Aufträge weg, Einnahmen fehlen: So kreativ reagiert ein Unternehmen auf die Krise

Gütersloh. Die Corona-Krise zwingt Unternehmen in die Knie – vor allem lokale, kleinere Firmen versuchen derzeit mit allen Mitteln und Wegen zu überleben. Das Gütersloher Unternehmen DCP Digitaldruck und Profiltechnik stattet normalerweise das ganze Jahr über Messeaussteller mit Bannern, Grafikdesigns und Co. aus. Der Terminkalender ist immer voll, die Aufträge weit im Voraus eingetütet. Bis jetzt. Spätestens mit der Absage der internationalen Tourismusmesse, die für Anfang März in Berlin geplant war und die auch bei DCP fester Bestandteil des Jahres sein sollte, wurde das Ausmaß der Corona-Pandemie auf das Messegeschäft deutlich spürbar. &bdquo;Nach und nach wurde alles abgesagt. Das Geschäft ist komplett eingebrochen", sagt Geschäftsführer Oliver Knaup. Schafft es meine Firma überhaupt durch die Corona-Krise? Plötzlich keine Aufträge mehr, keine Einnahmen – aber laufende Kosten. Ein Zustand, in dem viele Unternehmer derzeit schweben. Wie geht es weiter? Schafft es meine Firma überhaupt durch die Corona-Krise? Gedanken, die sich Oliver Knaup täglich macht. Er beschäftigt in seinem Unternehmen am Anemonenweg insgesamt 36 Mitarbeiter – 90 Prozent der Einnahmen kommen laut eigenen Angaben durch Messeaufträge. Und die bleiben jetzt aus. &bdquo;Wenn sich nichts ändert, könnten wir ohne zusätzliche Hilfe bis Ende April, Anfang Mai überleben. Danach wird es eng", sagt Knaup ehrlich. Wie es weiter geht, weiß der Geschäftsführer aktuell nicht. Aufgeben kommt für ihn aber nicht in Frage. Ein Plan B muss her. Einem seiner Mitarbeiter kommt die Idee, genau das herzustellen, was in Zeiten von Corona mit am meisten gefragt ist: Schutzmasken. 500 bis 1.000 Masken pro Tag Innerhalb weniger Tage produziert das Team, das sich sonst mit Textilbannern, Wandbespannungen und Grafikproduktionen beschäftigt, einen Prototyp einer Atemschutzmaske. Seit einer Woche ist nun ein eigener Online-Shop dafür aktiv. &bdquo;Wir stellen die Masken aus Funktionstextilien her, die ein sehr engmaschiges Gewebe haben. Es handelt sich aber nicht um einen medizinischen Mundschutz. Wir haben einen Online-Konfigurator in unserem Shop, sodass Kunden die Masken individuell gestalten können." 500 bis 1.000 Masken könne sein Team pro Tag herstellen – innerhalb von zwei bis drei Tagen würden sie an die Endkunden geliefert. Die Idee kommt laut Oliver Knaup gut an. Unter anderem Apotheken und Arztpraxen hätten bereits bestellt – auch ein Industrieunternehmen aus Hessen habe angefragt. Sie benötigten dringend Masken für ihre Schweißer. &bdquo;Die sind auch unabhängig von Corona auf Schutzmasken angewiesen – stehen derzeit aber hinten an, weil die Ausrüstung woanders gebraucht wird", sagt Knaup. Hass-Kommentare auf Facebook Die meisten Reaktionen auf seine kreative Idee, gegen den Auftragseinbruch durch Corona anzukämpfen, seien positiv – einige Hass-Kommentare hätte die Firma auf ihrem Facebook-Kanal aber auch schon einstecken müssen, berichtet der Geschäftsführer. Dort heiße es dann etwa, dass Unternehmer wie er die Krise ausnutzen und sich die Taschen voll wirtschaften würden. Darüber kann Oliver Knaup nur den Kopf schütteln. &bdquo;Ich bin ganz ehrlich: Mit den Masken können wir kein Geld verdienen. Das ist lediglich eine Schadensminimierung und für mich die Möglichkeit, wenigstens einen Teil meiner Mitarbeiter zu beschäftigen und über die Runden zu kommen." Sechs bis sieben seiner Mitarbeiter würden derzeit noch hundert Prozent arbeiten. Für den Rest des Teams hat Knaup mittlerweile Kurzarbeit angemeldet. &bdquo;Ich hoffe, dass ich das bald wieder ändern kann. Kurzarbeit bedeutet so immense Einschnitte – das möchte man niemanden zumuten." Dass das Kontaktverbot in naher Zukunft langsam aufgehoben wird, da ist sich der Geschäftsführer sicher; dass das Messegeschäft bald ebenfalls wieder anrollt, glaubt er allerdings nicht. &bdquo;Ich fürchte, das wird erst nächstes Jahr wieder losgehen. So bitter das für uns auch ist."

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