Frau mit 50 Messerstichen getötet - Gütersloher vorzeitig aus Haft entlassen

Gütersloh. Hilflosigkeit, Leere, Selbstzweifel, Angst, Hoffnung, Enttäuschung und letztendlich grenzenlose Wut sind an jenem Abend des 10. Oktober 2006 wohl seine Begleiter, als Daniel K. (23) plötzlich in einer Wohnung an der Königstraße ein Messer zückt und wie besessen viele Male zusticht. Das Opfer: Elisabeth D. (25), die Schwester seiner großen Liebe. Sie stirbt im Krankenhaus. Seine Lebensgeschichte mit tragischem Ausgang beginnt eigentlich schon als Kind: Damals ist Daniel K. noch kontaktfreudig und aufgeschlossen, hat sogar einige Freunde. Doch während seiner Pubertät entwickelt er sich immer mehr zu einem Einzelgänger. Er wird als sanftmütig beschrieben. Aber er ist auch ein Prügelknabe, der von seinen Mitmenschen wegen seiner Größe (1,92 Meter) als &bdquo;Riesenbaby" oft verspottet, gehänselt und schließlich ausgegrenzt wird. Darunter leidet er extrem. Nachbarin entdeckt blutüberströmtes Opfer Er gilt als bescheiden, zurückhaltend, höflich, aufmerksam und vor allem hilfsbereit. Es folgt eine schwere Krankheit und daraus eine resultierende Gewichtszunahme. Auch diese Tatsache macht ihm mächtig zu schaffen. Dann lernt er Anne D. kennen, die Schwester des späteren Opfers. Sie wird seine erste große Liebe. In einem Mehrfamilienhaus in Sundern wohnt er einige Monate lang in einer 80-Quadratmeter großen Wohnung mit einer Freundin von Anne D. zusammen, anfangs auch mit ihr. Als eine Nachbarin von Elisabeth D. am besagten Dienstagabend im Oktober 2006 gegen 21.20 Uhr eine lautstarke Auseinandersetzung und Hilferufe aus der 40-Quadratmeter großen Wohnung hört, wird sie stutzig. Minuten später schaut sie nach und findet die 25-jährige Aramäerin blutüberströmt in einem Zimmer liegend. Ermittler lassen keinen Stein auf dem anderen Ein Rettungswagen bringt die junge Frau ins Krankenhaus, wo sie an großem Blutverlust stirbt. Schnell steht für die Kripo fest: hier handelt es sich um ein Tötungsdelikt. Die Suche nach dem Täter beginnt. Die Beamten fahnden nach einem mit dunklem Kapuzen-T-Shirt bekleideten Mann, der einen Rucksack getragen haben soll. Dieser habe nach Aussage der Nachbarin zur Tatzeit eilig das Haus an der Königstraße verlassen. Eine Großfahndung wird eingeleitet. Ohne Erfolg. Die Mordermittlung übernimmt der Bielefelder Kriminalhauptkommissar Hartmut Runte und sein Team. Schon am nächsten Morgen steht eine Hundertschaft der Polizei mitten in der Gütersloher Innenstadt bereit und durchforstet die gesamte Umgebung am Dreiecksplatz nach Spuren. Meter für Meter, Mülltonne für Mülltonne, Grünanlagen und Hinterhöfe. Spürhunde und ein Hubschrauber werden eingesetzt. Einige Überwachungskameras der anliegenden Geschäfte überprüfen die Ermittler sorgfältig. Inzwischen hat der leitende Staatsanwalt Hans-Dieter Heidbrede bestätigt: &bdquo;Elisabeth D. ist wahrscheinlich mit einem Messer erstochen worden, das wir am Tatort aber nicht gefunden haben." Die Stichwaffe wird nie entdeckt. Keine Einbruchspuren vorhanden Ermittlungen ergeben, dass Elisabeth D. erst kurz vor dem Verbrechen mit dem Zug aus Bielefeld zurück nach Gütersloh gekommen sein muss. In Bielefeld hat sie als Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft gearbeitet. In ihrer Wohnung hat sie allein gelebt. Elisabeth D. muss den Täter gekannt haben. Es gibt keine Einbruchspuren, kein Hinweis, dass ein Fremder ihre Wohnung betreten hat. Sie muss jemanden hineingelassen haben. Fest steht mittlerweile, dass sie kurz vor der Tat mit ihrer Freundin telefoniert hat. "Vermutlich war das der Mörder" Um 21.19 Uhr hat sie das Gespräch beendet, weil es an ihrer Wohnungstür geklingelt habe, erzählt Staatsanwalt Heidbrede. &bdquo;Vermutlich war das der Mörder." Weitere Angehörige Freunde und Bekannte des Opfers werden verhört und ihre Alibis überprüft. Auch eine Woche nach dem grausamen Verbrechen hat die Kripo noch keine heiße Spur. Das ändert sich nach einem Monat: Die Polizei nimmt am 15. November 2006 einen dringend tatverdächtigen Mann aus Isselhorst fest. Dabei handelt es sich um den 23-jährigen Daniel K., einem Bekannten des Opfers, der jedoch nur flüchtigen Kontakt zu Elisabeth D. gehabt hat. Er wohnt wieder bei seinen Eltern. Überführt wird er zu diesem Zeitpunkt nach einem Ergebnis der Obduktion. Unter den Fingernägeln der Toten haben die Gerichtsmediziner winzige Hautpartikel isolieren können, die ihm nun nach einem DNA-Vergleich zum Verhängnis geworden sind. Daniel K. sticht auf bewusstlose Frau ein Schon während seiner ersten Vernehmung gesteht Daniel K. die Tat. Er habe die Badezimmertür reparieren wollen. Dabei sei es zu einem lautstarken Streit gekommen, gibt er an. D. habe von ihm verlangt, die Arbeiten an der defekten Tür über seine Haftpflichtversicherung abzuwickeln, weil er es letztlich nicht konnte. Heidbrede: &bdquo;Das hat er strikt abgelehnt. Da wurde Elisabeth sauer und wütend." Sie soll sich über sein Aussehen lustig gemacht und ihn angeschrien haben: &bdquo;Du kannst bei meiner Schwester eh niemals landen." Das sei für Daniel K. zu viel gewesen. Er habe ihr zunächst den Mund zugehalten und dann auch an den &bdquo;Hals gegriffen". Plötzlich sei sie bewusstlos zu Boden gesunken. &bdquo;In diesem Moment habe ich zum Messer gegriffen und zugestochen." Im Obduktionsbericht ist von mehr als 50 Stichen in den Oberkörper, den Hals und den Kopf die Rede. Gutachter beschreiben Angeklagten als "neurotische Persönlichkeit" Am 8. Mai 2007 erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Daniel K. wegen Totschlags. Der Prozess vor dem Bielefelder Landgericht beginnt am 31. Juli. Gutachter beschreiben den Angeklagten als &bdquo;neurotische Persönlichkeit". Für sie erscheint er in einem tragischen Licht. Psychologe Siegfried Binder: &bdquo;Er war ängstlich, gefügig, fast unterwürfig, introvertiert und von anderen abhängig. Er tat alles, nur um akzeptiert zu werden." Ihm sei deutlich vor Augen geführt worden, dass er ein Verlierer ist und so nahm das Unglück seinen Lauf, erklärt sein Verteidiger Peter Oberwetter dem Gericht. &bdquo;Es gab keine Hoffnung auf Erwiderung seiner Liebe zu Anne D. für ihn." Am 10. August fällt das Urteil: Daniel K. muss für sieben Jahre ins Gefängnis. Nach NW-Informationen ist Daniel K. nach viereinhalb Jahren wegen guter Führung wieder freigekommen. Er lebt unter einer neuen Identität in einer anderen Stadt.

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