Bielefelder Tierheim erhält jetzt 1,2 Millionen Euro – und muss deutlich mehr leisten

Bielefeld. Ob Hund, Katze oder Kaninchen – Haustiere sind ein steigender Kostenfaktor: Die Ausgaben für Tierarzt, Futter, Energie und Co. sind spürbar teurer geworden. Weil manchem das zu viel wird oder er es nicht mehr bezahlen kann, landet der tierische Mitbewohner dann schließlich im Bielefelder Tierheim – wenn er irgendwo aufgegriffen wurde, als sogenanntes Fundtier. Für Letzteres zahlt die Stadt Bielefeld der Einrichtung an der Kampstraße einen festen Betrag für Unterbringung und Pflege. Doch 2023 gab’s Knatsch um die Höhe, und das nicht zum ersten Mal. Die Leistung wurde europaweit ausgeschrieben, nun aber doch wieder dem Tierheim übertragen. Für deutlich mehr Geld. 30 Jahre lang hatte die 1976 gegründete Einrichtung überhaupt keine öffentlichen Gelder bekommen, sondern sich allein durch Spenden finanziert. Dann sei eine jährliche städtische Pauschale in Höhe von 50.000 Euro ausgehandelt worden, erinnert sich der Vorsitzende des Tierschutzvereins, Helmut Tiekötter. Danach gab es eine Erhöhung auf rund 300.000 Euro, die weitere zehn Jahre galt – während die Ausgaben für Energie, Futter und Gehälter regelmäßig stiegen. Irgendwann, so Tiekötter, &bdquo;ging es so einfach nicht mehr weiter“. Man einigte sich schließlich auf einen Betrag von 340.000 Euro. Auch das ging jahrelang gut. &bdquo;Unsere Dienstleistung kostet eben“ Zum Ende 2023 dann kündigte der Verein den Vertrag. Natürlich sei er an einer Fortführung interessiert, ließ der Vorstand damals verlauten, allerdings nicht mehr zu den 2016 vereinbarten Konditionen. Aufgrund der &bdquo;sehr stark gestiegenen Preise“ bleibe dem Verein keine andere Wahl, als den Pauschalpreis für die Aufnahme der Bielefelder Fundtiere mehr als zu verdoppeln – auf 780.000 Euro. Die Verwaltung verlängerte den Vertrag bis Ende 2024, da umherhoppelnde Kaninchen, irgendwo angebundene Hunde oder frei herumlaufende Katzen sonst am Ende beim Ordnungsamt vor der Tür gelandet wären. &bdquo;Wenn wir das nicht so gemacht hätten, würde es das Tierheim über kurz oder lang nicht mehr geben“, unterstreicht der Vereinsvorsitzende. &bdquo;Wir bieten unsere Dienstleistung an, und die kostet eben.“ Schockfund in Bielefeld: Frau lässt 47 Hunde in Gammel-Haus zurück Bielefelder Tierschutzverein muss für mehr Geld mehr leisten Ende 2024 wurde erneut verhandelt. Ergebnis: Anfang Januar 2025 sei die Fundtierpauschale auf 1,2 Millionen Euro jährlich hochgesetzt worden, berichtet Tiekötter. Die Stadt habe den Fundtiervertrag zwar europaweit ausgeschrieben, allerdings mit wenig Erfolg: &bdquo;Wir waren der einzige Anbieter.“ Der neue Vertrag gelte für sechs Jahre. Der Tierschutzverein bekommt nun zwar viel mehr Geld, doch er muss auch einiges mehr leisten. So gilt der Vertrag nun für sämtliche Fundtiere, auch für Reptilien wie Schlangen oder Schildkröten, die im Tierheim bislang kaum artgerecht untergebracht werden konnten. Lesen Sie auch: Völlig verwahrloster Hund in Bielefeld aufgegriffen Großteil der Pauschale fließt in Deckung von Personalkosten Der Verein hat sich auch vertraglich verpflichtet, Fundtiere Tag und Nacht abzuholen und unterzubringen, inklusive Notfallversorgung. Das heißt, der Verein müsse die Tierarztkosten immer übernehmen, auch am Wochenende, wenn der eigene Tierarzt nicht im Dienst sei, erklärt Tiekötter. &bdquo;Früher war das ausgeschlossen. Das ist natürlich ein Damoklesschwert“, meint er angesichts der hohen Behandlungskosten, die in dringenden Fällen etwa in der Tierklinik Bielefeld anfielen. &bdquo;Und man kennt es ja: So etwas passiert immer am Wochenende.“ Ein Großteil der Pauschale fließe allerdings in die Deckung von Personalkosten. Das Katzenhaus im Bielefelder Tierheim ist voll Die meisten herrenlos aufgefundenen Tiere in Bielefeld sind übrigens Katzen – trotz geltender Katzenschutzverordnung, die Kastration und Registrierung männlicher und weiblicher Samtpfoten vorschreibt. 2024 zählte das Tierheim 582 Fundtiere, davon 341 Katzen, 127 Hunde, 58 Kleintiere und 56 Vögel. &bdquo;Bei so hohen Zahlen hatten wir kaum Möglichkeiten, Abgabetiere aufzunehmen“, sagt Tierheimleiterin Jutta Schaper. 2024 seien das daher auch nur 197 Tiere gewesen. Dieses Jahr gab es bislang 46 Fundtiere (10 Hunde, 30 Katzen und sechs Vögel), außerdem 35 Abgaben (14 Hunde, sieben Katzen, acht Kleintiere und sechs Vögel). Schaper: &bdquo;Uns werden inzwischen täglich Hunde mit Beißvorfällen gemeldet – aber damit sind wir einfach voll.“ Und das Katzenhaus, in dem es früher ab und zu mal entspannter zuging, sei mittlerweile immer &bdquo;dicht bis zum Anschlag“. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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