Kreis Gütersloh. Sie sind die Retter in der Not und haben einen der gefährlichsten Jobs, die man in Deutschland ausüben kann: Die Männer der Autobahnmeisterei Oelde und die „Gelben Engel" vom ADAC, die bei Wind, Wetter und im 24-Stunden-Dienst tagtäglich auf den Autobahnen im Kreis Gütersloh für Sicherheit sorgen und bei Pannen helfen – die einen in Orange, die anderen in Gelb.
"Das ist nicht einfach da draußen"
„Das ist nicht einfach da draußen", sagt Reinhard Knubel. Der Betriebsdienstleiter der Autobahnmeisterei Oelde trägt die Verantwortung für 25 Straßenwärter und drei Handwerker, die auf insgesamt 97 Autobahnkilometern von A2 und A33 unterwegs sind. „Egal, was man tut als Straßenwärter, man lebt gefährlich. Das ist der Job und der kann Horror sein, wenn man auf der Standspur steht und die Autos mit 200 Sachen an einem vorbei brausen. Die Unfallgefahr ist eine der höchsten aller Berufsgruppen und es wird immer gefährlicher", sagt Knubel.
ADAC-Vorstand Udo Stötzel und Pressesprecher Ralf Collatz nutzen das Jahresgespräch bei der Autobahnmeisterei deshalb für einen Appell an alle Autofahrer, nicht nur mehr Verständnis und Toleranz für die Arbeit der Straßenwärter an den Tag zu legen, sondern vor allem, auf den Sicherheitsabstand und eine angepasste Geschwindigkeit zu achten, sobald man eine Kolonne sieht.
In diesem "Winter" gab es bislang nur Raureifeinsätze
Normalerweise steht bei dem gemeinsamen Termin von ADAC und Autobahnmeisterei das Thema Winter und Streusalz ganz oben auf der Tagesordnung. Aber was ist in diesem Winter bislang schon normal? Bis auf ein paar Raureifeinsätze gab es in dieser Hinsicht noch nicht allzu viel zu tun, aber die rund 1.000 Tonnen Streusalz in der neuen Lagerhalle werden ja nicht schlecht – und wer weiß, was der Februar bringt.
Der Lkw-Verkehr wird zu einem immer größeren Problem
Der Winterdienst ist ohnehin nur ein kleiner Teil des Aufgabenbereiches: Streckenkontrollen, Instandsetzungs- und Markierungsarbeiten, Baustellenabsicherung sowie das Aufräumen und Absichern von Unfallstellen machen den größeren Teil aus.
„Je schneller liegen gebliebene Pannenfahrzeuge wieder repariert oder abgeschleppt werden, umso geringer ist das Unfallrisiko", betont Stötzel. Rund 600 Unfälle gab es laut Knubel auf der gesamten Strecke im vergangenen Jahr, häufig mit Lkw, die Ladung verloren hatten. Der Lkw-Verkehr ist ein Thema, das auch den ADAC zunehmend umtreibt. Tagsüber volle Autobahnen und nachts zugeparkte Rastplätze: „Wie überall in Deutschland fehlen auch in OWL Parkplätze. Bislang haben wir rund 30 Prozent Lkw-Anteil auf der A2 und wenn demnächst Amazon aufmacht, wird das sicherlich noch zunehmen", sagt Collatz.
Ein Grund für die Staus auf den Rast- und Parkplätzen, unter denen auch die Autofahrer zu leiden haben, sei die osteuropäische Herkunft vieler Fahrer. „Auf den privaten Autohöfen müssen die Fahrer zahlen, aber wer aus Osteuropa kommt, hat selten Devisen in der Tasche und kann sich das einfach nicht leisten."
Emotionale Diskussionen zum Tempolimit
Nachdem sich der ADAC deutschlandweit im vergangenen Jahr über 420.000 Neuaufnahmen freuen konnte und in OWL jetzt insgesamt 417.000 Mitglieder hat, gab es in den vergangenen Tagen emotionale Diskussionen und zahlreiche Austrittsdrohungen, weil der größte Automobilclub Deutschlands in der Debatte um Tempolimits von seinem bisherigen kategorischen Nein abgerückt war.
„Wir haben beim ADAC dazu eine Fachmeinung und bleiben auch dabei: Starre Tempolimits sind nicht geeignet, Unfälle zu verhindern, denn die passieren in den meisten Fällen durch nicht angepasste Geschwindigkeit, etwa bei Auffahrunfällen im Stauende. Wir positionieren uns aber nicht für oder gegen Tempolimits, sondern bleiben neutral – um das Stimmungsbild unserer Mitglieder widerzuspiegeln. Denn das ist sehr gespalten: 50 Prozent sind gegen ein Limit, 45 Prozent können es sich vorstellen", erklärt Collatz.