Mohns-Park-Anwohner in Gütersloh wehren sich: Neue Pläne für Teilbebauung des Jahnplatzes

Gütersloh. Mittlerweile liegt der Jahnplatz neben Mohns Park schon derart lange brach, dass dort morgens Rehe gesichtet werden. Doch die Zeit des friedlichen Äsens, sie könnte bald vorbei sein. Direkt nach der Sommerpause werden sich die Ratsfraktionen mit einem Vorschlag befassen, der vorsieht, die Hälfte des Platzes zu bebauen und mit der anderen Hälfte den Mohns Park zu erweitern. Der Vorschlag ist abgestimmt mit dem Eigentümer des Geländes, dem Gütersloher Turnverein (GTV). Doch schon jetzt trifft er auf Widerstand. Die Fronten scheinen ähnlich verhärtet wie vor fünf Jahren: Auf der einen Seite der Sportverein, der sich seinen knapp 3.000 Mitgliedern verpflichtet fühlt und über den Teilverkauf als Bauland jene Einnahmen erzielen möchte, die er für den zweiten Bauabschnitt seines Vereinsheimes und für seine langfristige finanzielle Solidität braucht, auf der anderen Seite eine Bürgerinitiative, die im Umfeld des Parks wohnt und die historische Chance genutzt sehen möchte, den Park im Sinne der Bürgerschaft und des Klimas zu erweitern. Und dazwischen beziehungsweise mittendrin die Ratsfraktionen. Zuletzt war an dem Thema nur im Hintergrund gearbeitet worden. Die Vertreter des GTV blieben im Gespräch mit den Fraktionen und der Stadt. Das hat nun dazu geführt, dass ein Planungsbüro (Tischmann Loh, Rheda-Wiedenbrück) im Auftrag des Vereins drei Vorschläge für die Folgenutzung des Jahnplatzes erarbeitete. Zwei davon schafften es nach Absprache mit dem städtischen Planungsamt in die engere Wahl, darunter jener, den der Verein favorisiert. Lesen Sie auch: Mohns Park in Gütersloh: Bürger kämpfen für große Veränderung 50/50 Aufteilung für Gütersloher Jahnplatz im Gespräch Er sieht eine 50/50-Aufteilung vor: 7.500 Quadratmeter Bauland, 7.500 Quadratmeter Parkerweiterung. Die bebaute Hälfte läge Richtung Arndtstraße, die Parkhälfte Richtung Jahnstraße. Konkret sieht diese Variante vor, drei Reihenhäuser, anderthalbgeschossig, Richtung Tauroggenweg zu bauen und drei größere Häuser, doppelgeschossig mit Loft, Richtung Park. &bdquo;Wir halten das für eine verträgliche und maßvolle Lösung“, sagt GTV-Vertreter Claus-Dieter Hunke. &bdquo;Es wäre ein guter, vernünftiger Kompromiss. Damit wäre sowohl den Interessen des Vereins als auch der Stadt gedient.“ Gemeinsam mit dem Ehrenvorsitzenden Georg Endt kümmert sich Hunke um die Bauprojekte des Vereins. Einen solchen 50/50-Beschluss hatte der Rat schon 2020 gefasst, ihn aber später revidiert. Die neue Entscheidung lautete, den Jahnplatz komplett dem Mohns Park zuzuschlagen, vorausgesetzt, die Bürgerinitiative sei in der Lage, mithilfe von Spenden die Finanzierungslücke zwischen den Erlöserwartungen des GTV und dem, was die Stadt gesetzlich für den Ankauf von Parkgrünflächen ausgeben darf, zu schließen. Die Initiative äußerte sich optimistisch, berichtete, sie habe Zusagen in sechsstelliger Höhe vorliegen, doch der Verein machte einige Wochen später deutlich, ihm sei diese Variante zu ungewiss, er sei nicht bereit, sein Grundstück unter dieser Prämisse zu verkaufen. Danach kehrte Ruhe ein. So ruhig wird es nun nicht bleiben. Seit die Bürgerinitiative Mitte Juli von der Stadt erfahren hat, dass ein neuer Nutzungsvorschlag für Teilbebauung auf dem Tisch liegt, macht sie mobil. Podiumsdiskussion zum Gütersloher Grundstück im September Am 4. September, so teilten ihre Sprecherinnen Birgit Meier-Anwey, Corinna Flöttmann und Birgit Kieker mit, lädt sie zu einer Podiumsdiskussion ein. Und am 9. September, 15.30 Uhr, vor der Sitzung des Planungsausschusses, ruft sie zu einer Demonstration vor dem Rathaus auf. Die Initiative nennt sich &bdquo;100 Prozent Park“ – nichts anderes könne das Ziel sein, so die Sprecherinnen. &bdquo;Unsere Argumente sind dieselben wie damals“, sagt Meier-Anwey: Klima, Mangel an Grünflächen, Nutzungsdruck Mohns Park. &bdquo;Überall wird über Entsiegelung gesprochen, und hier soll das Gegenteil passieren? Das ist aus klimatischen Gründen überhaupt nicht zu rechtfertigen“, so Meier-Anwey. Zudem gehe es aus Zahlen des Städte- und Gemeindebundes hervor, dass es Gütersloh eklatant an Grün- und Parkflächen fehle. Da die Stadt weiterwachse, werde sich dieses Problem noch verschärfen. Ein größerer Mohns Park biete die Chance, gegenzusteuern. Bei einem Bodenrichtwert von 560 Euro lässt sich eine hohe Einnahme erzielenDer GTV lehnt eine reine Parklösung indes vehement ab. &bdquo;Das kommt für uns nicht infrage“, sagt Endt. In Vorgesprächen mit Vertretern der Ratsfraktionen haben er und Hunke für eine Teilbebauung geworben – und den Eindruck gewonnen, dafür eine Mehrheit zu bekommen. Bei der 50/50-Lösung und einem Bodenrichtwert von 560 Euro pro Quadratmeter käme der GTV abzüglich der Erschließungs- und Nebenkosten auf einen Erlös von 2,5 bis drei Millionen Euro. Für die andere Hälfte, den Parkteil, wäre der Betrag deutlich niedriger: Dort würde die Stadt nur 32 Euro pro Quadratmeter zahlen, was etwa 240.000 Euro ergäbe. GTV möchte Erlöse in Millionenprojekt investieren Einen erheblichen Teil dieses Erlöses würde der GTV für sein Vereinsheim – den Umbau und die Erweiterung der Tennisscheune – am Postdamm ausgeben. Während der erste Abschnitt mit Umkleiden, Duschen, Toiletten und Funktionsräumen fertig und durchfinanziert ist, veranschlagt der GTV für den zweiten Abschnitt mit Obergeschoss (Vorbau, Aufzug, Treppenhaus, Gemeinschaftsraum) etwa eine Million Euro. Dort einfließen soll, so unverändert die Hoffnung des GTV, auch ein Zuschuss der Stadt. Lesen Sie auch: Gütersloher Millionenprojekt: So geht das Bauvorhaben beim Traditionsverein weiter Gemäß deren Förderrichtlinien für Sportstätten würde sie 453.000 Euro zuzahlen, allerdings fußt das auf einer Vereinbarung, die aus der Zeit vor der Haushaltskrise stammt. Der Ausbau der Stätte am Postdamm ist für den Verein bedeutsam, da er sein Domizil an der Georgstraße (nahe Blücherschule) an die Stadt verkauft hat und es nur noch eine Weile nutzen kann – auch deswegen blieben Hunke und Endt mit Stadt und Politik im Kontakt. Der Bürgerinitiative halten sie dagegen vor, Stimmungsmache zu betreiben und das Gespräch mit ihnen, den Vereinsvertretern abzulehnen. &bdquo;Manches ließe sich ausräumen, wenn man mal vernünftig miteinander am Tisch säße“, so Hunke. Um beim Jahnplatz zu einer 50/50-Lösung zu kommen, sei auch denkbar, der Stadt die Park-Hälfte für einen symbolischen Euro zu überlassen, so die Vereinsvertreter. Dieses Entgegenkommen sei aber nur eine Option, falls die Stadt auf das Anwenden des kommunalen Baulandmanagements verzichte. &bdquo;Uns allen ist eigentlich klar, dass das ohnehin nicht der passende Ort für sozialen Wohnungsbau ist“, so Hunke. Eine hochwertige Bebauung passe besser in das Quartier, könnte im Übrigen, so Hunke, auch der Bürgerinitiative Sorgen nehmen.

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