Gütersloh/ Katra

Chefarzt des Klinikums Gütersloh operiert in Indien

Der Chefarzt des Klinikum Gütersloh engagiert sich seit 2011 im indischen Katra. Seitdem hat sich in dem Land medizinisch einiges getan. Manche Dinge sind aber unverändert – die Patienten werden während der Operation mit einem Gummibeutel von Hand beatmet.

Albrecht Krause-Bergmann (l.) und Frank Fischer (r.) operieren regelmäßig ehrenamtlich im indischen Katra. | © Alexianer Misericordia GmbH

05.07.2019 | 05.07.2019, 08:25

Gütersloh. Es ist wie das Eintauchen in eine andere Welt, was die Chirurgen Albrecht Krause-Bergmann vom Klinikum Gütersloh und sein Kollege Frank Fischer sowie die OP-Schwester Petra Groß aus der Raphaelsklinik in Münster erleben, wenn sie zum Operieren nach Indien reisen. In Katra, einem Flecken rund 740 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Neu-Delhi, stehen sie fast jedes Jahr für ein oder zwei Wochen von morgens bis abends ehrenamtlich im OP.

Albrecht Krause-Bergmann (l.) operiert mit der OP-Schwester Petra Groß einen Patienten im indischen Katra. - © Alexianer Misericordia GmbH
Albrecht Krause-Bergmann (l.) operiert mit der OP-Schwester Petra Groß einen Patienten im indischen Katra. | © Alexianer Misericordia GmbH

„Wir haben einfach gearbeitet, bis alle Patienten versorgt waren", berichtet Fischer. Und das wegen der hohen Temperaturen zeitweise in Flip-Flops. Die Drei engagieren sich dort im Rahmen eines Interplast-Projektes, welches seit 2001 von Krause-Bergmann, der am Klinikum Chefarzt der Plastischen Chirurgie ist, betreut und geleitet wird.

„Seit wir 2011 zum ersten Mal dort waren, hat sich vieles verändert", berichtet Fischer. „Früher haben die Patienten in dunklen, stickigen Räumen auf harten Pritschen gelegen. Heute gibt es bequeme Matratzen und die Zimmer sind hell und freundlich", freut sich der Chirurg über die Verbesserungen in dem kleinen Krankenhaus. Manche Dinge sind allerdings unverändert geblieben, so gibt es keine modernen Beatmungsgeräte, die Patienten werden während der Operation mit einem Gummibeutel von Hand beatmet.

Arbeiten bedeutet für die Familien Überleben

Auch das Sterilisationsgerät für die medizinischen Instrumente sieht aus wie eine altertümliche Dampfmaschine, berichten die ehrenamtlichen Helfer schmunzelnd. Viele Patienten haben Verbrennungsnarben, die sie sich schon als Kinder zugezogen haben: „Es wird oft mit Kerosin als Brennstoff gekocht oder beleuchtet, das birgt große Gefahren", erklärt Groß. Die unbehandelten Verbrennungsverletzungen vernarben und dies führt oft dazu, dass die beteiligten Gelenke unbeweglich werden.

Ein Patient konnte wegen solcher Narben seine Augen nicht mehr schließen: „Das war eigentlich ein kleiner Eingriff, der aber dafür gesorgt hat, dass der Mann seine Arbeitsfähigkeit wiedererlangt hat", sagt Fischer und weist darauf hin, dass Arbeit für die Familien Einkommen und manchmal auch das Überleben bedeutet. Neben Verbrennungen haben die beiden Münsteraner zusammen mit dem plastischen Chirurgen Krause-Bergmann auch viele Patienten mit angeborener Lippen-Kiefer-Gaumenspalte operiert, „das ist ein sehr diffiziler Eingriff, den wir zum Teil bei Babys durchgeführt haben."

Das Krankenhaus ist in katholischer Trägerschaft und so wohnten Petra Groß, Frank Fischer und Albrecht Krause-Bergmann bei den Padres, „dort vor der Tür gab es sogar WLAN, damit wir täglich unsere Erlebnisse in den Blog hochladen konnten", erinnert sich die OP-Schwester. In dem indischen Krankenhaus hält die Anästhesistin Sosan Lily Ekka organisatorisch den Betrieb aufrecht, sie entscheidet, welche Patienten vorgestellt und operiert werden. Wenn sich herumspricht, dass die Gäste aus Deutschland wieder da sind, kommen Patienten oft von weither angereist, „leider waren immer wieder Patienten dabei, die wir nicht behandeln konnten oder bei denen eine notwendige Nachbehandlung nicht gewährleistet gewesen wäre", bedauert Fischer.

Ärzte trösten Kinder mit Kuscheltieren

Finanziert wird der Einsatz im fernen Indien von der Organisation pro interplast. Die Kollegen aus dem OP der Raphaelsklinik in Münster haben Kuscheltiere, Ringe oder Haarspangen als Geschenke für die kleinsten Patienten gespendet, um den Krankenhausaufenthalt für die oft sehr ängstlichen und eingeschüchterten Kinder etwas angenehmer zu gestalten.

„Wir erledigen dort eine Aufgabe, mit der wir den Menschen ganz unmittelbar helfen können. Frei von den vielen bürokratischen Zwängen, die es hierzulande gibt", erklären Fischer und Groß, während sie im Gedanken vermutlich schon den nächsten Einsatz mit ihrem Kollegen Krause-Bergmann in Katra planen.