Rund um Post und Bahnhof in Gütersloh stehen gravierende Veränderungen an

Gütersloh. Manchmal sind es die kleinen Meldungen, die einen Hinweis auf größere Veränderungen geben. Diese lautet so: Dem Postsportverein Gütersloh e.V. ist vor ein paar Tagen sein Büro in der Hauptpost an der Kaiserstraße gekündigt worden. Bis 30. September 2021 muss er es verlassen haben. Interessant daran ist: Der Vermieter des Post SV heißt Hagedorn. Für die geplanten Umwälzungen rund ums Bahnhofsgelände gibt es damit ein weiteres Datum. Denn das kleine, rund 60 Quadratmeter große Vereinsbüro, für das der Betriebssportverein keine hundert Euro Miete zahlt, ist Teil eines beachtlichen Immobilienpuzzles, zu dem mutmaßlich auch das angezählte Gebäude des Schnellrestaurants &bdquo;Babylon" auf der anderen Straßenseite gehört. Folgendermaßen, so der Plan, fügt sich dieses Puzzle zusammen: Die Post (samt Sportverein) verlässt ihr Gelände im Laufe von 2021, spätestens aber Ende 2021. Damit sollte sie schon deshalb nicht mehr lange warten, weil ihr Mietvertrag mit Hagedorn 2022 ausläuft. So gut wie gesichert ist, dass ihr Paketdienst DHL auf das ehemalige B+R-Gelände an der B 61 zieht, das ebenfalls im Besitz von Hagedorn ist. Der Vertragsabschluss, das bestätigen beide Seite unisono, steht kurz bevor, dann kann sich die DHL dort mit einer mechanisierten Zustellbasis auf einem Areal von 48.000 Quadratmetern ausbreiten. Der Paketdienst könnte zu B+R ziehen, die Postbank nur die Straßenseite wechseln Im zweiten Quartal 2021 könnte der Paketdienst an diesem neuen Ort in Betrieb gehen, und sehr wahrscheinlich wird dort auch noch Platz für die Briefzusteller sein, die derzeit im Obergeschoss des Kaiserstraßen-Gebäudes untergebracht sind. Doch wohin mit der Postbank und dem Post-Kundencenter aus dem Erdgeschoss? Sie beide könnten, so der naheliegende Gedanke, in den geplanten Neubau von Immobilienunternehmer Peter Oesterhelweg an der Ecke Strengerstraße/Kaiserstraße einziehen – ein attraktiver, langfristiger Mieter, der auch aus Sicht von Stadt und Stadtplanung dort bestens aufgehoben wäre: Womit zugleich eine Erklärung dafür vorläge, warum für das &bdquo;Babylon" dort kein Platz mehr ist. Die Postbank, die das Erdgeschoss der Hauptpost nutzt und eine Tochter der Deutschen Bank ist, hält sich mit konkreten Aussagen zum Umzug vorerst noch bedeckt. Aktuell seien keine Veränderungen geplant, berichtet ihr Sprecher Ralf Palm. Mit dem Mietvertrag in der Kaiserstraße befinde man sich &bdquo;historisch gewachsen" in einem Untermietverhältnis mit der Post, und von der liege bis dato keine Kündigung vor. Sollte man den Standort wechseln müssen, so Palm, sei es wünschenswert, er läge in der Innenstadt. Areal von luxemburgischer Investmentgesellschaft gekauft So oder so ist an der Pflicht, den Postkomplex spätestens 2022 verlassen zu haben, nicht zu rütteln. Hagedorn hatte das 9.500 Quadratmeter große Areal im Mai 2017 von einer luxemburgischen Investmentgesellschaft gekauft; gut 5.000 davon sind überbaut. Auch die Stadt hatte seinerzeit verstärkt ein Auge darauf geworden – was letztlich, nach einigem Hin und Her, zu der Lösung führte, dass der Stadt ein bedingtes Ankaufsrecht zusteht – es läuft aber Ende des Jahres aus. Ob die Stadt diese Ankaufsoption ziehen will, ist ungewiss. &bdquo;Wir befinden uns in einer Phase, in der wir mögliche eigene Flächenbedarfe prüfen", teilte eine Sprecherin mit. Dazu sei man mit Eigentümern und Politikern im Gespräch. Für einen Ankauf könnte die größere Rechtssicherheit sprechen, allerdings müsste die Stadt Hagedorn vermutlich nicht nur den seinerzeitigen Kaufpreis von 3,5 Millionen Euro, sondern auch Vorlaufkosten erstatten, ferner Grunderwerbssteuer und Notarkosten. Interessiert ist die Stadt an dem Postgelände, weil sie den ZOB von der anderen Seite der Kaiserstraße dorthin verlagern und zugleich das gesamte Bahnhofsumfeld neu gestalten will – ein weiterer großer Teil des Puzzles. Diese Absicht ist auch Inhalt eines vor einiger Zeit abgeschlossenen städtebaulichen Wettbewerbs. Zu klären wäre mit Hagedorn ferner, in welcher Form das Unternehmen das Grundstück abträte – noch bebaut oder fertig abgerissen und geräumt? Und könnte man sich in diesem Fall über EU-Ausschreibungsmodalitäten hinwegsetzen? Die Stadt prüft gerade, ob sie das Gelände kauft – für einen neuen ZOB Nicht zu vergessen, dass neben dem ZOB auch die Zukunft des Cinestar akut gefährdet ist. Derzeit ist das Kino wegen Corona geschlossen, aber auch aus anderen Gründen scheint es zweifelhaft, dass es jemals wieder öffnen wird. Eine Sprecherin teilte mit, man äußere sich aktuell nicht zum Standort Gütersloh. Von Cinestar-Geschäftsführer Oliver Fock übermittelte sie lediglich ein Statement, wonach Anfang nächsten Monats bundesweit eine &bdquo;Wiedereröffnungstestphase" mit Testläufen in Lübeck, Karlsruhe und Konstanz starte, danach werde man sehen. Für Gütersloh relevanter ist indes eine Entscheidung, die kürzlich das Bundeskartellamt getroffen hat: Demnach darf die Cinemaxx-Kette die Cinestar-Kinos nur übernehmen, wenn einige Häuser geschlossen werden, darunter auch das Gütersloher – womit auch diese Immobilie Teil des großen Puzzles würde. Den Post SV ficht dies große Verschiebe-Puzzle nicht weiter an. Der 400 Mitglieder zählende Verein (früher, bei stärkerer Ausprägung des Betriebssports, waren es knapp 1.000) verfügt noch über ein wunderbares Gelände im Park des LWL-Klinikums. Und nicht nur das: Für die Modernisierung seines Vereinsheimes im LWL-Sozialzentrum hat das Land ihm just 27.000 Euro aus dem Fördertopf &bdquo;Moderne Sportstätten" überwiesen. Da lässt sich die Kündigung der billigen Posträume gut verkraften.

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