Das dreiste Geschäft mit den Masken: Abzocke mit trügerischer Sicherheit?

Gütersloh. Der Leser am Telefon ist richtig sauer. Er will von seinen Erfahrungen berichten, die er auf seiner Suche nach Virenschutz-Masken in einer Gütersloher Apotheke gemacht hat. &bdquo;In meiner Nachbarschaft ging das Gerücht rum, dass es dieses Modell dort gibt. Ich habe mich vorher telefonisch erkundigt, ob die Masken tatsächlich gegen Viren schützen, was sie kosten sollen und ob sie mehrfach verwendbar sind", berichtet der Pensionär. Nachdem seine Fragen bejaht worden seien, zog er mit 100 Euro los, weil er auch drei Nachbarn eine wiederverwendbare Maske zum Stückpreis von 25 Euro mitbringen sollte. &bdquo;Eigentlich hätte ich schon stutzig werden müssen, dass die Masken unsteril ohne Verpackung oder Box verkauft wurden. Der Beipackzettel war zudem nur kopiert." Informationen waren falsch Dafür umso brisanter, wie er zu Hause feststellen musste: &bdquo;Die Information, die Maske sei mehrfach wiederverwendbar und schütze zu 92 Prozent gegen Viren, ist laut Beipackzettel falsch. Dort steht ausdrücklich, dass sie nur zur einmaligen Verwendung bestimmt ist – und dafür sind 25 Euro eine Menge Geld", sagt der Gütersloher. &bdquo;Die Kunden wiegen sich damit in trügerischer Sicherheit und gefährden sich und andere, wenn sie sich auf den Schutz verlassen." Auch sein Versuch, die Masken zurückzugeben, sei gescheitert. "Ein schwieriges Thema" Was ist da los? Machen Apotheken jetzt Geschäfte mit der Gutgläubigkeit ihrer Kunden, von denen viele chronisch krank sind und die in dieser Krise darauf vertrauen, dass mit ihrer Gesundheit nicht gezockt wird? &bdquo;Die Masken sind ein schwieriges Thema", sagt Susanne Gehring. Sie leitet die Bahnhofsapotheke, ist stellvertretende Kreisvertrauensapothekerin und in diesen Zeiten praktisch das offizielle Sprachrohr für ihre Kollegen. &bdquo;Ich sehe das problematisch, obwohl ich selbst noch FFP-2-Masken anbiete. Aber es gibt wenige verlässliche Informationen darüber, wie häufig man sie tatsächlich benutzen kann", sagt die Apothekerin. So habe das Robert-Koch-Instut (RKI) jüngst offiziell empfohlen, die Masken aus Gründen der Knappheit wiederzuverwenden. &bdquo;Dabei muss man allerdings viele Faktoren beachten, zum Beispiel: Wie häufig wird die Maske getragen? Außerdem darf sie auf keinen Fall feucht werden, denn dann ist sie wirkungslos." "Man kann nicht mehr zwischen seriösen und unseriösen Anbietern unterscheiden" Susanne Gehring ist nicht nur gespalten, ob sie ihren Kunden diese &bdquo;trügerische Sicherheit" weiterhin verkaufen soll, sondern auch, zu welchem Preis. &bdquo;Der Markt ist so unübersichtlich geworden, dass man gar nicht mehr zwischen seriösen und unseriösen Anbietern unterscheiden kann. Der Einkaufspreis für die Masken hat stark angezogen. Neben Qualität und Herkunft geht es dabei auch um die Konditionen der Bestellung." Sie hat sich bei ihren Kollegen in den Gütersloher Apotheken umgehört. &bdquo;Einer berichtete von einem Angebot, bei dem er 10.000 Stück abnehmen müsste. Wenn man den Verkäufer nicht kennt, ist das riskant. Und wenn das RKI nächste Woche sagt, dass Masken Blödsinn sind, bleibt man drauf sitzen. Wir befinden uns einfach in einem Informationsvakuum – denn das RKI ändert seine Meinung von Tag zu Tag." Finger von dem Geschäft mit Masken lassen? Sie persönlich ist der Meinung, dass die Masken auf jeden Fall vor Tröpfcheninfektionen schützen. &bdquo;Deshalb sind auch selbstgenähte Stoffmasken nicht zu verteufeln. Am Ende handelt jeder individuell, Apotheker wie Kunden." In unsicheren Zeiten umso wichtiger sei die offene Kommunikation der Apotheker, die Kunden auf die Problematik der vermeintlichen Sicherheit der Masken unbedingt hinweisen sollten. &bdquo;Ich hätte mir gewünscht, dass dieser ganze Komplex behördlich besser geregelt gewesen wäre", sagt Susanne Gehring, die selbst überlegt, in Zukunft die Finger von dem Geschäft mit den Masken zu lassen – jedenfalls, so lange man nichts Genaues weiß.

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