Streit unter Vereinen stürzt den Gütersloher Sportverband in die Krise

Gütersloh.Einen Tag nach dem Rücktritt der Stadtsportverbandsvorsitzenden Gabi Neumann schlagen die Wellen noch immer hoch. Die Konfliktlinie zeichnet sich vor allem zwischen dem neuen Interimsvorstand und dem GTV auf der einen Seite und dem städtischen Sportamt sowie dem FC Gütersloh auf der anderen Seite ab. Offiziell sind freilich alle Seiten um Beruhigung der Lage bemüht. So verschickte der Vorstand des Stadtsportverbandes (SSV) noch am Montagabend eine Erklärung, wonach er "den überraschenden Rücktritt bedauert". Man wünsche Gabi Neumann von Herzen alles Gute, der Sport in Gütersloh habe ihr viel zu verdanken, schreibt der Geschäftsführer und neue kommissarische Vorsitzende Dariusz Jakubowski. Das Zerwürfnis hatte sich angekündigt Tatsächlich aber dürfte der Rücktritt für ihn ebenso wie für seine Vorstandskollegen wenig überraschend erfolgt sein. Das Zerwürfnis hatte sich angekündigt. Schon vor zwei Wochen hatte sich Neumann darüber beklagt, dass ein gemeinsam gefasster Beschluss über das Verteilen von Landeszuschüssen hintertrieben werde. In einem internen Schreiben an die Vorstandskollegen hatte sie vor allem das Verhalten von Beisitzerin Sabine Röhrs, zugleich Vorsitzende des Gütersloher Turnvereins (GTV), kritisiert. Röhrs habe öffentlich (bei einem Empfang des Kreissportbundes) erklärt, sie trage den Verteilungsbeschluss nicht mit. Neumann schreibt, ein solches Verhalten entbehre jeglichen sportlich-fairen Verhaltens. Sie rief ihre Vorstandskollegen auf, sich zu einer außerordentlichen Sitzung zu treffen - und ohne sie über den Sachverhalt zu diskutieren. "Ich stelle meinen zukünftigen Einsatz in eure Entscheidungsgewalt", schließt sie ihr Schreiben. Unterschiedliche Sichtweisen auf das städtische Sportamt Am Sonntag traf sich der Vorstand zu eben dieser Sitzung - und entschied sich, den alten Beschluss über die Verteilung der Fördermittel zu kippen und einen neuen zu fassen; Neumann trat daraufhin zurück. In ihrem internen Schreiben hatte sie ferner die "öffentliche Unterstellung" zurückgewiesen, der SSV habe bei dem Umgang mit dem Förderprogramm unkorrekt gehandelt und sich von der Stadt die Vorgehensweise aufzwingen lassen - ein Vorwurf, den Jakubowski noch am Montagabend nach ihrem Rücktritt wiederholte: Im Anschluss an die Sitzung des Sportausschusses sagte er, "wir sind nicht der Erfüllungsgehilfe der Stadt". Der Fachbereich Sport sei bei dem Förderprogramm lediglich unterstützend tätig, sagte dessen Leiter Wilhelm Kottmann. Die Stadt habe darauf zu achten, dass die geförderten Baumaßnahmen im Einklang mit der städtischen Sportentwicklung stehen und habe ihr gemeindliches Benehmen zu erklären. Die Hoheit über das Verfahren und die Bewertung der Förderanträge aber obliege dem SSV. Der Verband täte gut daran, so Kottmann, möglichst bald zu einer sachbezogenen Diskussion zurückzukehren. "Es gibt keine Fremdbestimmung des SSV" Neumann hatte in ihrem Schreiben die Arbeit Kottmanns gelobt und betont, es gebe in Gütersloh keinen, der derart konstruktiv zum Wohl des Sports und aller Vereine tätig sei. Ihm vorzuhalten, die Vorschlagsliste zur Förderung aus dem Landesprogramm sei unvollständig gewesen, sei nicht nachvollziehbar. Es gebe keine Fremdbestimmung des SSV durch die Stadt. Die Vereine seien korrekt und frühzeitig über das Programm informiert worden, alle sechs entscheidungsreifen Anträge seien berücksichtigt worden. Auch der Vorsitzende des Sportausschusses, Gerhard Feldhans, bezeichnete das Verfahren als absolut transparent. Manche Vereine gönnen es dem FCG nicht Von den sechs sechs Anträgen lässt der neue Vorstandsbeschluss alle unangetastet, bis auf den des FC Gütersloh. Er begründet das mit "fehlenden Detailinformationen" zu dessen Förderantrag. Hinter den Kulissen ist jedoch zu hören, dass viele Vereine dem FCG den Zuschuss in der zuvor angesetzten Höhe nicht gönnten. Mit 651.000 Euro hätte der Fußballklub etwa die Hälfte der 1,33 Millionen Euro vom Land erhalten, ein Betrag, der daraus resultiert, dass der Fördersatz zwar ebenso hoch wie bei den anderen berechtigten Vereinen ist, aber aufgrund der Bausumme für das Heidewald-Begegnungszentrum plus Toilette deutlich höher als bei den anderen Maßnahmen ist. Vor allem die GTV-Vorsitzende Röhrs soll darüber unzufrieden gewesen sein - möglicherweise zum einen, weil ihr Erstantrag auf einen Ersatzbau für das Vereinsheim an der Georgstraße vom Land als nicht förderfähig eingestuft wurde, zum anderen, weil sich der GTV nun stattdessen Fördermittel für den Umbau seiner Postdamm-Scheune erhofft. Am Ende könnte die Stadt die Zeche zahlen Für den FCG könnte der neue SSV-Vorstandsbeschluss, wonach er sich in eine neue Förderrunde mit drei anderen, später eingegangenen Anträgen einreihen soll, dazu führen, dass sein Zuschuss deutlich sinkt. Die Zeche dafür könnte am Ende die Stadt zahlen: Denn die Landesmittel setzt der FCG hauptsächlich dafür ein, den städtischen Bauanteil zu drücken.

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