Entscheidung über neues Gütersloher Hotel - Sorge vor Wettbewerbsverzerrung

Gütersloh. Das ist auch für die Fraktionen im Stadtrat ungewöhnlich. Am Freitag werden sie in der Ratssitzung über den Bau eines Hotels neben Theater und Stadthalle entscheiden, von dem sie bislang weder wissen, wie es aussieht, noch wer es betreibt. Diese Informationen bekommen sie erst unmittelbar zuvor. Dass sie dennoch mit Ja stimmen, davon ist nach mehreren Anläufen und jahrelangen Vorbereitungen auszugehen. Die Stadtverwaltung begründet die Geheimhaltung juristisch. Man wolle auf keinen Fall den Vertragsabschluss gefährden, heißt es. Erst mit dem Ratsbeschluss in der Tasche könne man die Gespräche finalisieren und Mitte des Monats den Zuschlag erteilen; um einen Investor und einen Betreiber für das Hotel zu finden, hatte die Stadt zuletzt auf ein Bieterverfahren umgestellt. Neubau erstreckt sich in einem durchgehenden Block längs der Barkeystraße Wie zu erfahren ist, soll das Hotel 128 Betten haben. Ausgeschrieben war ein Drei- bis Vier-Sterne-Betrieb in der Garni-Variante: Heißt: Kein Restaurant, keine Tagungsräume - schließlich liegt die Stadthalle gleich nebenan. Das Hotel wird sich samt einem neuen Parkhaus entlang der Barkeystraße ausrichten und damit, wie es heißt, den lang ersehnten baulichen und architektonischen Dreiklang mit Theater und Stadthalle schaffen. Damit es dort, auf der bislang als Parkplatz genutzten Fläche hinpasst, will die Stadt den Bebauungsplan ändern. Dessen neue Festsetzungen sehen vor, dem Hotel (samt Parkhaus) eine gestaffelte Höhe zu geben. Direkt andockend an die Häuser der Königstraße – und somit auf den ursprünglich gedachten Abstand verzichtend -, nimmt sie deren Höhe von zehn Metern auf; Richtung Theater steigt das Gebäude dann in einem durchgehenden Block über eine Zwischenhöhe von 15,50 Metern auf maximal 19,50 Meter auf. Das Plangebiet hat eine Größe von 3.900 Quadratmetern, davon will die Stadt zwei Parzellen von insgesamt 2.268 Quadratmetern verkaufen. Erhoffter Erlös: Eine Million Euro. Die Stadt will für das Parkhaus 2,6 Millionen Euro bezahlen - einen Teil davon bekommt sie wieder Wer der Käufer, also Investor ist? Bislang unbekannt. Klar ist indes, dass der Neubau hohen ökologischen Anforderungen genügt. Das Hotel soll als &bdquo;Nullenergiehaus" betrieben werden, der Betreiber habe ein umfangreiches Nachhaltigkeitskonzept mit Erd- und Solarwärme vorgelegt, heißt es. Für den als Hotel genutzten Abschnitt werde das Dach begrünt sein. Auch Photovoltaik sei geplant. Teil der Ausschreibung war der Neubau eines Parkhauses mit mindestens 120 Plätzen. Der Investor soll es bauen – und die Stadt kauft es ihm ab. Wie es heißt, veranschlagt sie dafür 2,6 Millionen Euro. Der Hotelbetreiber wiederum kauft der Stadt einen Teil davon für seinen Stellplatznachweis ab – dafür erhofft sich die Stadt die einmalige Einnahme von 476.000 Euro. Die übrigen Stellplätze im Parkhaus können Besucher des Theaters, der Stadthalle und der Innenstadt nutzen. Politiker warnen vor einer Vorzugsbehandlung Offizielle Auskünfte zu diesen Zahlen gibt es nicht. Im Immobilienausschuss, der sich vor zwei Wochen im nichtöffentlichen Teil der Sitzung mit dem Projekt beschäftigte und ebenfalls weder Namen hörte noch Ansichten sah, wurde darüber nicht diskutiert. Alle Fraktionen stimmten zu - wenngleich manche Sprecher zu bedanken gaben, dass man den Eindruck einer Vorzugsbehandlung des Theaters vermeiden müsse. Stadthalle und GT Marketing zum Beispiel dürften in ihren Werbematerialien nicht einseitig auf die Kapazitäten des neuen Hotels verweisen. Es gehe darum, auch die Bestandshotels in Gütersloh im Blick zu haben und sie nicht zu benachteiligen. Dass diese Sorge nicht unberechtigt sein könnte, ist der Begründung für den zu ändernden Bebauungsplan zu entnehmen. Darin schreibt die Verwaltung, es sei &bdquo;Zielrichtung der Stadt, ein Tagungs- und Kongresszentrum im Zusammenhang mit der Infrastruktur der Stadthalle, dem Theater und dem künftigen Hotelgebäude zu schaffen. Tagungen, Messen und Kongresse könnten dann gemeinsam entwickelt und betrieben werden. Hierzu soll eine bauliche, räumliche und funktionale Verbindung und Verzahnung von Hotel und Stadthalle vorgesehen werden." Die Bestandshotels haben es jetzt schon schwer Andreas Kerkhoff, Betreiber des Hotel Appelbaum und Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Kreis Gütersloh, befürchtet eine &bdquo;Wettbewerbsverzerrung". Er teile insofern die Sorge der Fraktionen. Die bestehende Hotellerie in Gütersloh und Umgebung werde sehr genau darauf achten, ob das neue Hotel wegen seiner Nähe zum städtischen Kultur- und Veranstaltungsbetrieb eine Vorzugsbehandlung erfahre. Kerkhoff: &bdquo;Die Bestandshotels haben es wegen Corona derzeit ohnehin nicht leicht: Dieses Jahr rechnen wir mit einem Buchungsrückgang von 50 Prozent, nächstes von 20 bis 30 Prozent." Dass es der Stadt nach jahrelangem vergeblichen Bemühen ausgerechnet in dieser Situation gelinge, einen neuen Hotelier zu finden, habe ihn überrascht. 2023 soll das Hotel in Betrieb gehen.

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