Klinikum baut für 83 Millionen Euro

Gütersloh. In das Klinikum Gütersloh sollen in den nächsten zehn Jahren 83 Millionen Euro fließen. Die Stadt, Trägerin des Hauses, hält die Investitionen für unerlässlich, um die Qualität der medizinischen Versorgung aufrecht zu erhalten. Da Stadt und Klinikum sich außerstande sehen, das Geld alleine aufzubringen, zudem die Hälfte der Patienten aus Nachbarorten kommt, soll sich erstmals auch der Kreis Gütersloh an den Investitionen beteiligen. Zugleich streben Stadt und Klinikum eine engere Abstimmung mit dem Sankt Elisabeth-Hospital an. Selbst eine Fusion wird nicht ausgeschlossen. Bürgermeister Henning Schulz, Kämmerin Christine Lang, Klinikums-Geschäftsführerin Maud Beste und der Aufsichtsratsvorsitzende Matthias Trepper stellten die Pläne am Freitag vor. In Kürze befassen sich auch die Fraktionen im Finanzausschuss und Stadtrat damit - sie müssen den Plänen zustimmen. Da es im Vorfeld bereits Workshops mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Krankenhaus-Führung gab, sie eben diese Planung gemeinsam erarbeiten, der Beschluss im Aufsichtsrat Ende des Jahres überdies einstimmig fiel, dürften die Chancen dafür gut stehen. Der Kreis Gütersloh hingegen reagierte kritisch: Noch am Nachmittag verschickte er eine Stellungnahme, wonach er eine Kostenbeteiligung ablehnt. Vom Elisabeth-Hospital kam keine Reaktion. KOSTEN-ÜBERBLICK Von den 83 Millionen Euro entfallen den Plänen zufolge 47 Millionen Euro auf einen Anbau ans Bettenhaus Süd. Er ist schon länger geplant, soll nun aber deutlich größer werden und nach einer Planungszeit von etwa einem Jahr als erstes kommen - auch deshalb, um genügend Kapazitäten während der Sanierung anderer Gebäude zu haben. Der Rest verteilt sich auf Veränderungen und Erneuerungen im Bestand. Zweitgrößter Posten mit 14 Millionen Euro ist demnach die Sanierung des aus 1983 stammenden Gebäudes mit den Operationssälen. Es biete sich die Chance, neue, moderne OP-Techniken (Hybrid-OP) zu etablieren. Weitere Millionen entfallen auf die Sanierung bestimmter Stationen sowie auf Betriebstechnik, Medizintechnik, IT und Brandschutz (siehe Kasten). BEGRÜNDUNG "Es ist völlig unstrittig, dass dringender Investitionsbedarf besteht", sagte Lang. Es gehe um die Zukunftsfähigkeit des Hauses. Werde nicht investiert, drohe eine "Abwärtsspirale". Die Beteiligten strichen heraus, dass die Bausubstanz teils veraltet sei. Um den Ansprüchen an medizinischen Fortschritt und zeitgemäße Unterbringungen dauerhaft zu genügen, müsse jetzt gehandelt werden. Geschäftsführerin Beste sagte, es gebe einen erheblichen Investitionsstau. Über die viel zu geringen Fördermittel des Landes (Baupauschale) sei das nicht mehr aufzufangen. Zudem seien die Fallzahlen in den vergangenen Jahren und nach Schließen des Krankenhauses Rheda deutlich gestiegen. Die Dringlichkeit zeige sich zum Beispiel daran, dass sich das Krankenhaus wegen fehlender Intensiv- und Überwachungsbetten ungewollt wiederholt bei der Notversorgung abmelden müsse. ERWEITERUNGSBAU Als Anbau soll der 47-Mio-Euro-Bau seinen Platz zwischen Bettenhaus Süd und dem Ärztehaus I finden - laut Maud Beste das letzte verfügbare Baufeld auf dem Gelände. Bis zu 135 Betten sollen darin untergebracht werden. Sie kompensieren den Verlust im Altbau von 1933, der aufgegeben wird. Hinzu kommen 20 zusätzliche Betten, die den Engpass bei der Intensivmedizin und den Überwachungskapazitäten beheben. Ins Erdgeschoss ziehen der neue Haupteingang, die Ambulanzen, Patientenaufnahme, Belegungsmanagement und Kiosk. In die Obergeschosse ziehen die Intensiv- und Überwachungsbetten sowie weitere Patientenzimmer. Für Patienten mit Wahlleistungen sind Einbettzimmer mit gehobenem Komfort geplant - eine Nachfrage, die die Klinik aktuell nicht immer zeitgemäß bedienen kann. AUFRUF AN DEN KREIS 50 Prozent der Patienten kommen nicht aus Gütersloh. Der Kreis sei daher in der "Mitverantwortung", so Schulz. Es dürfe nicht nur den Güterslohern abverlangt werden, mit ihren Steuern einen kreisweiten Bedarf zu finanzieren. "Es besteht die Erwartung, dass die Kosten verursachungsgerecht verteilt werden", heißt es in der Sitzungsvorlage für die städtischen Ratsgremien. STELLUNGNAHME KREIS Landrat Sven-Georg Adenauer und Gesundheitsdezernent Thomas Kuhlbusch sehen keine Grundlage für eine finanzielle Beteiligung des Kreises. Das Einzugsgebiet des Klinikums beschränke sich auf nur fünf der zwölf kreisangehörigen Kommunen. Aus Rheda-Wiedenbrück, Verl, Rietberg, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz stammten 85 Prozent der Patienten, aus den anderen sieben Orten nur 6,6 Prozent. Die Bürger aus diesen sieben Kommunen würden daher über die Kreisumlage "überproportional und nicht zu rechtfertigend finanziell belastet". Der Kreis würde zum Ausfallbürgen der als unzureichend kritisierten Investitionsförderung durch das Land. "Und schließlich würde der Kreis durch eine unmittelbare finanzielle Unterstützung des Klinikums gravierend in den innerstädtischen Wettbewerb zum St. Elisabeth-Hospital eingreifen." ST.-ELISABETH-HOSPITAL Christine Lang sagte, es sei dem Patienten letztlich egal, ob er in einem evangelischen, katholischen oder kommunalen Haus behandelt werde. Die beiden Krankenhäuser weisen laut Stadt in ihrem Leistungsspektrum einige Überschneidungen auf, was Ressourcen koste. In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Versuche gegeben, "zu einer umfassenden Kooperation oder mindestens besseren Abstimmung" der Häuser untereinander zu kommen. Von Kleinigkeiten abgesehen, sei das immer wieder gescheitert. "Patienten und Bevölkerung haben dafür kein Verständnis", so die Stadt. "Eine Abstimmung von Leistungen, eine enge Kooperation, wenn nicht sogar eine gesellschaftsrechtliche Verbindung ist geboten."

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