Klima-Aktivisten pflanzen 900 Bäume nahe der B 61 in Gütersloh

Gütersloh. "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen. Es ist soweit!" erklärte der Isselhorster Karl-Theodor Mumperow. Mit Lochspaten und anderem Gartenwerkzeug gingen freiwillige Helfer ans Werk und forsteten in einer freiwilligen Großaktion in den vergangenen Tagen auf den Flächen "Am Donnerbrink" nahe der B 61 kräftig auf: 500 Eichen, 200 Maronen und 200 Haselnußbäume. Aus zehn Bäumen sollten 900 werden. Weitere Maßnahmen sind in Vorbereitung. Herr Grüneberg, Martin Luther wollte einen Apfelbaum pflanzen wenn er denn wüsste, dass die Welt morgen unterginge. Meinen Sie, es ist so weit? Grüneberg: Es ist nicht von Belang, ob Martin Luther diesen Satz tatsächlich gesagt hat. Von Belang ist, dass wir diesen populären Satz unmittelbar verstehen, wenn wir uns entscheiden, in einer fast ausweglos erscheinenden Situation das zu tun, was getan werden muss und von uns getan werden kann: Bäume pflanzen, auch wenn in Australien bereits Waldflächen von der Größe Nordrhein-Westfalens verbrannt sind, im Amazonas Regenwald 2019 riesige Flächen durch Brandstiftung und Brandrodung verbrannt sind und auch bei uns so getan wird, als wäre es selbstverständlich, 100-jährige Bäume zu roden, wenn der Straßenverkehr es vermeintlich erfordert (B 61) oder eine Gasleitung möglicherweise beschädigt werden könnte (Niehorster Straße). Wie ist es denn zu dieser großen Baumpflanzaktion gekommen? Grüneberg: Als die FuD Gruppe am 27. April 2019 den weltweiten Tag des Baumes im Isselhorster Lutterwäldchens beging, waren sich unsere Festredner Kornfeld und Mumperow einig, dass eine symbolische Baumpflanzung für den Klimaschutz viel zu wenig ist. Symbolische Pflanzungen können zwar zu weiteren Pflanzungen anregen, drohen aber im Sande zu verlaufen, wenn sich dem Normalbürger mit Balkon oder kleinem Garten gar keine Möglichkeit bietet, gute Vorsätze zu realisieren. Rainer Bethlehem bot seine Hilfestellung und Arbeitskraft für zukünftige Pflanzaktionen im Dorf an. Acht Monate später war es dann auf Kornfelds Hof soweit: Die erste größere Pflanzaktion. Und schon eine Woche später die nächste auf den Flächen nahe der B61. Geht das jetzt so weiter? Grüneberg: Wir haben vor, diese Aktion durch regelmäßige Wiederholung fest zu verankern. Zumindest ist die nächste Pflanzaktion noch vor Februar/März in Sicht. Wir wollen eine Bergahorn-Pflanzaktion mit Kindern starten. Wer mitmachen möchte, darf sich gerne melden. Am internationalen Tag des Baumes soll in Zukunft weiterhin nur ein Baum symbolisch am Eingang zum Lutterwäldchen gepflanzt werden. Mehr macht zu diesem Zeitpunkt im April keinen Sinn, weil die Bäume wegen der im Sommer drohenden Trockenheit sterben würden. An diesem Baumfeiertag soll aber ganz Isselhorst dazu aufgerufen werden, sich nach geeigneten Pflanzflächen umzusehen. Denn im kommenden Dezember lautet dann das Pflanzmotto: Unser Dorf soll grüner werden! Das könnte auch durch Bäume an unseren Straßenrändern geschehen. Anstelle von langwierigen Bürgeranträgen setzen Sie also eher auf Bürgerengagement in Sachen Klima-Schutz? Grüneberg: Es ging uns darum, zum Jahresbeginn 2020 auch mal ein positives Zeichen für den Klimaschutz zu setzen. VieleKlimameldungen drehen sich um Brandrodungen, Borkenkäferplagen-, Hitze-, Eisschmelz- oder Überschwemmungsrekorde. Insgesamt scheinen diese Nachrichten eher Resignation und Geburtenrückgänge zu bewirken, als dass sie Menschen motivieren. Bei der Gesamtlage motiviert zu bleiben ist doch auch schwer, oder woher nehmen Sie Ihren Optimismus? Grüneberg: Es ist fast unglaublich was gutes Werkzeug und Gemeinschaft bewirken kann. Allein die unterschiedlichen Charaktere und Gespräche beim Pflanzen und dem gemeinsamen Mittagessen waren für mich ein besonderes Erlebnis. Da tauschten sich Mitglieder der Verkehrswende-AG mit dem in Radfahrprojekten engagierten Gärtner aus. Ein Naturliebhaber berichtete von seiner Beteiligung an Vogelschutzaktionen in der Lombardei und dem damals fast hoffnungslosen Kampf gegen Leimruten. Unter Polizeischutz befreiten sie Rotkehlchen aus den Netzfallen und sorgten dafür, dass Singvögel nicht mehr überall als Delikatesse verzehrt werden. Ein Erzieher schilderte seine naturnahe Arbeit mit Kindern. Eine Rentnerin von der Mithilfe bei der Moor-Renaturierung in Niedersachsen. Ein Lokalpolitiker beschrieb die Arbeit seiner Ehefrau bei Bergwaldprojekten. Das alles zusammen macht mehr Neugier und Mut auf die Zukunft als all die Fernseh-Katastrophen-Rückblicke zum Jahresende.

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