"Wie kann man so etwas tun?" - Polizei geht bei Großbrand von Brandstiftung aus

Gütersloh. Über der Fußgängerzone hängt noch am Mittag der prägnante Geruch nach verschmortem Plastik, die Ruine ist schon von weitem zu erkennen: In der Nacht zu Donnerstag hat es an der Kökerstraße heftig gebrannt. Das Elektrofachgeschäft im Erdgeschoss ist weitgehend zerstört, auch das Sanitätshaus nebenan hat etwas abbekommen. Im Center Hotel darüber schliefen 15 Gäste, als das Feuer ausbrach. Jetzt zeugen geschmolzene Jalousien und die verrußte Fassade von der Macht der Flammen, denen sie knapp entkommen sind. &bdquo;Wie kann man so etwas tun? Wie kann man so viele Menschenleben in Gefahr bringen? Das ist krank", sagt Yasmin Sosna-Sakai erschüttert. Die 42-Jährige arbeitet eigentlich an der Rezeption des Stadthotels mit insgesamt 24 Zimmern und hatte frei, als sie gegen 2 Uhr alarmiert wurde. &bdquo;Als ich ankam, hat alles schon lichterloh gebrannt, sogar die Polizeibeamten vor Ort sagten, dass sie so etwas noch nie gesehen hätten." Feuer ist offenbar in Müllsäcken mit Styropor ausgebrochen Noch in der Nacht verbreitet sich das Gerücht, dass es sich um Brandstiftung handelt. Polizeisprecherin Katharina Felsch bestätigt schließlich diesen Verdacht: &bdquo;Ersten Erkenntnissen nach ist das Feuer an vor dem Haus gelagerten Müllsäcken ausgebrochen. Die Spezialisten gehen aufgrund der derzeitigen Erkenntnislage von einer fahrlässigen oder bewussten Brandstiftung aus." In den Säcken befand sich offenbar Styropor. Die Feuerwehr war mit rund 60 Einsatzkräften ausgerückt, um den Großbrand unter Kontrolle zu bringen und zu verhindern, dass die Flammen auf Nachbargebäude übergreifen. &bdquo;Als wir in die Kökerstraße einbogen, sahen wir schon den massiven Feuerschein am ganzen Gebäude", berichtete Dienstgruppenleiter Michael Pepping. Vor allem zu Beginn sei Hektik aufgekommen, da sich ein Hotelgast auf das Dach gerettet hatte. Als die Feuerwehrleute die Person mit einer Drehleiter retten wollten, war sie jedoch bereits wieder im Inneren des Gebäudes verschwunden. &bdquo;Wir haben die Leute dann alle zusammen rechtzeitig rausgeholt", sagt die Rezeptionistin. Da zunächst nicht klar war, ob sich alle Gäste in ihren Zimmern aufhielten, musste die Feuerwehr anschließend sämtliche Räume des Hotels kontrollieren. Ein 57-jähriger Mann aus Frammersbach kam mit leichten Verletzungen in ein nahegelegenes Krankenhaus. "Ich habe keine Ahnung, wann ich wieder aufmachen kann" Noch in der Nacht stand der Besitzer des Elektrofachgeschäftes fassungslos vor dem Gebäude. Die Hitze des brennenden Styropors hatte vermutlich die Glasfront platzen lassen, so dass sich der Brand im Inneren des Gebäudes ausdehnen konnte. Der dicke, schwarze Qualm zog durch das komplette Geschäft. Zahlreiche Elektrogeräte wurden zerstört und auch die Inneneinrichtung ist erheblich beschädigt. Während die Ermittler der Kripo am nächsten Tag zwischen ausgebrannten Waschmaschinen und zerborstenen Fensterscheiben nach Beweisen suchen, stehen Melanie Kaske und Carina Kache vor den verschlossenen Türen ihrer Geschäfte. Die eine ist Inhaberin des gleichnamigen Sanitätshauses, die andere hat im ersten Stock des Gebäudes eine Praxis für Physiotherapie. &bdquo;Ich habe keine Ahnung, wann ich wieder aufmachen kann, bin aber jederzeit telefonisch zu erreichen. Hoffentlich halten uns die Kunden ihre Treue", sagt Melanie Kaske. Auch Carina Kache macht sich Sorgen, wie es weitergeht. &bdquo;Nach Lockdown und Corona-Ferien hatte ich eigentlich gedacht, dass man jetzt endlich wieder durchstarten kann." Fest steht schon jetzt, dass die erheblich beschädigte Fassade zur Kökerstraße erneuert werden muss. Der Sachschaden beläuft sich auf einen hohen sechsstelligen Betrag. Die Polizei Gütersloh sucht nun Zeugen.

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