Gütersloh. Gütersloh ist vielfältig, bunt, friedlich, kulturell, lecker, schmackhaft und primär international. Im alljährlichen Veranstaltungskalender der Stadt, mit ihrer immer bunter werdenden Bürgerschaft aus mittlerweile 122 Nationen, ist „Gütersloh International" ohne Zweifel der Dinosaurier. Bei seiner 44. Auflage präsentierte sich der stets von 12.000 bis 15.000 – in diesem Fall regenfesten – Gästen frequentierte Publikumsliebling aus gegebenem Anlass noch ein ganzes Stück mehr im Zeichen der Völkerverständigung als gewohnt. Am Vortag des von Seiten der Kommune initiierten Städtepartnerschafts-Jubiläums mischten sich auch Abordnungen aus Güterslohs Partnergemeinden aus Frankreich, Großbritannien, Polen und Schweden in den ab 15 Uhr langsam hochköchelnden Schmelztiegel der Nationen.

Fragt man einen waschechten Gütersloher: „Seit wie vielen Jahren gehst du schon zum Ausländerfest (so der gebräuchliche Volks-Begriff)?", so lautet die stereotype Antwort meistens : „Schon immer". Ganz so ist es natürlich nicht. Zum ersten Mal fand „GT-International" 1974 mit 20 Buden vor dem Rathaus statt. Mittlerweile hat der von den – Achtung Wortungetüm – Organisatoren der „Beratungsstelle für ausländische Mitbürger der Stadt Gütersloh in Kooperation mit dem Integrationsrat" ins Leben gerufene, Generationen verbindende Treff längst Kult-Status. Er ist aus dem alljährlichen Veranstaltungskalender nicht mehr weg zu denken.
Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus kam vorbei
Selten war das von Samstagnachmittag bis in den frühen Sonntagmorgen andauernde Stadtfest im Kampf gegen Rechtspopulismus und Fremdenhass so wichtig, wie in Zeiten, in denen eine Kapitänin für die Rettung von Menschenleben in Italien vor Gericht geschleift werden sollte. Angesichts des Rechtsruckes in Europa unterstrich Güterslohs Bürgermeister Hennig Schulz in seiner kurzen Eröffnungsrede den Gedanken: „In Europa Verständigung auf niederschwellige Art zu leben, war nie aktueller als heute."

Nach einem rein privaten Besuch in den Abendstunden des Vorjahres, wusste der Chef der Stadtverwaltung indes auch sehr genau um die gigantische Zauberkraft, die das vergnügliche Potpourri jedes Jahr aufs neue verströmt. Schulz: „Hier herrscht Lebensfreude pur, hier kann, darf und soll man Spaß haben. Es ist eine kleine, perfekte Welt, bei der auch das Gläschen Wein beim Portugiesen nicht fehlen darf." Genau dieser Reiz lockt auch den CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus seit vielen, vielen Jahren fast schon magisch an. Bei einem Glas Fanta („Ich muss schließlich fahren") stellt der mittlerweile an allen politischen Fronten gefragte Wiedenbrücker Rechtsanwalt fest: „Das ist eine super Tradition, das größte Fest in Gütersloh."
Es sei einfach toll, „wie die Kulturen miteinander harmonisieren. Nirgendwo trifft man so viele Menschen wie hier. Das macht großen Spaß – auch mit Fanta". Angesichts des Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiels der bisherigen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach Brüssel, nutzte Brinkhaus viele persönliche Gespräche, um fast mantraartig zu versichern: „Ich werde definitiv nicht neuer Verteidigungsminister."
Immer im August am zweiten Samstag nach den Sommerferien
Trotz der ab 18 Uhr wenig einladenden äußeren Umstände erfüllte das Gütesiegel „Gütersloher International" die gesteckten Erwartungen wie immer mit Leichtigkeit. Zum besonderen Charme zählen neben Frieden, Toleranz, Akzeptanz, Respekt, gegenseitigem Miteinander eben auch die alles überlagernden Grill -und Urlaubsgerüche, volkstümliche Musik, oder die Darbietungen auf der Bühne, die von klassischen Volks- und Trachtentänzen bis zu Modern Dance, Hip-Hop und Rap reichten.
Auch der kulinarischen Vielfalt waren (fast) keine Grenzen gesetzt: Egal ob spanischer Tintenfisch am Stand von „Galicia Emigrante", die extrem beliebten Sardinen bei den Portugiesen, italienische Pizza, thailändische Nudelgerichte oder doch die erstmals vom BVB-Fanclub „Pöhler 09" servierte deutsche Bratwurst – verspeist wurde, was gefiel. Laut Organisator Frank Mertens bekommt „Gütersloh International" von 2020 bis 2024 übrigens einen neuen Stammplatz. Gefeiert wird in den kommenden vier Jahren immer im August am zweiten Samstag nach den Sommerferien. Damit sollen Terminkollisionen wie in diesem Jahr vermieden werden.