Stau bis zur B61: Gewaltiger Ansturm auf das Gütersloher Impfzentrum

Gütersloh. Der frühe Vogel fängt die Impfdosis. Dachten sich anscheinend viele Ü-80-Jährige, nachdem der Kreis Gütersloh am Mittwochnachmittag verkündet hatte, dass sich Menschen dieser Altersgruppe in den nächsten vier Tagen ohne Termin mit dem Präparat von Biontech/Pfizer immunisieren lassen können. Möglich macht das ein Zusatzkontingent des Impfstoffs. Was darauf an der Marienfelder Straße folgte, &bdquo;damit war zu rechnen", gibt Bernhard Riepe, Leiter des Impfzentrums, am Donnerstagvormittag zu. Die Ersten wären bereits vor 7 Uhr vor Ort gewesen, manch einer gar schon am Abend zuvor. Das Gelände öffnete die Pforten für Impfwillige ohne Termin schließlich um 7.45 Uhr. Mehr als eine Stunde früher als ursprünglich geplant. &bdquo;Viele haben offenbar befürchtet, dass, wenn sie heute nicht kommen, sie nichts mehr kriegen", sagt Riepe. Zwischenzeitlich kamen nur Leute mit Impftermin aufs Gelände Kurzum: Das Impfzentrum war dem gewaltigen Andrang rasch nicht mehr gewachsen – der Verkehr staute sich zwischenzeitlich bis zur B 61. Die Polizei griff ein und regelte die Situation an der Kreuzung. Um die Kontrolle zu behalten, kamen zwischenzeitlich immer mal wieder nur Impflinge auf das Gelände, die einen Termin besaßen. Erstmals war das um 9.30 Uhr der Fall, schildert Riepe. Mittendrin im Verkehrschaos steckten auch Eric Krupp (73) und seine Schwiegermutter Anneliese Heißmann (94), die an diesem Donnerstag ihre Zweitimpfung im Impfzentrum des Kreises Gütersloh erhielt. Die Rheda-Wiedenbrückerin sollte ursprünglich um 10.15 Uhr geimpft werden, inzwischen waren sie und ihr Schwiegersohn eine Viertelstunde in Verzug. Eine Stunde hätten sie von der B 61 zum Impfzentrum gebraucht, schildert der Gütersloher, während er mit seinem Wagen von der Marienfelder Straße auf die Zufahrt einbog. Wie er über das Impfen ohne Termin denkt? Krupp sagt, er hätte es besser gefunden, wenn tagsüber diejenigen mit Termin und abends diejenigen ohne geimpft worden wären. Bis Anneliese Heißmann ihre zweite Dosis erhielt, brauchte es also noch Geduld. "Wollten nicht so lange warten, weil es Gefühl der Sicherheit gibt" Denn auch vor dem Eingang des Impfzentrums hatte sich eine Schlange von Wartenden gebildet. Darin steckten unter anderem auch die Haller Eheleute Brigitte und Gerhard Godau, die auf ihre Zweitimpfung warteten. &bdquo;Für Leute, die nicht mehr richtig stehen können oder einen Termin haben, sollte es anders organisiert sein, damit sie sich in eine andere Schlange stellen können", sagt der 84-Jährige, während er sich auf seinen schwarzen Gehstock stützte. Wie sich zeigte, waren die Mitarbeiter des Impfzentrums darum bemüht, Menschen für die Zweitimpfung gezielt aus der Schlange nach vorne zu lotsen. Auch Bernhard Riepe versichert: &bdquo;Wer nicht mehr stehen kann, den versuchen wir an der Schlange vorbei zu schleusen". Zu denjenigen, die motiviert vom Aufruf des Kreises spontan nach Gütersloh fuhren, zählten die Eheleute Hildegard (85) und Gisbert Winkler (87) aus Verl. Sie hätten im Radio von der Aktion gehört und daraufhin entschieden, sich in Begleitung ihrer Tochter Karin Einspanier (47) um kurz vor 10 Uhr aus Verl auf den Weg zu machen. 90 Minuten später standen sie auf dem Parkplatz des Impfzentrums. Die Eheleute hätten zwar im April einen Impftermin gehabt, &bdquo;aber wir wollten nicht so lange warten, weil es ein Gefühl der Sicherheit gibt". Über 1500 Geimpfte am Donnerstagabend im Impfzentrum Auch die 80-jährige Marlene Pollmeier aus Rietberg ist froh, dass sie nicht auf ihren geplanten Impftermin im April warten muss – die Wartezeit nimmt sie dafür billigend in Kauf, sagt sie. Solche Geschichten sind es, die den Leiter des Impfzentrums und sein Team zufrieden machen werden. &bdquo;Viele, die noch keinen Termin hatten, haben sich animiert gefühlt und sind heute zu uns gekommen", sagt Riepe. Wie es vom Kreis Gütersloh heißt, sind bis zum frühen Nachmittag bereits 700 Dosen Biontech und 250 Dosen Astrazeneca verimpft worden. Bis zum Abend erhöhte sich die Zahl auf über 1500 Geimpfte. Eigentlich hätten die Impfungen der Ü-80-Jährigen ohne Termin um 15 Uhr beendet sein sollen, wegen des großen Andrangs hängte Riepe aber noch eine weitere Stunde dran. &bdquo;Aber auch in den nächsten Tagen ist noch genug Impfstoff da", versichert der Leiter des Impfzentrums. Auffällig sei laut Riepe, dass manche Impfberechtigte versucht hätten, ihren unter 80-jährigen Ehepartner ebenfalls impfen zu lassen. Das sei ausdrücklich nicht möglich.

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