Gütersloh. Die Quintessenz war wenig überraschend: Norbert Morkes kann auch mittelalterliche Weihnachtsmärkte. Seit zehn Jahren verzaubert der Chef von "Anno Events" im Mai/Juni mit seiner viertägigen Zeitreise ins Mittelalter "Anno 1280" rund 20.000 Besucher und 1.000 Teilnehmer. Auf vielfachen Wunsch etlicher Heerlager ("Nobby, mach doch mal Winter") versammelte er die Zeitreisenden am Samstag und Sonntag auf dem bekannten Rittergut Kruse erstmalig zur "Anno 1280 Wyhnacht". Dem ersten mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in Ostwestfalen-Lippe überhaupt.
Anders als im Sommer lag der an 32 Ständen von sehr viel historischer Handwerkskunst (Steinmetz, Schmied, Spinner, Nadelbinder) präsentierte Focus auf mittelalterlichem Weihnachtsgeschehen. Ritterkämpfe, Lanzengestech, Begegnungen mit dem Drachen Fangdorn oder dem beliebten Elf Herrn Blüterich warteten auf die Besucher. Die im Vorfeld angekündigte Schneemaschine sorgte bei den Ausrichter-Kollegen der Gütersloher Ortsmärkte für viel Gesprächsstoff.
Auch der "Gute Geist des Hofes" war wieder mitten im Geschehen. Die symbolische Kraft hält seit der Premiere 2009 seine schützende Hand über das bunte Spektakulum. Während Besucher andernorts am Samstag oftmals mit ihrem Glühwein buchstäblich im Regen standen, konnten die Gäste auf dem Rittergut Met, Bräterey-Produkte sowie andere Köstlichkeiten unter anderem unter vielen schützenden Scheunendächern sowie am Sonntag auch in einem großen Zelte genießen.

Dennoch drückte das nass-kalte Wetter speziell am ersten Tag den Besucheransturm. Im Vorfeld ging Morkes "bei trockenem Wetter von 5.000 bis 6.000 Gästen aus". So unternahmen nach vorsichtigen Schätzungen des Ausrichters an zwei Tagen immerhin 3.000 bis 4.000 Besucher einen Bummel in die Weihnachtszeit im Mittelalter. Dass die Verweildauer auf dem Gelände, an den Ständen, in der wärmenden Cafeteria in der Bauernhaus-Deele, oder bei den mehrfach täglichen Jonglage- und abendlichen Feuershows von Dan Willis nicht mit der Aufenthaltsdauer im Mai oder Juni gleichzusetzen war, lag auf der Hand. Trotzdem waren alle bester Laune.

"Rainerson" zählt mit Drachensöldner zu Oelde zu den Sommer Heerlagern der ersten Stunde. Der Winter-Besuch war darum auch ohne Übernachtung Pflicht: ""Anno ist für uns immer wie ein großes Familientreffen. Man trifft immer die gleichen Leute - auch heute. Die Atmosphäre ist auch bei der Anno Wyhnacht einfach wunderbar." Auch Norbert Morkes war bestens gelaunt: "Am Samstag haben wir um 11 Uhr geöffnet, die ersten Besucher waren um 11.05 Uhr auf dem Gelände."
Weil es am ersten Tag trotz anderer Prognosen weitgehend trocken blieb, und der Besucherstrom speziell am trockenen Sonntag nicht abriss, ließ der Anno-Chef Zuversicht walten: "Für die Premiere sind wir mit dem Verlauf und der Besucherzahl bestens zufrieden. Der Gute Geist hat uns nicht im Stich gelassen." Dass die "Anno 1280 Wyhnacht" 2019 in die zweite Auflage geht, steht deshalb völlig außer Frage. Norbert Morkes: "Die Anno 1280 Wyhnacht kommt im kommenden Jahr definitiv zurück."

Bis dahin soll auch die ein oder andere Lichtlücke mit entsprechender Beleuchtung ausgebessert werden. Morkes: "Die Veranstaltung ist seit Februar in der Szene bekannt. Wir haben viel geplant und lange überlegt. Wie es ist, sieht man allerdings erst bei der Premiere vor Ort". Jetzt feiern erst mal alle ganz normal Weihnachten. Der entsprechende Ruf erschallte am Wochenende hundertfach über das Rittergut: "Seid weihnachtlich behütet!"