Alter Marten-Wurstfabrik in Gütersloh droht der Totalabriss

Gütersloh. Die Chancen, dass von der stillgelegten Marten-Fabrik etwas erhalten bleibt, sind gesunken. Die Fachleute von der Denkmalbehörde beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe sind jetzt zum Ergebnis gekommen, dass die Gebäude zwar stadtbildprägend, aber nicht denkmalwert sind. Auch die Eigentümerin des Geländes, die es mit Wohnhäusern neu bebauen will, neigt zum Totalabriss. Das 1,3 Hektar große Grundstück gehört der Rheda-Wiedenbrücker Asset Immobilien, die private Immobilienfirma der Familie Clemens Tönnies. Deren Mitgeschäftsführer Stefan Heimann sagte, Entscheidungen seien noch nicht getroffen. &bdquo;Aber wenn man sich die Gebäudesubstanz näher ansieht, dann ist da nicht viel Erhaltenswertes dabei." Die Präferenz von Asset gehe daher in Richtung völlige Neugestaltung. &bdquo;Wir möchten gerne ein komplettes, einheitliches Wohnquartier entwickeln. Die Lage direkt neben der Innenstadt bietet sich dafür an." Dabei gehe es weniger um Einfamilienhäuser, sondern um kompaktere Wohnformen. Es soll keine Siedlung nur für Fleischer werden Genaue Größenordnungen oder Aufteilungen nannte Heimann nicht. Die Fraktionen im Stadtrat bekamen jedoch vor einiger Zeit eine Skizze zu sehen, wonach Asset eine Bebauung mit Mehrgeschossbauten anstrebt. Zur Moltke- und zur Bismarckstraße sollen die Bauten demnach etwas niedriger sein, auf dem hinteren Teil des Grundstückes Richtung Marktplatz die Geschossigkeit zunehmen. Insgesamt soll sich die Zahl der Wohnungen zwischen 150 und 200 bewegen. Geschäftsführer Heimann sagte, Asset habe keinesfalls im Sinn, dort eine Siedlung nur für Tönnies-Beschäftigte zu bauen. Solche Quartiere seien der Integration nicht dienlich. &bdquo;Wir wollen dort offenes, gemischtes Wohnen." Derzeit weisen Flächennutzungs- und Bebauungsplan das Gebiet zwar noch als Gewerbefläche aus, deren Änderung dürfte aber unproblematisch sein. Auch Stadtverwaltung und Politik wünschen sich innerstädtisches Wohnen an der Stelle; Heimann betonte, die Pläne würden in enger Abstimmung mit ihnen entwickelt. Lesen Sie auch: Robert Tönnies verkauft Marten-Gelände an Immobilien-Tochter von Tönnies Der alte Bürotrakt ist zu stark verändert, um als Denkmal durchzugehen Kontrovers könnte die Debatte jedoch hinsichtlich der Fabrikgebäude werden. Nach Ansicht von Inga Linzel, Leiterin des Fachbereiches Stadtplanung, &bdquo;befindet sich auf dem Gelände erhaltenswerte Bausubstanz, deren Wert die Stadt Gütersloh anerkennt. Für die Stadtgeschichte ist es wünschenswert, dass solche Substanz erhalten wird." In der Tat hatte die Stadt den Bürotrakt entlang der Moltkestraße schon vor einiger Zeit in ihren Denkmalpflegeplan aufgenommen, weil er als typisch für die Baukultur der 1930er-Jahre gilt. Der Landschaftsverband lehnt einen gesetzlichen Schutzanspruch jedoch ab. Sprecher Frank Tafertshofer sagte, das Gebäude sei eingehend geprüft worden. "Das Ergebnis war, dass es von außen besehen zwar eine Menge Argumente für den Erhalt gibt, dass das Gebäude im Inneren aber zu stark verändert wurde, um zu einem Denkmal erklärt zu werden." Lesen Sie auch: Mitarbeiter des Gütersloher Wurstherstellers Marten legen Arbeit nieder Das Ortskuratorium hätte sich eine andere Einschätzung gewünscht Diese Einschätzung dürfte die Mitglieder des Ortskuratoriums Gütersloh der Deutschen Stiftung Denkmalschutz enttäuschen. 2019 hatten sie darauf hingewiesen, dass die gesamte Fabrik nicht nur prägend für das Stadtbild, sondern aufgrund seiner Bauweise mit rotem Backstein typisch für die damalige Zeit sei. Vor allem das Verwaltungsgebäude an der Moltkestraße sei unbedingt zu erhalten und in die Neugestaltung zu integrieren, ebenso der Schornstein. Quartiere seien oft auch dadurch spannend, wenn es gelinge, Altes und Neues gut zu kombinieren, so wie auf dem Gelände der ehemaligen Weberei Bartels zwischen Berliner und Bismarckstraße.

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