Hagedorn-Umfrage: Frauen bemängeln Sexismus auf Deutschlands Baustellen

Gütersloh. 123 Frauen arbeiten in der Hagedorn-Gruppe - 12 davon sind in leitenden Positionen tätig. Zu wenig, findet das Gütersloher Abbruchunternehmen selbst. "Wir sind weit entfernt von perfekt", sagt Sprecherin Judith Roderfeld, "auch bei uns sind Frauen nach wie vor in der Unterzahl." Außerhalb der Verwaltung gebe es bislang so gut wie keine weiblichen Bewerberinnen auf freie Stellen. Ähnlich sieht es derzeit bei vielen Unternehmen aus. Das Baugewerbe immer noch männerdominiert, der Frauenanteil liegt bei gerade mal 13 Prozent; beim Tief- und Hochbau stagniert der Frauenanteil laut dem Fachblatt Immobilien Zeitung sogar zwischen einem und drei Prozent. Mindestens drei weibliche Azubis bis Ende 2021 Hagedorn will das nun ändern. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen eine große Kampagne gestartet. Etliche Poster und Banner unter dem Motto "Strukturwandler:in" wurden aufgehängt, um Frauen zu motivieren. &bdquo;Wir glauben, dass viele Frauen Lust auf Bau haben, aber noch zögern, diesen Schritt zu gehen", sagt Geschäftsführerin Barbara Hagedorn, "wir wollen diese Frauen anschubsen, ihnen Mut machen und Vorbilder sein. Sie hat sich dabei ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis Ende 2021 sollen mindestens drei weibliche Auszubildende außerhalb der Verwaltung gestellt werden - sei es als Baugeräteführerin, Tiefbaufacharbeiterin, Bauwerksmechanikerin oder als Land- und Baumaschinenmechatronikerin. Erste Anfragen von Frauen, die auf die Kampagne aufmerksam geworden sind, habe es bereits gegeben, teilt Sprecherin Roderfeld auf Nachfrage mit. "Eine davon war zum Beispiel ganz angetan, nachdem sie unseren Baggersimulator testen durfte. Das sind natürlich schon schöne Erfolge, aber das reicht uns noch nicht." Lesen Sie auch: Junge Frau behauptet sich in Männer-Domäne - Hagedorn sucht Frauenpower 80 Prozent empfinden Sexismus auf den Baustellen nach wie vor als Problem Um das Ziel zu erreichen muss laut Hagedorn allerdings ein generelles Umdenken auf Deutschlands Baustellen stattfinden. Eine nicht repräsentative Online-Umfrage der Unternehmensgruppe unter mehr als 800 Branchen-Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Beginn des Jahres zeigt: Rund 80 Prozent empfinden Sexismus und geschlechterspezifische Vorurteile nach wie vor als Problem auf den Baustellen. Außerdem haben etwa 70 Prozent der Frauen den Eindruck, dass sie es in der Branche schwerer haben als Männer. Der Tenor: Männer würden - bei gleichen beruflichen Qualifikationen - eher befördert als Frauen. Dabei sind 95 Prozent der befragten Männer überzeugt davon, dass Frauen auf dem Bau genauso gute Leistungen liefern können - sie sagen zeitgleich aber auch, dass das mangelnde Vertrauen vieler männlichen Kollegen zu den größten Hindernissen für Frauen am Bau zählt. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Ton auf den Baustellen kann auch mal rauer sein &bdquo;Dank neuster Technik zählt heute weniger die pure Muskelkraft, sondern der Umgang mit komplexen Maschinen", betont Barbara Hagedorn, "im Jahr 2021 gibt es keinen Beruf mehr im Bau und Abbruch, den eine Frau nicht ausüben könnte. Was fehlt, sind echte Vorbilder und das Vertrauen der Kollegen." Agners Borchers hat sich das Vertrauen ihrer Kollegen in den vergangenen Monaten hart erarbeitet. Die 26-jährige arbeitet seit einem halben Jahr als Maschinistin bei Hagedorn. Täglich fährt die junge Frau tonnenschwere Radlader - und ist dabei tatsächlich die einzige Frau. Sie weiß, dass der Ton auf der Baustelle auch mal derbe sein kann. "Da hilft es, wenn man einen guten Sprich auf Lager hat und auch mal kontern kann", sagt sie. Es sei nicht verkehrt, schlagfertig zu sein - und an sich zu glauben: " Natürlich sind die Maschinen groß und schwer, aber um sie zu bedienen braucht es am Ende 'nur' Fingerspitzengefühl."

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