Immer wieder Unfälle in OWL: So gefährlich sind Bauarbeiten auf Autobahnen

Bad Wünnenberg. Es ist ein Moment, der Ralf Kowalleck bis heute prägt. Gemeinsam mit weiteren Mitarbeitern der Autobahn GmbH in Bad Wünnenberg hatte er eine Baustelle eingerichtet und die A44 am Kreuz Wünnenberg einspurig abgesperrt. Ein Autofahrer missachtete die Zeichen aber, erfasste einen von Kowallecks Kollegen und schleifte ihn mehrere Meter mit. Er starb noch an Ort und Stelle. &bdquo;Die Gefahr durch andere Verkehrsteilnehmer ist alltäglich“, sagt er. Mehr als 20 Jahre ist der tödliche Unfall her. In der Autobahnmeisterei im südlichen Kreis Paderborn hängt an der weißen Backsteinwand ein Foto des Verstorbenen wie auch von zwei weiteren Mitarbeitern. 1990 starb ein anderer Kollege, als er vom Sog eines Autotransporters erfasst und überrollt wurde. Ein Auszubildender verunglückte 2007 auf dem Weg zur Arbeit tödlich. Er war damals erst 17 Jahre alt. Kowalleck und sein Kollege Andreas Stratmann kannten die drei Verstorbenen gut. Beide Straßenwärter arbeiten seit mehr als 40 Jahren bei der Autobahn GmbH, sind täglich auf den Fernstraßen im südlichen Ostwestfalen und darüber hinaus im Einsatz. Vor allem sind sie für Brücken zuständig. Und beide betonen immer wieder: Sie lieben, was sie tun. Marode Brücken: In OWL gibt es dringenden Sanierungsbedarf Risiko für Straßenwärter deutlich höher Dennoch nehmen beide auch kein Blatt vor den Mund. &bdquo;Wenn wir abends heile nach Hause kommen, dann haben wir immer auch Glück gehabt“, sagt Kowalleck. Unfälle passieren immer wieder. Allein im vergangenen Jahr registrierte die Autobahn GmbH 44 fremdverschuldete Unfälle mit Fahrzeugen oder Anhängern der Meisterei. Dabei wurden sieben Personen verletzt. Tödliche Unfälle gab es nicht. Zum Glück. &bdquo;Das Risiko, im Dienst tödlich zu verunglücken, ist für die Straßenwärterinnen und Straßenwärter rund 13-mal höher als in vergleichbaren gewerblichen Berufen“, heißt es von der Autobahn GmbH. Kowalleck und Stratmann wissen das. Drei Unfälle hatte Kowalleck in seiner Zeit. &bdquo;Immer Auffahrunfälle“, sagt er. Beim schlimmsten Unfall sei vor einigen Jahren ein Lkw ungebremst auf ihn aufgefahren. &bdquo;Bei mir gingen sofort die Lichter aus, ich war bewusstlos – und glücklich, als ich festgestellt habe, dass ich noch lebe.“ Lesen Sie auch: Der gefährliche Beruf des Straßenwärters Was für die Sicherheit von Straßenwärtern getan wird Seit Jahren verstärkt die Autobahn GmbH die Maßnahmen, um ihre Mitarbeiter bestmöglich zu schützen. Beispielsweise durch regelmäßige Schulungen oder noch besser sichtbare Kleidung. Durch neue Regeln und Maßnahmen auf den Baustellen selbst. Durch technische Möglichkeiten und immer mehr Hinweise (zum Beispiel sogenannte Vorwarner) für Autofahrer, dass eine Baustelle bevorsteht. &bdquo;Es ist die Rücksichtslosigkeit, die uns das Leben schwer macht“, sagt Stratmann. Die Sicherungsmaßnahmen helfen gut, sagen er und Kowalleck. Aber sie können nicht alles verhindern. &bdquo;Unser Leben liegt schlicht und einfach in der Hand der Verkehrsteilnehmer“, sagt Stratmann. Das scheine nicht allen bewusst zu sein. &bdquo;Es fängt damit an, dass sich Fahrer durch Handy, Monitore oder andere Dinge ablenken lassen“, sagt Stratmann. Andere fahren übermüdet lange Strecken und sind unkonzentriert. Die Liste der Gefahrenquellen ist lang. Lesen Sie auch: Junge Menschen im Auto oft durch Smartphones und Displays abgelenkt Gedenkstätte für verstorbenen Kollegen Eine Sache macht den beiden besonders zu schaffen. &bdquo;Es gibt Autofahrer, die mutwillig respektlos sind – und unser Leben gefährden“, sagt Kowalleck. &bdquo;Täglich“ ignorierten einzelne Autofahrer beispielsweise Absperrungen, führen durch die Poller in die Baustelle. Stratmann berichtet: &bdquo;Einmal ist ein Autofahrer in den abgesperrten Bereich gefahren und hat versucht, mich wegzuschieben.“ Fälle wie diese sind keine Seltenheit, sagen beide. Ein Feldweg am Autobahnkreuz Wünnenberg. Gut fünf Meter die Böschung hinauf fließt der Verkehr der A44 in Richtung Ruhrgebiet. Hinter einem Zaun, zwischen Gestrüpp und von der Autobahn kaum zu sehen, steht ein einsamer Felsbrocken. Eine kleine Laterne leuchtet. Auf dem großen Stein ist ein Foto montiert. Es zeigt den Kollegen von Kowalleck und Stratmann, der vor 24 Jahren nur wenige Meter entfernt sein Leben verlor. Ein Andenken für die beiden Straßenwärter, vielleicht auch so etwas wie ein Mahnmal. Jährliches Gedenken für Verstorbene Die Straßenwärter pflegen die Stelle – für sie ist es eine Selbstverständlichkeit. Jedes Jahr fahren sie am Buß- und Bettag im November nach Gescher (Kreis Borken) und gedenken hier mit Vertretern aus der Politik ihrer verstorbenen Kollegen. Angehörige ihrer verstorbenen Kollegen begleiten die beiden, der Kontakt zu ihnen ist auch viele Jahre nach den Tragödien nie abgerissen. Irgendwann wollen Stratmann und Kowalleck zusammen 100. Jubiläum (beide also das 50.) bei der Autobahn GmbH feiern. &bdquo;Die Urkunde müsste wohl noch erfunden werden“, sagt Stratmann lachend. Ein paar Jahre Zeit haben sie noch, in denen sie wohl noch auf Hunderten Baustellen im südlichen OWL und darüber hinaus arbeiten werden. Und auf denen die Gefahr durch rücksichtslose Fahrer für die beiden nicht geringer wird. &bdquo;Leider“, sind sie sich einig.

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