Erstmals pauschale Gebühr: So teuer soll der Notdienst für Tierhalter werden

Gütersloh. Die Notaufnahmen für Menschen beklagen, dass immer mehr Patienten diese wegen Lappalien aufsuchen. Bei den Tierhaltern sieht es kaum anders aus. Sie nutzen häufig für gefühlte Notfälle ihrer Vierbeiner den tierärztlichen Notdienst oder weil es am Wochenende zeitlich besser passt, weiß auch die Gütersloher Tierärztin Stefanie Kruppke aus der Praxis. Die Politik will dem nun entgegenwirken und deshalb eine Gebühr einführen. 50 Euro sollen Tierhalter demnächst pauschal bezahlen, wenn sie mit Hund, Katze, Meerschwein und Co. den tierärztlichen Notdienst aufsuchen. Das hat das Bundeskabinett in seiner Sitzung vom 5. November beschlossen. Hinzu kommt ein doppelter Gebührensatz, der je nach Aufwand bis auf das Vierfache erhöht werden kann. Tierärzte haben kaum eine Wahl "Es geht in der Novelle vor allem darum, dass sich der Notdienst rentiert und dass Notfälle, die keine sind, vielleicht nicht im Notdienst, sondern zu den normalen Sprechzeiten vorgestellt werden", so Kruppke. Sie gibt allerdings auch zu Bedenken, dass 50 Euro für weniger Betuchte im echten Notfall viel Geld sind. Die Tierärzte haben da kaum eine Wahl, sie müssen sich an die Gebührenvorgaben halten. Mit der Änderung der Tierärztegebührenordnung will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft insgesamt die Situation der Praxen verbessern und hofft zudem auf mehr Landärzte. "Das ist vor allem wichtig, um den tierärztlichen Notdienst zu gewährleisten. Aber auch die Arbeit in den Nutztierpraxen auf dem Land kann dadurch attraktiver werden, denn dort fehlen regional bereits Tierärzte", heißt es zur Begründung in einer Mitteilung des Ministeriums. Nächste Notfall-Klinik in Bielefeld Allein in Gütersloh gibt es eine Handvoll Haustierärzte, kreisweit gut ein Dutzend. Den Notdienst in Gütersloh teilt sich Kruppke im Wechsel mit Ulrich Jakob Fischer. Dafür bieten sie auch Sonntags eine einstündige Sprechstunde an. Wer außerhalb der regulären Zeiten einen Notfall hat, der müsse zur Tierklinik nach Bielefeld fahren. Diese bittet auf ihrer Homepage schon jetzt darum, unnötige Besuche der Notfallbereitschaft zu vermeiden. Neben der Notdienstgebühr soll mit der Novelle auch der Abrechnungszeitraum für die Nacht und das Wochenende ausgedehnt werden. Die Nachtzeit beginnt dann bereits um 18 Uhr und endet um 8 Uhr. Das Wochenende fängt statt Samstagmittag am Freitag um 18 Uhr an. Und das Wegegeld, das bei Besuchen der Tierhalter anfällt, werde vereinheitlicht und angepasst und betrage 3,50 Euro pro Doppel-Kilometer, mindestens jedoch 13 Euro. Kostensenkung für Tierheime versprochen In den Blick genommen werde überdies die finanzielle Situation von Tierheimen. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, für eigene gehaltene Tiere Bestandsbetreuungsverträge abzuschließen, wie dies bereits für Nutztierhalter gilt. Mit diesen Verträgen könnten niedrigere Gebühren vereinbart werden, heißt es vom Ministerium weiter. Die Kosten für die Behandlung von Tieren in Tierheimen sollen so reduziert werden. Das Tierheim Gütersloh sieht hier keine Verbesserung, denn das gäbe es schon: &bdquo;Tierheime können schon seit vielen Jahren mit ihrem Tierarzt einen Bestandstierärztlichen Vertrag abschliessen. Dies wird dann von der zuständigen Tierärztekammer geprüft und freigegeben", erklärt Petra Kulik vom Vorstand des Tierschutzvereins Gütersloh. Sie sorge sich aber in Anbetracht der Notdienst-Gebühr um das Wohl der Tiere. Die Änderung der Tierärztegebührenordnung befindet sich derzeit im Bundesrat-Verfahren. Sie wurde dem zuständigen Ausschuss für Agrarpolitik- und Verbraucherschutz zugewiesen, der heute darüber beraten wird. Am 20. Dezember werde das Plenum des Bundesrates dann darüber entscheiden. Das Ministerium rechnet mit dem Inkrafttreten der Änderung Anfang 2020, so die Behörde auf NW-Anfrage.

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