Bürgermeister Henning Schulz in der Kritik: „Amtsbonus zu wenig genutzt“

Gütersloh. Mit überraschend deutlichen Worten hat der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat das Abschneiden des Amtsinhabers Henning Schulz (CDU) bei der Bürgermeisterwahl bewertet. Schulz habe seinen Amtsbonus zu wenig genutzt, sagte Heiner Kollmeyer gestern am Tag nach den Kommunalwahlen. Der Stimmenanteil von etwas mehr 36 Prozent für Schulz sei ohne Frage enttäuschend. Das bedeute immerhin einen Verlust gegenüber der ersten Schulz-Wahl im Jahr 2015 von 9 Prozent. &bdquo;Da hat er ganz schön Federn gelassen. Und darüber müssen wir sprechen", so Kollmeyer gegenüber der NW. Die Partei habe ein Ergebnis mit einer 4 vorn klar erwartet. Das wäre auch in Ordnung gewesen. Tatsächlich kam Schulz (47) auf einen Stimmenanteil von 36,13 Prozent. Er muss nun in zwei Wochen in die Stichwahl. Dort trifft er auf BfGT-Chef Norbert Morkes (25,1 Prozent) der sowohl die grüne Hoffnungsträgerin Gitte Trostmann (21,3 %) und noch deutlicher Volker Richter (SPD, 15,3 %) sowie Manfred Reese (Linke, 2,1 %) hinter sich gelassen hat. "Mehr auf Visionen setzen" Möglicherweise habe sich die erhebliche Kostensteigerung bei der 3. Gesamtschule auf das Abschneiden von Schulz ausgewirkt, sagte Kollmeyer, der selbst wieder für den Fraktionsvorsitz antreten möchte, &bdquo;zumindest für den Beginn der Wahlperiode". Vielleicht gelte es außerdem sowohl für den Bürgermeister als auch für die CDU, Themen anders zu setzen, insbesondere beim Klima- und Umweltschutz. Bisher habe für seine Partei die praktische Umsetzung von Lösungen im Vordergrund gestanden; eventuell müsse man künftig mehr auf Visionen setzen. Er könne freilich nicht erkennen, dass die CDU - trotz Stimmeneinbußen von 8 Prozent - inhaltlich etwas falsch gemacht habe, so Kollmeyer. Seiner Meinung nach würden die Wähler verstärkt grüne Themen befürworten, bei der Wahl des Stadtoberhaupt aber eher auf Bewährtes setzen. "Wahlempfehlungen spielen kaum eine Rolle" Ob des eigenen Wahlerfolgs noch geradezu überwältigt, zeigte sich BfGT-Frontmann Norbert Morkes. Nachts im Anschluss an die Wahlparty habe er versucht das alles zu realisieren: Platz 2 bei der Bürgermeisterwahl, erneuter Gewinn des Direktmandats in seinem Heimatstadtteil Pavenstädt. Und zugleich habe die BfGT ihr Gesamtergebnis gegenüber 2014 noch einmal leicht gesteigert. Bei der Stichwahl am 27. September hätten die Wähler erstmals die Chance, einen völlig unabhängigen Kandidaten auf den Bürgermeisterposten zu wählen, so Morkes. Angekündigte Wahlempfehlungen der SPD und der Grünen maß der Kandidat kaum Bedeutung bei. &bdquo;Allein die Bürger werden entscheiden und nicht die Parteien." So oder so macht er sich Hoffnungen auf den Erfolg: Wer am Sonntag Volker Richter oder Gitte Trostmann gewählt habe, sei schließlich gegen Henning Schulz. Bis zur Stichwahl werde die BfGT zudem versuchen, bisherige Nichtwähler zur mobilisieren. Eine Wahlempfehlung der SPD ist laut Volker Richter nicht vor Donnerstag zu erwarten. Abends zuvor tagt die Fraktion, deren Meinung unbedingt gefragt sein werde. Er selbst sehe überhaupt keinen Anlass, aufgrund seines mageren persönlichen Ergebnisses Konsequenzen zu ziehen. Die Frage, ob er als künftiger Fraktionsvorsitzender bereitstehe, bejahte Richter. SPD-Kandidat hätte besseres Ergebnis erwartet Allerdings räumte Richter ein, dass er in seinem Wahlkreis (Blankenhagen) ein deutlich besseres Ergebnis als die erzielten 20,5 Prozent erwartet hätte. Ihm, der vor allem auf persönliche Gespräche setze, habe der zweifache Corona-Lockdown mit den Kontaktbeschränkungen arg geschadet. Hinzukomme, dass es für SPD-Kandidaten derzeit generell schwierig sei, gegen den Bundestrend Wahlen zu gewinnen. Zu erkennen sei darüber hinaus eine grundsätzliche Abneigung gegen das Establishment. Ob die Grünen eine Wahlempfehlung aussprechen werden, steht laut Spitzenkandidatin Gitte Trostmann noch nicht fest. Am Mittwoch werde darüber fraktionsintern diskutiert. In jedem Fall müsse eine Empfehlung ziemlich gut begründet werden. Welchen der beiden Stichwahlkandidaten sie persönlich bevorzuge? &bdquo;Meinen Favoriten verrate ich nicht."

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