen beenden. Das Auto fährt sich gut und die Strecke ist okay."
Tolle Aufholjagd als vorzeitiges Geschenk
Während sich in den verbleibenden dreieinhalb Stunden durch Kollisionen, Abflüge und technische Defekte ein regelrechtes Favoritensterben abspielte, spulte die Konrad-Crew routiniert ihre Runden ab und brachten den Lamborghini quasi als vorzeitiges Geschenk zum runden Geburtstag des Teamchefs auf Gesamtrang 18 über die Ziellinie. Damit holte sich das Team in der Pro Am-Wertung immerhin noch den 5. Platz – die Belohnung für eine bravouröse Aufholjagd.
Franz Konrad war stolz: „Wir hatten bis auf die Reparatur keine technischen Probleme. Alle im Team haben einen tollen Job gemacht. Es war unheimlich schwer, unter diesen Bedingungen auf dieser anspruchsvollen Rennstrecke die Zielflagge zu sehen." Der 70-Jährige ist sich sicher: „Ohne die fehlenden Runden hätten wir an der Spitze mitkämpfen können." Fast schon trotzig kündigte der Gütersloher der Konkurrenz an: „Wir kommen wieder."