Schlechtes Zeugnis für Gütersloh - das fordern Radfahrer für ihre Stadt

Gütersloh. Das Zeugnis, das Fahrradfahrer der Stadt Gütersloh ausstellen, hat es in sich. &bdquo;Wenn selbst bei umfassenden Sanierungsmaßnahmen wie an der Verler Straße in Spexard wieder Drückampeln eingebaut werden und die Regelbreiten für Radwege nicht eingehalten werden, ist es logisch, dass die Gütersloher Radfahrenden hierfür reihenweise die Schulnote 5 oder gar 6 verteilen", sagt Daniel Neuhaus, Vorsitzender des Gütersloher Kreisverbands des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Beim Stimmungsbarometer des ADFC, dem Fahrradklima-Test, bekam Gütersloh die Gesamtnote 3,9 – sogar eine leichte Verschlechterung gegenüber der 3,8 bei der letzten Umfrage vor zwei Jahren. &bdquo;Die Gütersloher Radfahrenden sind besonders in den Bereichen Ampelschaltungen, Falschparkerkontrolle und Breite der Radwege unzufrieden", fasst Daniel Neuhaus die Ergebnisse zusammen. Mit einer Durchschnittsnote von 4,8 oder 4,9 seien die Benotungen gegenüber 2018 sogar in allen drei Bereichen nochmals schlechter geworden. Fehlende B 61-Brücke ist nach wie vor Aufregerthema Allein 38 Befragte hätten darüber hinaus Kommentare zu den Ampelanlagen der Stadt hinterlassen. &bdquo;Noch vor der immer noch fehlenden B 61-Brücke das klare Aufreger-Thema Nummer 1 der Gütersloh Radfahrenden", sagt Neuhaus und zitiert eine der Anmerkungen in der Umfrage: &bdquo;Ich habe gelernt, dass die fürchterlichen Bedarfsampelschaltungen auch Bettelampeln genannt werden. Davon haben wir in Gütersloh wirklich enervierend viele. Selbst meinen Kindern fällt auf, dass für die Autos immer automatisch grün wird, während wir mit dem Rad drücken müssen und die Grünphase sich dann auch noch teilweise deutlich von der für die Autos unterscheidet." Doch es wurde nicht nur gemeckert – Lob gab es beispielsweise für die Einrichtung der Fahrradstraßen, auch wenn gleichzeitig bemängelt wird, dass hier immer noch zu viele Autos unterwegs seien. Positiv fiel auch die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,3) auf, geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung (Note 2,5) und die Möglichkeit, Ziele direkt und zügig mit dem Fahrrad zu erreichen (Note 2,7). Besonders überrascht ist Daniel Neuhaus, dass Gütersloh es mit der eher mäßigen Durchschnittsnote 3,9 in Nordrhein-Westfalen auf Platz eins unter den Städten vergleichbarer Größe geschafft hat. Das sei schon bezeichnend für die Fahrradfreundlichkeit in ganz NRW, meint Neuhaus. Durch das Übersteigen der 100.000-Einwohnermarke ist Gütersloh nun auch im Fahrradklima-Test in die Größenklasse der Städte zwischen 100.000 und 200.000 Einwohner vorgedrungen, in der sich in NRW mit Ausnahme von Paderborn nur Ruhrgebietsstädte tummeln. Bundesweit erreicht Gütersloh von 41 Städten in dieser Größenklasse Rang 13. Rietberg schafft es im Ranking bundesweit auf Platz vier Der ADFC will die Ergebnisse mit der Gütersloher Stadtverwaltung besprechen. Ein erster Austausch steht bereits am Donnerstag auf der Tagesordnung der Arbeitsgemeinschaft Fuß und Rad. Neuhaus: &bdquo;Natürlich wünschen wir uns sehr, dass die Stadt Gütersloh und die Politik die Impulse aus dem Fahrradklima-Test aufgreifen." Nach seiner Einschätzung sei der Wille häufig vorhanden, jedoch fehle es zu oft an Personal, um die Ideen in die Tat umzusetzen. Und im Corona-Jahr seien die Mitarbeiter ja auch massiv unter Druck gewesen. &bdquo;An anderen Stellen war man jedoch trotzdem kreativ", so Neuhaus und erinnert beispielsweise an die Pop-up-Radwege in Berlin. Apropos Corona: Die Pandemie hat auf jeden Fall den Radfahr-Boom verstärkt. &bdquo;Dadurch, dass mehr Menschen aufs Rad steigen, gucken sie auch manchmal genauer hin", meint Fritz Spratte, Vorstandsmitglied des ADFC-Kreisverbandes. Mehr als 2.000 Menschen im Kreis haben sich an der Fahrradklima-Umfrage beteiligt – lediglich 15 Prozent von ihnen sind auch ADFC-Mitglieder. Am zufriedensten sind die Radler im Kreis übrigens mit der Stadt Rietberg, Werther und Schloß Holte-Stukenbrock bilden die Schlusslichter mit einer Vier vor dem Komma. &bdquo;Rietberg hat mit der Schulnote von 3,02 sogar den vierten Platz bundesweit und den zweiten Platz in NRW unter Städten vergleichbarer Größenordnung zwischen 20.000 und 50.000 Städten eingefahren", freut sich Fritz Spratte. Die Radfahrenden aus Rietberg loben besonders die geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung, die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die Möglichkeit des zügigen Radfahrens. Kritik gibt es jedoch auch in Rietberg. Die Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern im ÖPNV und fehlende öffentliche Leihräder werden bemängelt. Landesgartenschau als Auslöser für Radwege und Beschilderungen Nach Einschätzung von Fritz Spratte profitiert Rietberg nach wie vor von der Landesgartenschau 2008 – damals seien viele Radwege und Beschilderungen angelegt worden. Außerdem sei die Stadt seit 2011 Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der fußgänger- und fahrradfreundlichen Städte in NRW – es werde einfach mehr an Radfahrer gedacht. Landrat Sven-Georg Adenauer sieht den Kreis beim Thema Radfahren auf einem guten Weg – er nannte als ein Beispiel das 2020 beschlossene Alltagsradwegekonzept.

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