Freie Briten-Häuser gehen in Gütersloh zuerst an Staatsdiener

Gütersloh. Da steckt der Wurm drin. Im Fall der Vermietung und Vermarktung der bis vor einiger Zeit von britischen Soldaten und ihren Familien genutzten 292 Häuser durch die Bundesanstalt BImA verfestigt sich dieser Eindruck immer mehr. Wie Recherchen ergeben haben, liegt das offenkundig an zwei Hauptgründen. Prioritäten bei der Vermietung Von den 167 Wohngebäuden in den Siedlungen Thomas-Mann-Straße/Gerhart-Hauptmann-Stra0e (103), Franckestraße/Fröbelstraße (50) und Luisenstraße (14) sind nach Auskunft der BImA 108 Wohngebäude vermietet – davon 73 jedoch nicht an Privathaushalte, sondern an die Stadt Gütersloh, unter anderem zur Unterbringung von Flüchtlingen. Fragt sich, was mit den übrigen 59 Einheiten passiert. Auf der Internetseite der Bundesanstalt (www. bundesimmobilien.de) erhalten Wohnungssuchende im Fall Gütersloh die enttäuschende Auskunft: &bdquo;Wir haben leider keine Exposés für Sie gefunden." Eine Erklärung dafür könnte folgende offizielle Darstellung sein: Soweit kommunale Bedarfe nicht geltend gemacht würden, sei es vorrangige Aufgabe der BImA, Bundesbedienstete im Rahmen der Wohnungsfürsorge mit angemessenem und bezahlbarem Wohnraum zu versorgen, so die Auskunft von BImA-Sprecher Thorsten Grützner. Das heißt: Die Wohnungen werden womöglich erst gar nicht öffentlich angeboten, sondern gehen direkt an Staatsdiener. Genau Zahlen nannte Grützner nicht, teilte nur grundsätzlich mit: Wohnungsbestände, die zur Bedarfsdeckung im Rahmen der Wohnungsfürsorge nicht benötigt würden, würden am freien Markt platziert. In wie vielen Fällen das geschehen ist, bleibt also offen. Letztlich ist wohl davon auszugehen, dass die Entlastung der angespannten Wohnungssituation erheblich geringer ausfällt, als nach dem Abzug der britischen Streitkräfte von vielen erhofft. Töpferstraße kaum als Isolierstandort genutzt Beispielsweise ist noch unklar, wann eine der größeren ehemaligen Briten-Siedlungen als privat zu nutzender Wohnraum mobilisiert wird. Es handelt sich um das Areal Töpferstraße am Kreishaus mit insgesamt 76 Reihen- und Doppelhäusern. Die BImA stellt dort sämtliche Gebäude weiterhin dem Kreis Gütersloh zur Verfügung, der dort eine Aufnahmeeinrichtung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie betreibt. Tatsächlich als sogenannte Isolierungswohnungen für positiv auf das Virus Getestete vorgehalten wurden zuletzt freilich nur fünf Reihenhäuser. Denkmalschutz für Englische Straße noch immer offen Überdies ist der geplante Verkauf der seit langem leerstehenden Gebäude an der Englischen Straße (45 Einfamilienhäuser) und an der Hochstraße (4 Einfamilienhäuser) noch nicht zustande gekommen. Laut BImA-Sprecher werden die Häuser &bdquo;voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres" schrittweise im Zuge der Einzelvermarktung angeboten, und zwar auf allen gängigen Immobilienportalen sowie der eigenen Internetseite. Momentan würden verkaufsvorbereitende Maßnahmen getroffen. Warum dauert das solange? Aufgrund der Pandemie sei es zu Verzögerungen gekommen und weitere seien nicht auszuschließen, hieß es. Die Ermittlung der Kaufpreisvorstellung sowie die Exposé-Erstellung benötigten noch Zeit. Außerdem steht seitens der Stadt noch die Aufstellung der Bebauungspläne aus. Parallel müsse der Landschaftsverband als Denkmalbehörde entscheiden, ob die Siedlung Englische Straße oder deren Objekte als erhaltens- und schützenswert eingestuft werden. Diese Entscheidung könne aufgrund der Pandemie zur Zeit nur eingeschränkt stattfindenden Ortstermine noch nicht getroffen werden, teilte die Verwaltung auf Anfrage mit. Trotz mehrerer Anläufe für einen Termin durch die Stadt ruhe das Verfahren derzeit notgedrungen. Fazit: Es ist weiter Geduld gefragt.

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