Bielefeld/Gütersloh. Vor 100 Jahren wuchs Miele zum ersten Mal über die Gütersloher Stadtgrenzen hinaus - und baute ein neues Werk in Bielefeld. Anfangs wurden dort Milchzentrifugen und Elektromotoren hergestellt, heute Haushaltsgeräte im Premiumsegment. Nach 100 Jahren blickt Miele in Bielefeld auf eine bewegte und äußerst erfolgreiche Geschichte zurück.
Am 1. Juli 1899 gründete Carl Miele zusammen mit Reinhard Zinkann in Herzebrock das Unternehmen, bevor es 1907 nach Gütersloh umzog. 17 Jahre nach der Gründung errichteten sie schon ein erstes Zweigwerk in der Stadt Bielefeld. In den ersten Jahren nach der Gründung unterstütze das Werk in Bielefeld den Hauptsitz in Gütersloh mit der Herstellung von Milchzentrifugen und Elektromotoren. Ab 1924 wurden dann Fahrräder hergestellt. "Wegen der hohen Qualität bekamen sie schnell einen legendären Ruf", weiß Miele-Sprecherin Reinhild Portmann. Ein Werbespruch dieser Zeit lautete: "Du kommst sehr schnell und leicht zum Ziele, fährst Du ein Fahrrad Marke Miele."
Das Unternehmen stellte Lastenräder, Touren- und Jugendräder, Sport- und Rennräder her. Ähnlich beliebt waren auch Motorfahrräder und später dann Motorräder von Miele - viele schwärmen noch immer von der "98er" Miele.
"Bis 1960 der Haushaltsgeschirrspüler die Fahrradproduktion ablöste, hatte Miele in Bielefeld rund 1,2 Millionen Fahrräder und fast eine halbe Million motorisierter Fahrräder und Motorräder produziert", erklärt Reinhild Portmann. Miele-Zweiräder haben in Oldtimerkreisen nach wie vor einen erstklassigen Ruf und hohen Sammlerwert.
Jährlich werden hier über 1,5 Millionen Staubsauger gebaut
Miele setze auch schon früh auf Haushaltsgeräte. Seit 1901 sorgte die Miele-Waschmaschine für saubere Wäsche. Aus dem Bielefelder-Werk kam 1927 dann der Staubsauger zur Hausreinigung dazu. Der erste Kesselstaubsauger wurde schnell weiterentwickelt, und es entstand der Bodenstaubsauger auf Rollen oder Kufen, einige Jahre später dann auch der Handstaubsauger. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Geräte in Bielefeld immer weiter entwickelt. Heute zeichnen sie sich durch starke Saugleistung und effektive Filtersysteme aus. Jährlich werden über 1,5 Millionen Staubsauger in Bielefeld produziert.
1929 gab es dann einen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte: Es wurde die erste elektrisch betriebene Haushalts-Geschirrspülmaschine Europas entwickelt. Eine Entscheidung, mit der die Gründer "unternehmerische Weitsicht" zeigten, ist Dr. Markus Miele, Geschäftsführender Gesellschafter und Urenkel des Gründers Carl Miele, überzeugt. Anfangs wurde das Gerät in größeren Haushalten oder in kleineren Restaurants und Cafés eingesetzt. 1960 wurde dann der erste vollautomatische Geschirrspüler entwickelt. 82 Stück verließen im ersten Jahr das Werk in Bielefeld, aktuell werden jährlich mehr als 500.000 Stück produziert. Von 1960 bis heute wurden insgesamt etwa 16 Millionen Miele-Geschirrspüler hergestellt.
"Durch die Erfahrungen, die das Werk Bielefeld mit der Entwicklung und Herstellung von Haushaltsgeräten gemacht hatte, konnten ab den 1960er Jahren auch Geräte für die gewerbliche Nutzung hergestellt werden", sagt Reinhild Portmann. Im Bereich Professional entstehen - von der Planung über die Entwicklung bis hin zur Fertigung - gewerbliche Spülmaschinen, die in der Gastronomie eingesetzt werden. Außerdem stellt das Unternehmen spezielle Reinigungs- und Desinfektionsautomaten für den medizinischen Bereich her, die beispielsweise in Arztpraxen oder Krankenhäusern zum Einsatz kommen, und Geräte, die in Forschungs- und Industrielaboren genutzt werden.
Das Werk in Bielefeld ist über viele Jahrzehnte gewachsenes und hat sich seit der Gründung stark verändert. Zu dem ursprünglichen Firmengebäude kamen neue Produktionshallen hinzu, und es wurde stetig in neue Fertigungsanlagen investiert.
Große Investitionen der letzten Jahre waren der Neubau eines Innovationszentrums für die professionellen Reinigungssysteme und die eigene Spülraumfertigung im Segment Professional. "Damit ist dem Werk ein ganz wesentlicher Schritt zu einem eigenständigen Produkt- und Geschäftsfeld gelungen", sagt Reinhild Portmann.
Heute hat das Werk in Bielefeld rund 1.800 Mitarbeitern und eine Gesamtfläche von zirka 134.000 Quadratmetern. Es ist das zweitgrößte und zweitälteste Werk der Unternehmensgruppe.
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