Gütersloher Trainer will Fußball-Talenten aus Bhutan Karriere in Deutschland ermöglichen

Gütersloh. Die Menschen in Bhutan sind angeblich die glücklichsten auf der ganzen Welt. Und doch bleiben in dem buddhistischen Königreich, gelegen im östlichen Himalaya, die Wünsche einiger Menschen bislang unerfüllt. Zum Beispiel bei Yeshi Dorji. Der 18-Jährige ist Fußballer. Er spielt für den Premiere-League-Klub Ugyen Academy FC aus der 6.300-Einwohner-Stadt Punakha und stürmt für die Nationalmannschaft seines Landes. Doch Dorji träumt davon, in Europa zu spielen, am liebsten in Deutschland. Bei der Erfüllung dieses Traums hilft ihm ein junger Mann, der als Nachwuchstrainer beim FSV Gütersloh arbeitet. Pascal Carlmeyer ist als Scout für eine Spielerberatungsagentur tätig und hat sich auf Fußballer aus Südostasien spezialisiert. &bdquo;Noch nie hat es ein Fußballer aus Buthan geschafft, als Profi in Europa zu spielen. Vielleicht ändert sich das ja bald", sagt der 23-Jährige. Zu seinem Job als Scout kam Carlmeyer, der an der Universität Bielefeld Sport und Biologie auf Lehramt studiert, durch eine Kette von Zufällen. Irgendwie war Yeshi Dorji im Internet auf ihn aufmerksam geworden, schrieb ihn an und fragte ihn, ob er jemanden kenne, der Kontakte in die deutsche Fußballszene habe. &bdquo;Da habe ich Florian Loidl-Danemann, meinen früheren Torwarttrainer aus Zeiten beim VfR Wellensiek angesprochen und erfahren, dass er eine kleine Agentur hat." Der Inhaber von &bdquo;TF-Sport" aus Enger und Carlmeyer trafen sich, fanden inhaltlich zusammen und entwickelten die Idee, für Fußballer aus Bhutan tätig zu werden. "Sie hätten in der Westfalenliga auf höchstem Niveau spielen können" &bdquo;Am wichtigsten war es, Vertrauen aufzubauen", schildert Carlmeyer den Start. Das gelang auch, weil TF-Sport mit den Spielern Abmachungen treffe, die keinerlei Grundvergütung enthalten. &bdquo;Anderswo wird monatlich Geld genommen. Bei uns fließt Geld nur, wenn Verträge mit Vereinen abgeschlossen werden – und dann handelt es sich um eine minimale Provision." Inzwischen betreut Pascal Carlmeyer neun Spieler. Regelmäßig postet er &bdquo;Bewerbungsvideos" von ihnen auf Facebook und anderen Kanälen im Internet. Weil sich das rumsprach, gehören inzwischen auch Fußballer aus Nepal und Tadschikistan zu seiner Klientel. &bdquo;Ich warte jetzt auf meinen ersten Abschluss", sagt der Bielefelder, der als B-und A-Jugendlicher auch für den SC Wiedenbrück aktiv war. Jetzt steht er nur noch gelegentlich für seinen Heimatverein TuS Quelle in der Kreisliga C zwischen den Pfosten. Zwischendurch schien es, als stünde der erste &bdquo;Deal" kurz bevor. Ende letzten Jahres war Shokhrukh Kirgizboev, ein 18-jähriger Torhüter aus Tadschikistan, im Probetraining beim A-Junioren-Bundesligisten Arminia Bielefeld – es reichte nicht ganz für eine Verpflichtung. Und im Winter stellten sich die Nationalspieler Yeshi und Lhendup Dorji beim VfB Fichte vor. &bdquo;Sie hätten es geschafft und in der Westfalenliga auf höchstem Niveau spielen können", urteilt Pascal Carlmeyer. Leider musste die beiden Bhutanis wieder nach Hause reisen, weil es mit der Aufenthaltsgenehmigung Probleme gab. Um ein Visum zu erhalten, hatten sie erst in die indische Hauptstadt Neu Delhi fliegen müssen, weil es im 750.000-Einwohner-Staat Buthan keine deutsche Botschaft gibt. Immerhin lohnte sich der Besuch für Pascal Carlmeyer, denn seine beiden Schützlinge brachten ihm Trikots vom bhutanischen Nationalteam mit, die eingerahmt einen Ehrenplatz in seiner Wohnung bekamen. Interesse des FC Gütersloh oder SC Wiedenbrück an seinen Spielern würde ihn freuen Hoffnungen setzt er jetzt in Lungtok Dawa Chelsea (21), einen Verteidiger aus dem Königreich, dessen Marktwert beim Portal &bdquo;transfermarkt.de" mit 50.000 Euro angegeben wird. Halb so hoch taxiert ist dort Rechtsaußen Abhishek Rijal, der 2019 in Nepal zum Jugendspieler des Jahres gewählt worden war. &bdquo;Bei Bedarf habe ich Vita und Videos parat", sagt Pascal Carlmeyer. Er würde sich besonders freuen, wenn sich FC Gütersloh oder SC Wiedenbrück für einen seiner Spieler interessieren würden. Passen könnte es: Immerhin schrieb der Deutsche Torsten Spittler, von 2016 bis 2017 Nationaltrainer in Bhutan, dem Team das Niveau für die Regionalliga zu. Mindestens genau so freuen würde sich der umtriebige FSV-Trainer, wenn er das Land seiner Schützlinge auch mal selbst kennenlernen könnte: &bdquo;Eine Einladung wäre toll." Dann würde auch Pascal Carlmeyer zu den glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt gehören.

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