Könnte Corona-Ausbruch in einem Betrieb Folgen für den ganzen Kreis haben?

Kreis Gütersloh. Beinahe hätte der Ausrutscher des Inzidenzwerts auf 106,9 am Pfingstmontag die Hoffnung zunichte gemacht, dass im Kreis Gütersloh bald gelockert werden kann. Doch weil nur die Werktage gezählt werden und das Robert-Koch-Institut am Dienstag mit 99,7 zum fünften Mal in Folge einen Wert unter der kritischen Marke von 100 feststellte, wird am Donnerstag die Bundesnotbremse für den Kreis Gütersloh ausgesetzt. Das bedeutet: Die Gastronomie darf im Außenbereich öffnen, die Ausgangssperre entfällt, die Gültigkeit der Schnelltests verlängert sich von 24 auf 48 Stunden. Und: die Schnelltestpflicht für Friseurbesuche entfällt. Allerdings: Sollte der Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen wieder über 100 liegen, gilt wieder die Notbremse. Sonn- und Feiertage werden bei Verschärfungen übrigens mitgezählt. Und das kann angesichts des dynamischen Infektionsgeschehen vor allem in einer Kommune des Kreises durchaus passieren. Die Stadt Rheda-Wiedenbrück treibt mit einem Inzidenzwert von 232,3 den Durchschnittswert für den Kreis ganz allein in die Höhe. &bdquo;Warum die Verheimlichungen?" Die Stadt Gütersloh folgt auf Platz zwei, hier ist der Inzidenzwert mit 121,0 beinahe nur halb so hoch. In Versmold (18,5) und Borgholzhausen (22,3) sind die Werte am niedrigsten. Doch alle Kommunen haben die Konsequenzen zu tragen, sollte das Infektionsgeschehen in Rheda-Wiedenbrück den Wert wieder über die kritische Marke von 100 drücken. Fragt man nach den Gründen für die Neuinfektionen, antwortete die Stadt bislang recht vage. Rheda-Wiedenbrücks Bürgermeister Theo Mettenborg führte am Donnerstag &bdquo;einen Eintrag in einem kleinen, mittelständischen Unternehmen" an sowie &bdquo;ein dynamisches und diffuses Infektionsgeschehen in der Stadt". Weiter schreibt er auf seiner Facebook-Seite: &bdquo;Natürlich ist auch ein Aspekt, dass Bürgerinnen und Bürger in unsere Stadt leben, die in den aktuellen Hochrisikogebieten beheimatet sind." Antworten, mit denen sich nicht alle Menschen zufrieden geben. &bdquo;Warum die Verheimlichung?", will eine Userin von ihrem Bürgermeister wissen. &bdquo;Was heißt ,Menschen aus Hochrisikoländer’? Wo befinden sich diese Menschen jetzt? Wenn sie in Quarantäne sind, warum gehen die Zahlen nicht runter?" Auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Rheda-Wiedenbrücker Rat, Volker Brüggenjürgen, kritisiert die &bdquo;wachsweichen Infos" der Verwaltung. Die Stadt sei durch den &bdquo;Tönnies-Lockdown" mit rund 15.000 Quarantänefällen und 2.100 Infizierten besonders sensibilisiert. &bdquo;Ich spüre eine erhebliche Verunsicherung in der Bürgerschaft. Wir haben eine gesundheitliche Maximalkrise, und in der Krisenkommunikation ist Vertrauen in die Institutionen das Wichtigste. Deshalb sollte man bei Clustern umso sorgfältiger informieren." 150 Mitarbeiter eines fleischverarbeitenden Unternehmens unter Quarantäne Auf Nachfrage der NW wird die Stadt nun konkreter. Bei dem fleischverarbeitenden Unternehmen &bdquo;hat es sich zunächst nur um einen kleinen Eintrag gehandelt, der sich im Inzidenzwert einer 50.000-Einwohner-Stadt aber schon wahrnehmbar ausgewirkt hat", teilt Stadtsprecher Martin Pollklas mit. Trotz Gegenmaßnahmen des Unternehmens seien die Fallzahlen auch über die Feiertage deutlich angestiegen. &bdquo;Inzwischen stehen etwa 150 der knapp 400 Mitarbeiter unter Quarantäne." Bezirksregierung, Kreis und Stadt beobachteten das Unternehmen seit den ersten Infektionen intensiv. &bdquo;Die Unternehmensleitung hat sich jetzt nach Gesprächen mit der Stadtspitze entschlossen, den betroffenen Betriebsteil auf ein Minimum herunterzufahren", erläutert Pollklas. Gerüchten, dass Werkvertragsarbeiter für die hohen Zahlen verantwortlich seien, tritt Pollklas entgegen. Diese seien in der Stadt kaum mehr beschäftigt. &bdquo;Festgestellt werden kann, dass wirtschaftlich starke Standorte verschiedene Risikofaktoren für erhöhte Infektion bieten, und dass sich das Infektionsgeschehen in der Bevölkerungsgruppe, die dem Hintergrund der Arbeitsmigration zuzurechnen ist, stärker abbildet", so der Stadtsprecher. &bdquo;Ein erhöhtes Infektionsgeschehen lässt sich – in Teilen – mit der Lebens-, Wohn- und Arbeitssituation und dem kulturell unbekümmerteren Umgang mit der Covid-Infektion begründen." Bis auf den benannten Ausbruch sei das Infektionsgeschehen laut Stadt diffus Die Kritik von Volker Brüggenjürgen, die Stadt verschleiere Dinge, hält Pollklas für &bdquo;Blödsinn". Das Infektionsgeschehen sei – bis auf den benannten Ausbruch – diffus. Der Anteil der infizierten Menschen mit Migrationshintergrund sei nachweisbar hoch. &bdquo;Der Fraktionsvorsitzende kann eigenständig das aktuell betroffene Unternehmen konkret benennen. Die Stadt wird dies aus rechtlichen Gründen nicht tun", so Pollklas. Es sei auch nicht sinnvoll, einzelne Einrichtungen als Risikofaktoren zu benennen. &bdquo;Es gilt, sich grundsätzlich an die AHA-Regeln zu halten und nicht nur im Umfeld einer betroffenen Einrichtung." Auch den Vorwurf des FDP-Faktionsvorsitzenden Patrick Büker, &bdquo;dass das Ordnungsamt keine ausreichenden Kontrollgänge unternimmt und damit Corona-Verstöße in Kauf nimmt", hält die Stadt nicht für berechtigt. Die Einhaltung der Corona-Regeln und der Kontaktbeschränkungen an bestimmten Orten werde zu unterschiedlichen, unregelmäßigen Zeiten vom Ordnungsamt und mit Unterstützung eines privaten Sicherheitsdienstes kontrolliert. Immerhin: Gegenüber Pfingstmontag sank am Dienstag die Zahl der aktiven Fälle in Rheda-Wiedenbrück von 246 auf 230, es kamen nur zwei neue Fälle hinzu.

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