Gütersloh/Annoland. Einem Wikinger zu widersprechen endet schon mal mit dem Verlust von Gliedmaßen oder im schlimmsten Fall des Kopfes. Zwischen einige Grassoden stehend lässt Wikinger-Chef Thorald seinen Blick über das von Wällen und Palisaden geschützte Wikingerdorfes Hejre Back Sand schweifen. Als sich von weither mit lauten Ruderschlägen das Drachenboot Fenrir dem Anlegesteg nähert, spricht der Jarl des Dorfes die entscheidenden Worte : „Wir kennen viele Veranstaltungen. Aber nach Gütersloh kommen wir besonders gerne. Hier sitzen wirklich alle in einem Boot. Auch wenn es sich kitschig oder abgedroschen anhört - wir sind alle eine große Familie. Das macht den großen Reiz von Anno 1280 aus".

Seit Mittwoch Abend hat das zwischen Gütersloh und Avenwedde liegende Annoland in Form der fünftägigen Zeitreise ins „Mittelalter zum Anfassen" so Veranstalter Nobby Morkes zum elften Mal die Zugbrücken für die Öffentlichkeit herunter gelassen. Welchen Wert und welche Wertschätzung dem Geschäftsführer der ausrichtenden Firma „Anno Events" mit Sitz in Meiers Mühle im Stadtpark entgegen schlägt, zeigte sich im vergangenen Jahr. Wegen seiner großen Verdienste um die Mittelalterszene kürten die Teilnehmer den auch bei seiner Partei Bürger für Gütersloh stets um die Anliegen des Volkes bemühten Politiker mit dem Ehrentitel „Ritter Partum Heros - Lieferheld". Wie bereits die ersten beiden Tage des extrem beliebten Spektakulums zeigten, macht der Mittelalter-Lieferheld seinem Namen auch in diesem Jahr einmal mehr alle Ehre.
Schöne Burgfrauen, Gaukler, Falkner und Co.
Mystische Gruppe wie das französiche Musik- und Theaterensemble "Kervan Compagnie/Compagnie Desmodium", das Reitertheater "Mandshur Tengri", die Falknerei "Skyhunters in Nature" mit Flugshows von Habichten/Falken, die Publikumslieblinge des schwedischen Gaukler-Trios "Pest und Kolera", edle Ritter, schöne Burgfrauen, lustige Spielleuyt, Speis und Trank sowie jede Menge andere Programmpunkte lockten ins Annoland.
In Vertretung seines beim Pavenstädter Kuhfladen-Roulette weilenden Vaters stellte Felix Morkes als verantwortlicher Marktmeister über den Besucherandrang bereits am Donnerstag fest: "So voll war es am ersten offiziellen Tag schon seit Jahren nicht mehr". Die schon fast üblichen langen Schlangen bei der Anfahrt sowie vor den Brückenzollstationen erklärte der Stellvertreter des "Gutsherrn zu Pavenstädt" mit dem allertreusten Fan des Festes in Form der imaginären Kraft des "Guten Geist des Hofes". Felix Morkes: "Es ist nicht zu heiß, nicht zu kalt. Das Wetter spielt in diesem Jahr mit".
Am Samstag von 12 bis 24 Uhr
Zur Attraktivitätssteigerung trug auch das von Wällen und Pallisaden gesicherte Wikingerdorf "Am Reiherbach" seinen Teil bei, in dem Barbier Sascha Hagemeier zusammen mit 50 Mitstreitern aus sieben Nordmänner-Gruppen das Wikingerleben in den Jahren 900 bis 1.000 nach Christus in Form eines lebendigen Museums auferstehen ließen. Selbst nach der "Kinder-Belagerung mit Wasserbomben" am Eröffnungstag (wird am Sonntag wiederholt) ebbte der Besucherstrom nicht ab.
Ohne Pause ließen sich die Zeitreisenden von Thorald's Mannen in die Künste von Waffenführung, der Perlen- und Bernsteinproduktion oder des Brotbackens im selbst gebauten Ofen einführen. Anders als in den Programmheften ausgedruckt werden die Zugbrücken ins Annoland am Sanstag von 12 bis 24 Uhr herunter gelassen. Sonntag geht es von 10 bis 18 Uhr weiter.