Gütersloh/Bielefeld Mutmaßliche Vergewaltigungen: Richter empfiehlt Gütersloher Arzt Aussage

Gütersloh. Unter scharfen Corona-Sicherheitsvorkehrungen und großem Medieninteresse ist am Bielefelder Landgericht der Prozess gegen den früheren Assistenzarzt Nils T. (43) aus Oelde gestartet. Zum Auftakt ist zunächst nur die Anklage verlesen worden. Staatsanwältin Sabrina Bock wirft dem Mediziner unter anderem Vergewaltigung und Besitz von Kinderpornografie vor. Auch seine Ehefrau ist angeklagt. Sie soll in Verbindung mit einer illegalen Drogenplantage stehen, die während einer Hausdurchsuchung entdeckt worden ist. Der Beschuldigte betritt den Saal eins zusammen mit seiner Verteidigerin Anne Patsch, eine Expertin im Sexualstrafrecht aus Mannheim, verkleidet: Er trägt eine Art von &bdquo;Schimanski"-Jacke, Kapuze, Mundschutz, dazu hält er sich einen Aktendeckel vor sein Gesicht. Später, nachdem die Pressefotografen ihre Arbeit gemacht haben, erkennt man einen korpulenten Mann mit Rundbart. Seine langen, dunklen Haare hat er nach hinten zusammengebunden. Nils T. wirkt gelassen, nicht aufgeregt Aufgeregt wirkt er nicht, eher gelassen. Als der Vorsitzende Richter Carsten Wahlmann seine Personalien checkt, nickt er lächelnd. Auch seine Ehefrau, Jennifer G. (43), die vor ihm auf der Anklagebank Platz genommen hat, verbirgt ihr Antlitz mit einer schwarzen Mappe, daneben steht ihr Anwalt Sascha Haring aus Halle. Blickkontakt haben die beiden Angeklagten nicht. Dann liest die Staatsanwältin die Anklageschrift vor. Während seines Dienstes im St.-Elisabeth-Hospital in Gütersloh soll sich T. an drei Patientinnen vergangen haben. Zu der ersten Tat soll es am 21. September letzten Jahres gekommen sein. In einem Aufwachraum soll der Arzt nach einer Operation eine benommene Patientin sexuell missbraucht haben, indem er ihre Hand an sein Geschlechtsteil geführt haben soll. Der zweite Übergriff soll am 22. Oktober geschehen sein: Zwischen 15 und 16.45 Uhr soll er einer Frau in ihrem Patientenzimmer ein Betäubungsmittel gespritzt und anschließend Oralverkehr ausgeführt haben. Am 15. Dezember soll er eine weitere Patientin gleich zweimal vergewaltigt haben. Da soll er nach dem gleichen Schema vorgegangen sein: Beruhigungsspritze, danach Oralverkehr, aber diesmal mit Ejakulation. Er soll somit das Beratungs- und Betreuungsverhältnis zwischen ihm und den Patientinnen ausgenutzt haben. Richter wendet sich an Angeklagten Bei einer Hausdurchsuchung seien auf einem USB-Stick mehr als 150 kinderpornografische Dateien gesichert worden. Auf einem zweiten Datenträger ein Filmsegment, auf dem ein kleines Mädchen Oralverkehr ausübt.Dann wendet sich Richter Carsten Wahlmann direkt an Nils T., der bis heute zu den Vorwürfen eisern schweigt. Und dieser hört jetzt genau zu: &bdquo;Sie sind hier wegen eines schweren Verbrechens angeklagt. Nutzen Sie die Zeit bis zum nächsten Verhandlungstag, um mit Ihrer Anwältin zu besprechen, ob eine Einlassung nicht doch sinnvoll ist." Falls die Anschuldigungen im Prozess bewiesen würden, gebe es mindestens eine zweistellige Haftstrafe. Wahlmann: &bdquo;Denken Sie nicht, Sie seien noch nicht vorbestraft und kämen mit einer Bewährung davon." Die betroffenen Frauen, die als Nebenklägerinnen am Landgericht Bielefeld an dem Verfahren beteiligt sind, waren zum Auftakt nicht im Saal. Es sind insgesamt noch 19 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll Ende September fallen. Der Prozess wird am 21. Juni, 9 Uhr, im Saal zwei fortgesetzt.

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