Evangelische Präsenz-Gottesdienste in Gütersloh vor dem Aus?

Gütersloh. Die Weihnachtsgottesdienste im Corona-Jahr 2020: Nachdem Präses Annette Kurschus (57) für die Evangelische Kirche von Westfalen ihre Gemeinden dazu aufgerufen hat, die Präsenzgottesdienste an den Weihnachtsfeiertagen wegen der Pandemie abzusagen, herrscht auch in Gütersloh Unsicherheit darüber, ob der traditionelle Kirchgang an Heiligabend stattfindet oder nicht. &bdquo;Der Kirchenkreis Gütersloh nimmt die dringenden Empfehlungen der Landeskirche vom gestrigen Dienstag ernst und auf", betonte Pfarrer Frank Schneider (55), Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh am Mittwoch. Gleichwohl weist der leitende Theologe des Kirchenkreises darauf hin, dass es sich um eine Empfehlung handele. Die &bdquo;Entscheidungsmacht" liegt somit grundsätzlich bei jeder Gemeinde und ihrem gewählten Leitungsgremium. "Empfehlung der Landeskirche hat für Irritationen gesorgt" Für die Kirchengemeinde Gütersloh wird in der Frage, ob die geplanten 18 Präsenz-Gottesdienste vor dem Aus stehen, &bdquo;auch erst am Freitag Klarheit herrschen", sagt Pfarrer Stefan Salzmann (57). In einer für Donnerstagabend einberufenen, digital geführten Sondersitzung will das 34-köpfige Presbyterium ab 19 Uhr darüber entscheiden, wie man mit der Situation umgeht. Fakt ist: Die Empfehlung der Landeskirche &bdquo;hat für eine Menge Irritationen" gesorgt. Viele Gläubige hatten sich im Vorfeld bereits über das Online-Portal angemeldet. &bdquo;Die Resonanz war gut. Innerhalb weniger Stunden ausgebucht" seien laut Stefan Salzmann vor allem die Gottesdienste im Mohns-Park, in der Martin-Luther-Kirche und die erste von zwei Open-Air-Veranstaltungen im Heidewald um 16 Uhr gewesen. Für die Gottesdienste im Gütersloher Stadion wären jeweils 250 Besucher zugelassen, für die zweite Veranstaltung um 18 Uhr hat es am Mittwochabend nur noch drei freie Plätze gegeben. Film-Gottesdienst aus der Martin-Luther-Kirche Allerdings stehen gegenwärtig alle geplanten Präsenz-Veranstaltungen auf der Kippe. Eine Entscheidung ist bereits im Fall des interaktiven Rundgangs gefallen, den die Evangelische Kirchengemeinde Isselhorst geplant hatte. Besucher hätten dort an Heiligabend unter freiem Himmel einzelne Stationen ablaufen können. &bdquo;Den Parcours werden wir nun aber leider nicht durchführen können. Es ist nicht an der Zeit, dass wir als gallisches Dorf eine Extrawurst bekommen", erklärt Pfarrer Reinhard Kölsch. Nun rücken seitens der Evangelischen Kirche in Gütersloh die vielen digitalen Angebote in den Vordergrund, wie etwa ein bereits vorproduzierter Film-Gottesdienst aus der Martin-Luther-Kirche, der am 24. Dezember online ausgestrahlt wird. &bdquo;Wenn die Gemeinden sich eigenverantwortlich für den Verzicht auf Präsenzgottesdienste entscheiden", so könne man die Weihnachtsbotschaft gleichwohl vielfältig hörbar und sichtbar machen, verweist Superintendent Frank Schneider auf die Angebote von gestreamten Gottesdiensten aus der eigenen Gemeinde oder Fernseh- und Rundfunkgottesdienste. Katholische Gemeinde will an Messen festhalten Die Katholische Gemeinde in Gütersloh hat Messen an verschiedenen öffentlichen Orten geplant und will daran festhalten – mit dem &bdquo;offiziellen" Segen der Bistumsleitung aus Paderborn. Generalvikar Alfons Hardt (70) hat sich am Dienstag in schriftlicher Form an die Pastoralen Räume gewandt. &bdquo;Wir haben einen Brief mit den angepassten Corona-Regeln erhalten. Darin ist die Empfehlung ausgesprochen worden, die Gottesdienste unter den entsprechenden Schutzmaßnahmen zu feiern", sagt Pastor Dirk Salzmann (48). In einer Mail von Mittwoch begründete das Erzbistum seine Entscheidung zudem damit, sich die Kritik zu Herzen genommen zu haben, die &bdquo;beim ersten Lockdown von vielen Seiten" aufgekommen war, nachdem die Kirchen freiwillig auf Präsenzgottesdienste verzichtet hatten. "Natürlich bleiben wir in einem Dilemma" Den Ausführungen Hardts könne aus Gütersloher Sicht mit ruhigem Gewissen gefolgt werden, &bdquo;weil wir gut vorbereitet und erprobt sind", sagt Dirk Salzmann. Schließlich hätte man seit Mai schon viele Erfahrungen gesammelt. Mit der Einhaltung der Abstandsregel, Mundschutz, Desinfektion, dem Verzicht auf Gesang und der Reduzierung von Besucherzahlen könne man Regularien einhalten und gleichzeitig die größtmögliche Sicherheit bieten. Gleichwohl hat Dirk Salzmann auch Sorgen und Diskussionsbedarf seitens einiger Gemeindemitglieder registriert. &bdquo;Natürlich bleiben wir in einem Dilemma, aber das können wir nicht auflösen. Am Ende fällt jeder einzelne Besucher eine Entscheidung." Alternativ weist Pfarrer Elmar Quante (62) als Leiter des Pastoralen Raums Gütersloh auf besondere Angebote hin: 50 Anmeldungen hat es bereits für ein Christ-Mobil gegeben, das Gottesdienste direkt zu den Haushalten bringt. Zudem wird seit wenigen Tagen ein Weihnachtsgruß verteilt, der unter anderem per QR-Code eine Gottesdienst-Übertragung ermöglicht.

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