Bielefelds erster plastikfreier Supermarkt hat eröffnet

Bielefeld. Wer kennt das nicht? Nach jedem Einkauf quillt die Mülltüte für die Gelbe Tonne - also für Verpackungen aller Art - über. Plastik, Plastik, Plastik: Alles ist in Plastikschalen oder Folie portioniert. Sogar Schlangengurken haben eine künstliche Haut bekommen. Wenn solche Entwicklungen überhandnehmen, entsteht auf der anderen Seite oft ein Gegengewicht. Tatsächlich wollen immer mehr Menschen auf Verpackungen möglichst verzichten und so den Müll reduzieren. So genannte Unverpackt-Läden kamen auf - in Berlin, Köln, Hamburg und anderen Großstädten. Jetzt ist dieser Trend auch in Bielefeld angekommen. Am Siegfriedplatz hat "Losgelöst" gestern eröffnet. Gut 60 Quadratmeter groß ist der Laden von Kathrin Kappelmann und Christian Focke. Mit seinen Glasrohrbehältern, Großgläsern, Flaschen und Holzkisten als Gefäße für die Biolebensmittel, für Frischgemüse und Obst und die ökologisch hergestellten Kosmetika, Bürsten, Shampoos und Seifen wirkt "Losgelöst" wie ein Kolonialwarenladen aus der Kaiserzeit. Tatsächlich aber verfolgen Kappelmann und Focke ein modernes Konzept, dass in anderen Städten schon erprobt ist. "Losgelöst" ist Laden und Café zugleich Die Kunden bringen ihre Gefäße für die Waren selbst mit. "Das können Tupperschachteln oder Gläser sein", nennt Kathrin Kappelmann zwei Beispiele. Die werden abgewogen, das Gewicht wird notiert, dann kann vom Kunden selbst entschieden werden, wie viel Gramm Nudeln, Reis, Gewürze, Nüsse, Müsli oder Schokosnacks er aus dem Spendersystem nimmt, oder wie viel Liter Waschmittel, Geschirrspüler oder Handwaschkonzentrat er abzapft. Die Preise für 100 Gramm oder 100 Milliliter stehen an den Großgefäßen angebracht. "Losgelöst" ist Lebensmittelladen und kleines Café zugleich. Kappelmann und Focke kochen Kaffee für die Kunden. Hier kommt die Kompetenz Fockes rein. Er war vorher Leiter einer großen Kaffeehauskette. Zum Kaffee bieten die beiden Betreiber Brot- und Backwaren von Biobäcker Markus Bender aus Gütersloh an. Obst und Gemüse kommt vom Biohof Meyer zu Theenhausen in Werther. Milch, Butter und Käse gibt es auch, natürlich ohne Plastikverpackung: entweder in Papier oder Glas. Im Lagerraum von "Losgelöst" stehen Eimer aus Blech in den Regalen dicht aneinander. Darin bewahren die Betreiber die Haferflocken, Müslis und Nudelsorten auf, die in der Regel in 25-Kilogramm-Säcken aus Papier angeliefert werden. Bei machen fettenden Produkten wie Nüssen muss jedoch noch Kunststoff verwendet werden. "Aber wenigstens wird bei uns nur ein großer Plastikbeutel Müll anfallen und nicht unzählige kleine", sagt Kappelmann. Die Idee stammt von Kappelmann Die Idee für "Losgelöst" hat sie gehabt. "Ich wollte schon immer einen eigenen Laden haben." Nach Jahren auf Biobauernhöfen schließlich reifte das Vorhaben. Sie reiste in andere Städte und sprach mit Betreibern von Unverpackt-Läden, sah, dass es gut ist und auch wirtschaftlich funktioniert und startete das Projekt in Bielefeld. Kathrin Kappelmann hat keine Sorge, dass die großen Handelsketten ihr den Rang ablaufen werden, aber "ich kann mir vorstellen, dass vor allem Bioläden demnächst nachziehen werden und zumindest die Möglichkeit für Selbstabfüllung bieten", sagt sie. Einige Handelsketten gehen bereits in diese Richtung. Sie bieten entweder Milchbars an oder Netze für Obst und Gemüse, die die Plastiktütchen ersetzen. "Losgelöst" jedoch wird das nicht tangieren, "wir sind schließlich der einzige komplett plastikverpackungsfreie Laden", sagt sie. Losgelöst an der Weststraße 54 öffnet dienstags bis freitags 9 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, samstags 9 bis 14 Uhr.

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