Verkauf aller Britenhäuser in Bielefeld gestoppt – mit Ausnahme Musikerviertel

Bielefeld. Die Stadt Bielefeld hat in den nächsten Jahren die Möglichkeit, in großem Stil Wohnraum auf den Flächen der ehemaligen Rochdale- und Catterick-Kasernen zu schaffen. Bei den gebrauchten Wohnimmobilien der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Bielefeld sieht es dagegen für eine private Zukunft düster aus. Die BImA hat sich von ihren Plänen verabschiedet, alle 468 Briten-Häuser in Bielefeld zu verkaufen oder privat zu vermieten. Es bleibt beim Status Quo. Einzige Ausnahme: das Musikerviertel. &bdquo;Über die Häuser im Musikerviertel hinaus werden wir nicht mehr verkaufen.“ Dieser Satz von Paul Johannes Fietz, Vorstandsmitglied bei der BImA, macht große Pläne und Vorfreude, beispielsweise für die Siedlung Am Dreierfeld in Bielefeld-Heepen, zunichte. Dort sollten 86 Reihenhäuser und 54 Doppelhäuser auf den Markt kommen. Der Bebauungsplan &bdquo;Heepen-West“, der bauliche Entwicklung auf 9,5 Hektar Fläche vorsieht und die größte ehemalige Briten-Siedlung in Bielefeld mit einschließt, sollte besondere Rücksicht auf die architektonischen Besonderheiten des Quartiers legen. In Brackwede hatte die Stadt für acht kleine Reihenhäuser und zwölf Wohnungen in zwei Mehrfamilienhäusern bereits eine Zweckerklärung abgegeben, um den Erstzugriff zu haben. Weitere Briten-Siedlungen liegen am Niederfeld, der Königsberger Straße und der Sven-Hedin-Straße. Etliche Häuser stehen in der Stadt derzeit leer, werden nicht genutzt. Insgesamt gab es 468 Wohneinheiten an zehn Standorten, darunter zwei Mehrfamilien- und 26 Einfamilienhäuser, 138 Doppelhaushälften, 294 Einfamilienreihenhäuser, eine Schule, einen Shop, ein Casino und einen Funkturm. Paradigmenwechsel bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Das mit dem Leerstand will die BImA in der nächsten Zeit ändern. Paul Johannes Fietz erklärte am Rande des Pressegesprächs zur Einigung mit der Stadt bei den Kasernen, dass es &bdquo;einen Paradigmenwechsel gegeben habe“. Bis vor sechs Jahren habe die Bundesanstalt aus finanziellen Gründen die Immobilien des Bundes in erster Linie verkauft. So sei der Bestand von rund 125.000 bis auf 34.000 runtergegangen. Lesen Sie auch: Wegweisende Einigung: Kasernen in Bielefeld gehen in den Besitz der Stadt über Jetzt gehe es darum, das Portfolio wieder aufzubauen. Pro Jahr, so Fietz, kämen im Schnitt wieder 1.000 Wohnungen hinzu. Und der Schwerpunkt liege auf Renovierung, Sanierung und Leerstandsabbau. Die BImA habe eine Leerstandsquote von 11 bis 14 Prozent. &bdquo;Das ist viel zu hoch“, erklärte Fietz. Zum Vergleich: Die Quote der städtischen Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen (BGW) lag im Jahr 2023 bei knapp 1,3 Prozent. &bdquo;Die Häuser in Bielefeld werden wir überwiegend für den Bundesbedarf behalten“, sagte BImA-Vorstand Fietz. Neben der Bundespolizei könnten das nach seinen Worten auch die Bundeswehr sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sein. Häuser werden weiterhin teils zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt In Heepen ist derzeit ein Teil der Häuser temporär der Stadt überlassen und dient der Unterbringung von Flüchtlingen, im ehemaligen Offizierscasino ist ein Gemeinschaftsraum entstanden. Im prominenten Bielefelder Musikerviertel waren in den dortigen Briten-Häusern für knapp ein Jahr Flüchtlinge untergekommen, die Unterkunft war Mitte Januar 2023 geschlossen worden. Rund 4.800 Menschen aus 52 Ländern waren befristet dort untergekommen. Nun stehen die 22 Doppel- und 14 Einzelhäuser an der Johannes-Brahms-, Sebastian-Bach- und Joseph-Haydn-Straße zum Verkauf. Zwei Villen an der Wilhelm-Raabe-Straße 39 und 41 waren bereits Anfang 2022 verkauft und abgerissen worden. Doch so einfach ist es dort trotz Top-Lage mit der Vermarktung nicht. Auf 710.000 bis 760.000 Euro hatte die BImA den Richtwert für die Häuser aus den 1950er-Jahren anfangs taxiert. Dafür wollte sie aber niemand haben. Zum einen sind die Objekte sanierungsbedürftig, allein mit Blick auf energetische Standards. Lesen Sie auch: So geht es mit den Offiziersvillen in Bielefeld weiter Zudem erschwert oder verhindert entweder der Denkmalschutz oder die im Februar vom Bielefelder Stadtrat verabschiedete Erhaltungs- und Gestaltungssatzung den Abriss und Neubau oder bauliche Veränderungen. Wie berichtet, möchte die Stadt, dass das Gesamtensemble der Gebäude auf dem insgesamt 28.700 Quadratmeter großen Areal möglichst bestehen bleibt. Alle Verkaufswege, bis hin zur Auktion, sind für die BImA möglich Mittlerweile gab es zwei Bieterverfahren - einmal für die denkmalgeschützten Einfamilienhäuser und einmal für die nicht unter Schutz stehenden Immobilien an der Joseph–Hadyn-Straße, mit reger Nachfrage, so die BImA. Die Verkaufsverhandlungen in beiden Tranchen seien aber noch nicht abgeschlossen. Außerdem sollten die Häuser Anfang Oktober im Rahmen der Immobilienmesse Expo Real 2024 in München vorgestellt und angeboten werden. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist noch nicht bekannt. Gegebenenfalls komme auch eine Veräußerung von Grundstücken im Wege einer Auktion in Betracht, so die BIma.

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