Gütersloh. Hund, Katze, Pferd gelten als des Menschen beste Freunde. Doch wehe, sie werden krank. Dann nämlich kann der Besuch beim Tierarzt schnell teurer werden, Kosten von mehreren Tausend Euro sind keine Seltenheit – außer, man hat vorausschauend eine Tierkrankenversicherung abgeschlossen. Denn die deckt ja alle Behandlungen ab. Oder nicht?
„Es gibt viele Krankheiten, die ein Tier im Laufe seines Lebens bekommen kann", berichtet Simone Gramsch. Sie ist Versicherungskauffrau bei der Allianz Generalvertretung Axel Pollmeier in Gütersloh und weiß, wie teuer eine Behandlung beim Tierarzt oder Veterinär werden kann. So schlage beispielsweise die Heilung eines Katzenschnupfens mit bis zu 1.200 Euro oder eine operativ zu behandelnde Magendrehung beim Hund mit bis zu 2.000 Euro zu Buche. Richtig teuer kann es für Pferdebesitzer werden, beispielsweise dann, wenn das Tier unter Koliken leidet und nur eine Operation in der Klinik hilft. Kosten: Bis zu 5.500 Euro.
Einen Schutz vor derart hohen Rechnungen versprechen Tierkrankenversicherungen,
doch welche ist die richtige, welche ist sinnvoll? Obwohl es deutschlandweit
kaum zwei handvoll Anbieter gibt, ist ein Vergleich nicht einfach. Außer der Allianz, die in ihren Agenturen flächendeckend noch persönliche Beratung
anbietet, sind fast ausschließlich Direktversicherer am Markt. Die meisten Versicherungsgesellschaften in Gütersloh bieten entweder gar keine
Tierkrankenversicherungen an oder vermitteln lediglich.
„Die Tarife unterscheiden sich stark voneinander"
Grob unterscheiden lassen sich Tierkrankenversicherungen laut Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale NRW in zwei Arten. Zum einen in reine „Operations-Versicherungen", die zumindest einen Teil der Kosten bei chirurgischen Eingriffen übernähmen und zum anderen in die sogenannten „Vollversicherungen", die versprechen, neben der OP auch Heilbehandlungen und teilweise Vorsorgemaßnahmen abzudecken.
Das Problem: Die Angebote – versichert werden übrigens nur Hunde, Katzen, Pferde – sind völlig unterschiedlich gestrickt und somit schwer miteinander vergleichbar. Wie Stiftung Warentest errechnet hat, kostet eine Tierkrankenversicherung für einen Hund zwischen 120 und 1.300 Euro pro Jahr. Bei einer Katze beginnen die Tarife ab 160 Euro und enden bei 560. Entscheidet man sich nur für eine OP-Versicherung, liegt der günstigste Tarif für eine Katze bei etwa 70 Euro pro Jahr und bei 110 Euro für einen Hund.
Bei größeren Tieren ist eine Versicherung ratsamer als bei kleinen
Zudem unterschieden sich die Tarife hinsichtlich ihrer Leistungen teilweise „sehr stark", was OP-Kosten, Vor- und Nachsorge, Diagnostik und Co betreffe. Der Experte rät, unbedingt vor einem Vertragsabschluss einen genauen Blick ins Kleingedruckte zu werfen und auf Ausschlüsse, Wartezeiten und Obliegenheiten, also auf Verhaltenspflichten, zu achten. Es sei schließlich nie alles versichert.
Daher sollten Tierfreunde gut überlegen, ob sich eine Tierkrankenversicherung überhaupt lohnt. Grundsätzlich sollten sowieso schon vor einer Anschaffung Erkrankungen und Behandlungen bei den Unterhaltungskosten mitbedacht werden. Aber: Je größer das Tier, desto eher ist eine Krankenversicherung sinnvoll. „Die Pferdebesitzerin sollte also eher darüber nachdenken als der Katzenfreund" – und sich hier dann besser für die OP-Versicherung als für den vermeintliche Rundumschutz entscheiden. Zudem sollten Halter immer eine Selbstbeteiligung einkalkulieren, sagt Opfermann.
Versicherung sollte mindestens zweifachen Satz übernehmen
Die Kosten rechnen Tierärzte übrigens nach der sogenannten Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ab, einer bundesweit gültigen Rechtsvorschrift. Hier ist geregelt, was eine Behandlung kosten kann. Einen gewissen Spielraum je nach Komplexität der Behandlung, Zeitaufwand, dem Wert des Tieres und den örtlichen Verhältnissen habe der Tierarzt aber, erläutert Opfermann. Eine Versicherung sollte daher auch mindestens den zweifachen Satz übernehmen – sonst könne es gerade bei teuren Eingriffen doch zu bösen Überraschungen und einem hohen Eigenanteil kommen.
Bei Tierärzten selbst genießen die Krankenversicherungen einen recht guten Ruf: „Das ist generell eine gute Sache", sagt Elke Kalvelage, die ihre Praxis an der Haller Straße 177 betreibt. Hunde, die von einem Auto angefahren werden oder Kleinteile verschlucken, seien in ihrer Praxis keine Seltenheit. „Da kann eine größere Notfall-OP schnell 4.000 Euro und mehr kosten", sagt sie.
Nur zehn Prozent ihrer Kunden haben eine solche Versicherung, sagt die Expertin
Die Abrechnung erfolge je nach Versicherung entweder direkt mit dem Arzt (also ähnlich wie bei den gesetzlichen Krankenversicherungen für Menschen), oder auf Rechnung, die der Halter zunächst selbst bezahlen muss und sich später von der Versicherung erstatten lässt. Von ihren Kunden hätten indes nur knapp zehn Prozent eine Versicherung, ganz anders als beispielsweise in England, wo ein solcher Schutz gang und gäbe sei.
Ob eine Tierkrankenversicherung nun sinnvoll ist oder nicht, sollte jeder selbst entscheiden. „Natürlich, muss nichts passieren, aber es kann", sagt Allianz-Versicherungskauffrau Simone Gramsch.