Diese Frau aus dem Kreis Gütersloh lebt zurzeit im Auge des Corona-Sturms

Borgholzhausen/Dorking. Etwa 40 Kilometer südlich von London, in der Grafschaft Surrey, liegt der kleine Ort, indem Tannia Cook jetzt wohnt. Dorking hat 17.000 Einwohner, ist also etwa doppelt so groß wie Borgholzhausen. In der Grafschaft Surrey mit ihren 1,19 Millionen Einwohnern, zu der die Stadt gehört, gibt es derzeit &bdquo;nur" 3.376 aktive Corona-Fälle und eine 7-Tages-Inzidenz von 282,2. Doch Surrey liegt direkt neben der Grafschaft Kent und ist seit Sonntag ein sogenanntes &bdquo;Tier-4-Gebiet" mit besonderen Regeln. &bdquo;Wir dürfen den Ort nur verlassen, wenn wir einen guten Grund haben", berichtet Tannia Cook, die 2012 der Liebe wegen nach England gezogen ist. Ansonsten heißt es: Zu Hause bleiben. Den Menschen in Tier-4-Gebieten ist es verboten, nicht zum Haushalt gehörende Personen in Innenräumen zu treffen. Auch außerhalb ihrer vier Wände dürfen sich die Menschen lediglich mit einer weiteren Person treffen. Die Schwiegermutter wird die einzige Besucherin bleiben &bdquo;Das gilt auch über Weihnachten", sagt die 46-Jährige. &bdquo;Wir dürfen nur an einem Feiertag Besuch haben, und das auch nur von einer Person aus der eigenen Familie", sagt Tannia Cook. An Heiligabend und am zweiten Feiertag müssen die Personen in einem Haushalt unter sich bleiben. &bdquo;Wir bekommen Besuch von meiner Schwiegermutter, für die wir einkaufen und um die wir uns ohnehin kümmern", sagt Tannia Cook. Das Haus darf nur für die Arbeit verlassen werden. &bdquo;Jeder der kann, arbeitet von zu Hause aus", so Tannia Cook. Man darf raus, um einzukaufen, sollte dabei aber im eigenen Ort bleiben. Wichtige amtliche Angelegenheiten oder Arztbesuche dürfen ebenfalls erledigt werden. Zudem ist Sport im Freien erlaubt – allerdings nur alleine oder mit einer weiteren Person aus dem eigenen Haushalt. &bdquo;Die Schulen hatten allerdings bis zu den Ferien offen und darüber haben sich viele Eltern aufgeregt", sagt Tannia Cook. &bdquo;Denn es hat in den Schulen eine ganze Reihe von Corona-Fällen gegeben." "Ich verzichte lieber auf Weihnachten und bleibe gesund" Die Regeln in England sind deutlich strenger als in Deutschland, Tannia Cook findet sie aber richtig. &bdquo;Es ist wie es ist", sagt sie. Eingesperrt fühle sie sich deswegen aber nicht. &bdquo;Wir können uns nur verbessern, wenn wir uns an die Regeln halten", sagt die ehemalige Piumerin. Ihre beiden erwachsenen Kindern wohnen in Borgholzhausen und sind in großer Sorge um ihre Mutter, die sie natürlich auch zum Fest gern gesehen hätten. &bdquo;Ich verzichte lieber auf Weihnachten und bleibe zu Hause und bin gesund", sagt die 46-jährige Tannia Cook. Auch für ist es schlimm, dass sie ihre Kinder nicht bei sich begrüßen kann. &bdquo;Ich habe sie im August das letzte Mal gesehen und vermisse sie sehr", sagt die gebürtige Engländerin. Zum Glück gebe es ja WhatsApp, um zu kommunizieren &bdquo;Das übliche Treffen zu Weihnachten haben wir wegen Corona in diesem Jahr erst gar nicht geplant", so Tannia Cook weiter. &bdquo;Ich bin so froh, dass ich zu einer Generation gehöre, in der es WhatsApp und viele andere Wege der Kommunikation gibt." Die in Großbritannien aufgetauchte Mutation des Virus und die daraus folgenden Einschränkungen zeigen, wie richtig das war. Flug- und Zugverkehr mit England wurden in der gesamten EU ausgesetzt, der Tunnel unter dem Ärmelkanal ist gesperrt. Britischer Gesundheitsminister erklärt öffentlich, der Staat habe die Kontrolle verloren &bdquo;Nun wäre sowieso nichts mehr möglich", sagt Tannia Cook. &bdquo;Das hätte man schon vor sechs Wochen machen sollen, als die Zahlen überall stiegen." Was die Mutation in der Bevölkerung anrichten wird, kann Tannia Cook noch nicht abschätzen. Von der britischen Regierung kommt wenig Beruhigendes. Der britische Gesundheitsminister hat am Sonntag erklärt, dass der Staat die Kontrolle über das Ansteckungsgeschehen verloren habe. Auch Tannia Cook gibt zu, dass sie große Angst vor einer Ansteckung hat. &bdquo;Ich gehe nur noch zum Arzt und zur Physiotherapie, da ich gerade am Knie operiert worden bin", sagt sie. Große Hoffnung setzt die 46-Jährige auf die Impfung, vor der sie allerdings auch ein wenig Respekt hat. &bdquo;Ich habe mich immer gegen Grippe impfen lassen, bin aber dieses Jahr wegen der Knieoperation nicht dazu gekommen", macht sie deutlich, dass sie Impfungen im Grunde befürwortet. Bei der Corona-Impfung möchte sie allerdings noch ein Weilchen abwarten. Warten auf die Einladung zur Impfung gegen die Pandemie In England wurden die Menschen, die sich impfen lassen möchten, in zehn Gruppen eingeteilt. &bdquo;Zuerst sind die in den Altenheimen und deren Pfleger dran", sagt Tannia Cook. Danach alle über 80-Jährigen nebst Ärzten und Pflegern, dann die über 75-Jährigen und dann die über 70-Jährigen und Menschen mit Vorerkrankungen. In Gruppe fünf sind die über 65-Jährigen, in Gruppe sechs alle bis 64 mit Vorerkrankungen. Danach kommen die über 60-Jährigen, dann die über 55-Jährigen, danach die über 50-Jährigen und in der zehnten Gruppe alle jüngeren. &bdquo;Wir werden Post bekommen, wenn wir dran sind", sagt die 46-Jährige fatalistisch . Wie alle anderen hofft auch Tannia Cook, gut durch die kommenden Monate zu kommen. Sorgen macht ihr auch, dass es in ihrer neuen Heimat ebenfalls Menschen gibt, die nicht an das Virus glauben und wie in Deutschland gegen die Einschränkungen demonstrieren gehen. &bdquo;Natürlich ohne Maske." Tannia Cook findet das unverantwortlich und macht deutlich, dass sie alles tun wird, um eine Ansteckung zu verhindern. &bdquo;So kann ich im nächsten Jahr, wenn alles hoffentlich vorbei ist, meine Kinder und meine besten Freunde wiedersehen, die ich in Pium habe", sagt sie. &bdquo;Das ist mir wichtiger als alles andere."

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