Gütersloh

Kampf gegen Müll: Bürgerantrag fordert Förderung von Unverpackt-Läden in Gütersloh

Die Stadt Gütersloh soll ein Konzept vorlegen, das Unverpackt-Abteilungen und -Läden in die Lebensmittellandschaft integriert. Das fordert ein Bürgerantrag. Plastik- und Papiermüll sollen so verringert werden.

In Unverpackt-Läden können Kunden ihre eigenen Boxen und Co. mitbringen und die Produkte abfüllen. | © Symbolfoto/picture alliance

Irja Most
30.12.2019 | 20.01.2020, 13:26

Gütersloh. Verpackungsmüll reduzieren und am besten gleich ganz weglassen beim Einkauf im Supermarkt, das wünscht sich Klimaaktivist Stefan Schneidt aus Gütersloh, der sich von seinem gescheiterten Antrag auf ein Böllerverbot an Silvester nicht entmutigen lässt und seinen nächsten Bürgerantrag vorlegt.

Er fordert darin von der Stadt Gütersloh bis zum 1. Juli 2020 ein Konzept, wie Unverpackt-Abteilungen und -Läden in Gütersloh integriert werden können. "Dabei sollen wesentliche Aspekte, wie Anreize und rechtliche regionale Rahmenbedingungen, thematisiert werden", erklärt Schneidt in seinem Antrag. Auch solle hier langfristig gedacht werden und bei Neueröffnungen grundsätzlich Unverpackt-Abteilungen im Lebensmittelgeschäft miteingeplant werden.

 Deutschland beim Verbrauch über dem Durchschnitt

Konsens statt Konkurrenzdenken wünscht er sich unter den Lebensmittelhändlern vor Ort, damit Müllvermeidung Vorrang hat. Er sieht bei der Etablierung von Unverpackt-Läden das größte Problem, dass diese durch Crowdfunding finanziert würden und so unter starkem Wettbewerbsdruck stünden. Er möchte ein Konzept für Gütersloh, das hier ein attraktives Angebot schafft.

Zur Begründung führt er in seinem Antrag diverse Studien an, die die globalen negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie Klima und Umwelt durch massenhaft anfallenden Verpackungsmüll aus Papier und Plastik belegten. Deutschland sei weltweiter Spitzenreiter beim jährlichen Pro-Kopf-Papierverbrauch. Mit 250 Kilogramm verbrauche der Durchschnitts-Deutsche fast die fünffache Menge eines "durchschnittlichen Erdenbürgers", der nur auf 57 Kilogramm komme.

Auch beim Plastik liege der Deutsche mit 38 Kilogramm über dem EU-Durchschnitt, der bei 24 Kilogramm läge. Lediglich knapp 16 Prozent des Plastikmülls in Deutschland würde für neue Produkte genutzt. Der Rest lande in Verbrennungsöfen und werde in ärmere Länder exportiert. Neueste Studien zeigten, dass selbst im Blut und Urin kleiner Kinder Weichmacher zu finden seien, die im Verdacht stünden, Asthma, Allergien, Krebs und andere Erkrankungen auszulösen.

Menschen vor Ort sollten die Wahl haben

Auf der lokalen Ebene vor Ort sieht Schneidt ebenfalls viele Gründe, um die "Produktion" von Müll so weit wie möglich einzudämmen. Allein schon wegen der jüngst angekündigten Müllgebühren-Erhöhung. Daneben sei bisher unklar, wo der Plastikmüll aus dem Kreis Gütersloh lande. Hierzu hatte es im Umweltausschuss des Kreises Gütersloh im Oktober eine Anfrage der SPD-Fraktion gegeben. Die zuständige Verwertungsfirma konnte dazu aber keine zufriedenstellende Antwort erteilen. "Beim für Verpackungsabfälle zuständigen Dualen System Deutschland handelt es sich um ein privates System, kein kommunales System, da haben wir keinen Einblick", hieß es zur Begründung.

Antragsteller Schneidt befindet, dass den Menschen vor Ort die Möglichkeit gegeben werden müsse, überhaupt wählen zu können, ob mit oder ohne Verpackung. Man könne nicht länger auf Landes- und Bundespolitik warten. "Die Stadt Gütersloh soll als Vorreiter für den Kreis dienen, den Anfang für Veränderungen setzen und damit ein Bewusstsein für den Klimaschutz in allen Lebenssituationen schaffen", fordert Stefan Schneidt abschließend in seinem Antrag. Die Stadt war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.