Gütersloh soll als „Sicherer Hafen“ aus Seenot gerettete Menschen aufnehmen

Gütersloh. Um in die italienische Hafenstadt Lampedusa zu gelangen, sitzt man rund 33 Stunden im Auto. Die Tragödie, die sich dort in der vergangenen Woche zugetragen hat, rückt dennoch nah an Gütersloh heran. Die deutsche Kapitänin der Hilfsorganisation Sea-Watch, Carola Rackete (31), war mit mehr als 40 Migranten an Bord trotz Verbots der Regierung in italienische Gewässer gefahren, um den Menschen (medizinische) Hilfe zukommen zu lassen. Das Debakel um die Aufnahme der Geflüchteten setzt sich fort. Italien weigert sich. Leidtragende sind die betroffenen Menschen – darunter auch Kinder. Die SPD-Fraktion bringt nun gemeinsam mit den Jusos einen Antrag in den Stadtrat ein. Demnach soll sich die Stadt Gütersloh zum &bdquo;Sicheren Hafen" erklären. Damit verbunden wäre der Beitritt zum Bündnis &bdquo;Städte Sicherer Häfen". 69 weitere deutsche Städte haben dies bereits getan – darunter auch die Nachbarstädte Bielefeld, Osnabrück oder Detmold. &bdquo;Die Stadt Gütersloh erklärt sich dadurch bereit, aus Seenot gerettete Menschen, beispielsweise von einem zivilen Seenotrettungsboot, direkt aufzunehmen und unterzubringen", heißt es in der Beschlussvorlage. Diese Aufnahme geschehe zusätzlich zur Verteilungsquote Asylsuchender. Die Aufnahme beziehe sich insbesondere auf die Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. "Wir sind immer in der Pflicht, Menschen zu retten" &bdquo;Die Stadt Gütersloh stellt die notwendigen Ressourcen für eine menschenwürdige Versorgung – vor allem in den Bereichen Wohnen, medizinische Versorgung und Bildung – für die Ankommenden zur Verfügung", so die Resolution, die die Sozialdemokraten in den Stadtrat einbringen. &bdquo;Die europäische Geflüchtetenpolitik versagt", argumentiert Fraktionsvorsitzender Thomas Ostermann. &bdquo;Täglich spielen sich menschliche Tragödien ab, Boote kentern, Menschen ertrinken", dieser Umgang mit Geflüchteten verletzte zutiefst ihre Würde und die Kriminalisierung der Seenotrettung führe am eigentlichen Kern des Problems vorbei. &bdquo;Wir sind immer in der Pflicht, Menschen aus einer konkreten Lebensgefahr zu retten." SPD und Jusos stellen fest: &bdquo;Gütersloh ist eine vielfältige und offene Stadt, die zu den Grundfesten unseres Zusammenlebens steht." Die Stadt wolle einen aktiven Beitrag leisten und Menschen, die als Geflüchtete in Seenot geraten, aufnehmen. Getragen werde diese Idee auch von der Evangelischen Kirchengemeinde. Ostermann: &bdquo;Nicht erst im Jahr 2015 hat Gütersloh bewiesen, dass die Herausforderung der Aufnahme Geflüchteter hier erfolgreich bewältigt wird." Gütersloh habe seine Aufnahmequote stets erfüllt und diese Aufgabe vergleichsweise geräuschlos vollzogen. &bdquo;Die Erfahrung aus den letzten Jahren hat gezeigt, dass es für junge geflüchtete Menschen eine große Hilfsbereitschaft vieler Gütersloher gibt." Antrag soll nach der Sommerpause beraten werden Nach dem Willen der SPD-Fraktion soll der Antrag in der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause beraten werden. Die nächsten Wochen werden die Jusos und die SPD nutzen, um für den Antrag zu werben. &bdquo;Gespräche mit den anderen Fraktionen haben wir bislang nicht geführt", erklärt Matthias Haverland, Kreisvorsitzender der Jusos, auf dessen Initiative der Entwurf zurückgeht. &bdquo;Wir sind uns sicher, dass sich viele Menschen aus Gütersloh unserem Vorschlag anschließen", so Volker Richter aus der SPD-Ratsfraktion. Was die Verabschiedung der Resolution nun konkret für Gütersloh bedeuten würde, ist Spekulation. &bdquo;Die Diskussion ist bislang theoretisch", so Haverland, &bdquo;so viel ich weiß, ist deshalb real noch kein Mensch in einer der Bündnisstädte aufgenommen worden." Gleichwohl bleibe es ein starkes Zeichen in der politischen Diskussion, wenn zahlreiche deutsche Städte sich positionieren würden. &bdquo;Niemand muss Angst haben, dass nach dem Beitritt ein Bus mit Geflüchteten in Gütersloh landet", erläutert Richter. Auf den Schiffen der zivilen Seenotrettung befänden sich vergleichsweise wenige Personen. &bdquo;Wir reden über vielleicht 2.500 Menschen pro Jahr. Wenn die EU-weit über alle Bündnisstädte verteilt würden, schaffen wir das locker." Die Ratssitzung findet statt am Freitag, 13. September.

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