Kreis Gütersloh. Nach dem Corona-Desaster beim heimischen Fleischkonzern Tönnies hat der Kreis Gütersloh jetzt Geld für eine Image-Kampagne bekommen. Sie soll das Image des Kreises wieder in ein besseres Licht rücken. Stigmatisierung, Anfeindungen, zerkratzte Autos - all' das will man hinter sich lassen. Derzeit ist der Kreis auf der Suche nach einer passenden Agentur für den Auftrag.
In unserem vergangenen Newsletter haben wir unsere Abonnenten gefragt, was sie von den großen Plänen halten - braucht der Kreis Gütersloh wirklich eine Image-Kampagne? Die Reaktionen sind unterschiedlich, die Kritik teilweise aber ziemlich deutlich.
"Wir fordern Herrn Adenauer auf, das Geld für einen sinnvollen Zweck zu verwenden"
Friedhelm Gries aus Gütersloh
"Worum geht es bei der Imagefrage? Geht es um den Kreis Gütersloh? Geht es um unseren Landrat Herrn Adenauer? Geht es um die CDU? Muss überhaupt fremdes Geld (Steuergeld) für das Kreis-Image aufgewendet werden? Der Steuerzahler hat ein Anrecht darauf, das sein Beitrag in die Steuerkasse auch sinnvoll und der Allgemeinheit zuträglich verwendet wird.
Ein Teil dieser 150.000 Euro sind von mir und meiner Frau. Wir fordern Herrn Adenauer auf, das diese 150.0000 Euro für einen sinnvollen Zweck verwendet werden, der Bedürftigen zu Gute kommt! Es würde sich für das Image des Kreises Gütersloh, von Herrn Adenauer und der CDU sehr positiv abzeichnen! Das beste Image!
Zudem ist die Bürgernähe und die verantwortungsvolle Verwendung von fremden Geld (Steuergeld) ein Zeichen von Charakter und Verantwortungsgefühl. Der Kreis Gütersloh ist immer in Kenntnis gewisser Umstände bei Tönnies gewesen. Dieses kann auch mit Hochglanzbroschüren, die mit fremden Geld (Steuergeld) bezahlt werden, nicht kariert werden.
Dieser Umstand ist in den Köpfen der Bürger festgeschrieben, Unvergesslich! Auch in den anderen Bundesländern. Mit aller Energie muss daran gearbeitet werden, das das Geschehene nie wieder im Kreis Gütersloh geschieht. Daran sollten die 6 Personen arbeiten, die das Kreis-Image aufpolieren sollen/wollen!"
"Das Image des Kreises Gütersloh hat gar nicht gelitten"
Kirstin Bernstein
"Meiner Meinung und Erfahrung nach hat das Image des Kreises GT gar nicht gelitten. Menschen mit einem halbwegs normalen IQ wissen jetzt vielleicht im Gegensatz zu vorher, wo Gütersloh liegt. Das war es aber auch.
Wir haben diese eine Sch... - Firma, weil es unter der Deutschen einfach so viele Fleisch"fresser" (Entschuldigung!) gibt. Jeden Tag ein fettes Stück Fleisch auf dem Teller, morgens eine Ladung Mett aufs Brötchen...Da können sich viele Menschen angesprochen fühlen. Nun liegt genau eine dieser Firmen zufällig hier bei uns, könnte aber überall sein.
Braucht den Kreis Gütersloh eine Image-Kampagne?
Vor wenigen Wochen im innerdeutschen Urlaub kam ich zu meinem Auto und sah zwei ältere Herrschaften, die sich zum Kennzeichen runterbeugten. Ich: "Finger weg!" Sie (glaubhaft und mit sehr niederbayerischem Akzent):" Huch! Wir wollten nur mal schauen, wofür GT steht." Daraus entstand ein sehr nettes Gespräch.
Im ganzen Urlaub - und ich hatte viel Kontakt zu Menschen - ist mir niemand doof gekommen.Also: Tönnies bzw. diese ganzen Mensch- und Tier ausbeutenden Unternehmer gehören bestraft, die Menschen müssen ihr Fleisch-Konsumverhalten ändern, aber GT ist wie vorher auch der beste Kreis der Welt."
"Es gilt jetzt, den Unternehmen zu helfen"
Erdinc Sencan aus Gütersloh
"Dass der Ruf Gütersloher ramponiert ist, können wir nur Mutmaßen. Denn kein Geschäftsleiter oder Personaler wird dies unter Zeugen zur Äußerung bringen. Durch die Blume, erfahre ich von Gesprächspartnern das bedingt durch den Lockdown in Gütersloh, der ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland darstellt und Weltweit in den Medien breitgetreten wurde, dass zum einen Einstellungsstop bis zum ende des Jahres ausgesprochen ist und in Richtung Gütersloh und Umland keine Bewerbungsgespräche vereinbart werden dürfen.
Eine Marketingkampagne begrüße ich. Jedoch, was will man mit 150.000 Euro anstellen? Ja, damit kann ein (KMU) Kleine und mittlere Unternehmen extrem viel erreichen. Aber eine Image-Kampagne einer ganzen Region? Ich denke, da muss die Stadt selbst noch tief in die Tasche greifen und ordentlich aufstocken.
Hier gilt es jetzt, den Unternehmern zu helfen damit unsere Wirtschaft wieder in gewohnte schwarze Zahlen steigt und personelle Entwicklungen angekurbelt und unterstützt werden. Mit Slogans wie "(Immer noch) Der beste Kreis der Welt" wird es schwierig bis unmöglich werden! Woran ist das gemessen worden!? Ich mochte diese Aussage noch nie. Klingt Arrogant und Überheblich.
In Anbetracht dessen, was unter der Fassade von Gütersloh steckt, sollten sich die Verantwortlichen sehr genau überlegen welches Slogan Sie verbreiten möchten. Wie auch Sie selbst schreiben, "Wer Wahrheiten sucht, sollte tatsächlich genauer hinsehen."."
"In so einer Imagekampagne sollte auch enthalten sein, dass es hier ein Problem gibt, um das wir uns jetzt kümmern!"
Karin Davids
"Ich glaube schon, dass der Kreis in der Republik einiges zurechtrücken muss. Das ist gemein, aber im Urlaub gab's immer mal Blicke aufs Autokennzeichen. Positive Zahlen und Tatsachen auflisten, das kann man machen. Ich finde zum Beispiel, dass Gütersloh, was Weltoffenheit angeht, eine ziemlich gute Stadt ist. Das bestätigen mir auch die vielern Migranten, die ich inzwischen hier kenne. Die Abschiebung der Roma Familie war allerdings kein erfreulicher Vorgang.
Ich arbeite an einem Projekt zu Objekten mit Fluchtgeschichten zusammen mit Geflüchteten , die in Gütersloh gelandet sind. Wenn man also ernsthaft die Vorteile des Kreises loben möchte, sollte man die weltweit vernetzte Wirtschaft und die Offenheit im Umgang mit den hier gestrandeten und wieder aufgestandenen Menschen betonen.
Dazu passt natürlich nicht, dass wir uns alle nicht genug um das Leben der osteuropäischen Arbeitskräfte von T. gekümmert haben. Insofern sollte in so einem Imagefilm/ einer Kampagne auch enthalten sein: Hier gibt es ein großes Problem, um das wir uns jetzt erst kümmern.... Also ist auch Demut gefragt und weiter deutliche Ansagen hinsichtlich der großen T- Firma, die aber auch wohl erste Einsicht zeigt."
"Wenn der Herr Landrat aber in all' den Pressekonferenzen keinen Satz hinbekommt ohne nach Herrn Kuhlbusch zu rufen, ist das auch nicht imageförderlich"
Dorothee Tschöpe
"Ob Herr Adenauer mit der Kampagne "Bester Kreis der Welt" das Image des Kreises GT in den vergangenen Jahren wirklich aufpolieren konnte, scheint mir sehr fraglich. Mit Gütersloh verbinden die Menschen große Marken: Miele, Claas, Bertelsmann, Beckhoff, Nobilia.
Wenn mich also Menschen in anderenLändern...oder auch anderen Bundesländern fragen, wo ich her komme, dann sage ich: " Ich komme daher, wo Miele ist...." Das versteht jeder. Ich habe aber auch noch nie gesagt "Ich komme daher, wo Tönnies ist."
In der Tat ist es wohl so, dass ganz viele Menschen nichts über denKreis Gütersloh wissen - aber was wissen wir schon über den MärkischenKreis oder den Kreis Minden? Wenn das Interesse nicht da ist, nützenauch bunte Flyer nichts. Interessant wird es dann, wenn wir Menschen als Arbeitnehmer für den Kreis Gütersloh gewinnen wollen. Dann geht es um harte und weiche Wirtschaftsfaktoren. Wie attraktiv sind die Unternehmen? Wie gut sind die Schulen? Gibt es genügend und gute Kitas? Wie ist das Freizeitangebot? Kunst, Kultur? Gibt es einen Badesee?
Man muss dafür sorgen, dass alle diese Dinge in guter Qualität vorhanden sind und dann muss man auch Info-Materialien haben, die die Unternehmen den Interessierten zur Verfügung stellen können. Aber das hat der Kreis schon lange und das Material wird immer besser und vielfältiger.Wenn man diese Image-Frage jetzt noch einmal versucht, aus dem Blickwinkel von außen zu betrachten, dann weiß wohl jeder einigermaßen Informierte, dass es prekäre Arbeitsverhältnisse, Werkverträge, Subunternehmen, Mietausbeutung überall gibt, wo es in Deutschland Fleischindustrie gibt (vielleicht unterschiedlich ausgeprägt) und dass es das auch in anderen Branchen gibt.
Ich glaube nicht, dass das auch mittelfristig nur am Kreis GT festgeklebt wird. Wenn der Herr Landrat aber in all den Pressekonferenzen keinen Satz hinbekommt, ohne nach Herrn Kuhlbusch zu rufen, dann ist das auch nicht imageförderlich. Als Fazit würde ich also sagen, dass alle Beteiligten weiterhin hart daran arbeiten müssen, dass unser Kreis faktisch immer besser wird, immer bessere Angebote für seine Bürger und für Besucher bereit hält. Damit kann dann dann auch geworben werden."
"Wir sind der beste Kreis der Welt - mittlerweile fragt man sich bei dem Spruch, wie dann wohl der schlechteste aussieht"
Friedrich Dreier
"Wahlkampfgeld für Herrn Adenauer, nichts anderes ist es. Ob wir es nur wegen Tönnies zu weitgebrachter Aufmerksamkeit gebracht haben, stelle ich allerdings in Frage. Auch wir haben Werksarbeiter in Landwirtschaft, Erntehelfer, Bau und Logistik. Nur da wird geschwiegen, weil dort vielleicht die nächste Bombe zu platzen droht, wenn man sieht welche Löhne und was für Arbeitsbedingungen herrschen.
Warum gehen Politik und Medien nicht mal da vor Ort in die Tiefe?Dem aufmerksamen Leser und Lokalnachrichten- Leser/Hörer wird vielleicht noch in Erinnerung liegen, wie es im letzten Jahr kurz nach derEinschulung war, als fast täglich Kinder vor Schulen auf Fußgängerüberwegen angefahren wurde nebst Fahrerflucht. Und jeder Satz endete im Lokalfunk mit "Wir im besten Kreis der Welt!"
Aus Rathaus und Kreishaus folgte: Schweigen. Nichts anderes ist man da gewohnt. Ich glaube Politik hat mit C.Tönnies ein Bauernopfer gefunden, das nun für das klägliche Versagen herhalten muss. Ein Landrat der 60 Nebenjobs ausführt, kann in meinen Augen seine Aufgaben nicht so ausführen wie es sich gehört und wofür er bezahlt wird.
Wenn stellvertretende Landräte nicht wissen, was in ihrem Kreis passiert, sollte man doch mal ehrlich sein. So ist das ist ein noch schwächeres Bild, was da abgegeben wird: Abnicken und wenn etwas passiert, wird getrommelt. Vielleicht erinnern Sie sich noch um die Posse mit dem Theater. Trotz Ablehnung beim Bürgerentscheid wurde es später ohne Aufhebens gebaut. Sehen sie sich die Posse auf dem ehemaligen Gelände von Wellerdiek an. Seit Jahren wurde versucht, dort ein Einkaufszentrum zu errichten - mit Anbindung an die Innenstadt. Was passiert? Ein Bürokomplex wird errichtet.
Wir waren mal ein aufstrebender Kreis, mit gut geführten mittelständischen und Großunternehmen, aber auch mit Politik, die sich im Kreis, nicht nur um seine Pfünde gekümmert hat. Mittlerweile denkt man, wenn man hört "Wir sind der beste Kreis der Welt", wie dann wohl der schlechteste aussieht? Das Geld ist rausgeworfen und hilft auch der Landesregierung nicht ihren Landrat, ins Licht der Macher zu Stellen. In meinen Augen ist der Spruch mehr als Wunschvorstellung!"
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