Der Mordfall Besar Nimani – und wie er bis heute nachwirkt

Bielefeld. Nachdem Ex-Profiboxer Besar Nimani auf offener Straße erschossen wurde, fielen bei dem Prozess gegen seinen Mörder auf offener Straße vor dem Bielefelder Landgericht erneut Schüsse – mutmaßlich abgegeben aus Rache durch Nimanis Geschwister. Diese Geschwister müssen sich nun in einem eigenen Prozess verantworten. Für Donnerstag, 20. November, wird ein Urteil erwartet. Das sind die Hintergründe. Was zuvor geschah: Es ist der 9. März 2024 in der Bielefelder Innenstadt. Ein lauer Frühlingssamstag. Die Flaniermeile in der Altstadt ist gut besucht. Viele Passanten verbringen den Abend in Bars und Cafés oder schlendern durch die Geschäfte. Doch gegen 18 Uhr fallen vor einem Friseursalon in der Obernstraße plötzlich insgesamt 16 Schüsse. Zwei Männer flüchten vom Tatort, eine Person liegt blutüberströmt in der Fußgängerzone. Es ist der ehemalige Profiboxer Besar Nimani (38). Der Familienvater stirbt noch auf dem Kopfsteinpflaster. Lesen Sie auch: Ehemaliger Box-Champion in Bielefeld erschossen – Festgenommener wieder frei Die Suche nach den Tätern verläuft zunächst erfolglos – trotz großer Fahndung. Durch Zeugenhinweise gelangen schnell zwei Männer aus Bielefeld ins Visier der Ermittler, schon kurz nach der Tat werden die Wohnungen der Männer von Spezialkräften gestürmt – doch es fehlt jede Spur von ihnen. Später veröffentlicht die Polizei Fahndungsfotos der mutmaßlichen Täter – Ayman Dawoud Kirit und Hüseyin A. A. wird etwa vier Monate später in Belgien von Zielfahndern aufgespürt und durch Spezialkräfte festgenommen, später nach Deutschland überführt. Prozessbeginn gegen Nimani-Mörder Am 31. Januar 2025 beginnt der Prozess gegen ihn. Von seinem Komplizen fehlt noch immer jede Spur. Die Sicherheitsvorkehrungen im Landgericht Bielefeld sind zu Beginn hoch. Das mediale Interesse am Prozess ist groß. Der Bruder des getöteten Ex-Boxers, Berat Nimani, die Eltern und alle sechs Schwestern treten als Nebenkläger auf. Doch nicht erst durch den Prozess gegen Hüseyin A. wird klar, dass Besar Nimani der Polizei bestens bekannt war: Körperverletzung, Verstoß gegen das Waffengesetz oder häusliche Gewalt werden aufgeführt. Und: Besar Nimani sowie sein Bruder Berat wurden schon einmal vor mehr als 10 Jahren Opfer einer schweren Gewalttat. Ende August 2013 wurden die Geschwister vor einem Döner-Imbiss in der Bielefelder Innenstadt angeschossen. Dem Schützen von damals wurde Notwehr zugutegehalten. Er wurde lediglich wegen illegalen Waffenbesitzes verurteilt. Auch interessant: Angehörige des getöteten Ex-Boxers erheben Vorwürfe: &bdquo;Er hatte Angst, die Polizei tat nichts“ Eine wichtige Rolle in dem Mord an Nimani spielt derweil ein Kiosk an der Heeper Straße, der einst dem bekannten Kampfsportler gehörte. Vor einigen Jahren soll es dort zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen dem toten Boxer und Hüseyin A. sowie Ayman Dawoud Kirit gekommen sein. Der Auslöser war laut Aussage von Berat Nimani, dass A. und Kirit versucht haben sollen, Besar Nimani zu überreden, aus dem Kiosk heraus Drogen zu verkaufen. Besar soll sich dagegen gewehrt haben. Besar Nimani soll sich schon einige Zeit vor seinem Tod beobachtet gefühlt haben, wie in dem Prozess klar wird. Eines Tages habe er einen GPS-Tracker an seinem Auto gefunden, er meldete diesen bei der Polizei. Nimani begegnete einem seiner Mörder einen Tag vor seinem Tod Nur einen Tag vor der Mordtat sollen sich Besar Nimani und Ayman Dawoud Kirit in der Innenstadt begegnet sein. Beide hätten einander durch Gestiken und Worte provoziert. Zu einer Auseinandersetzung sei es nicht gekommen, sagte ein Zeuge aus. Lesen Sie auch: Getöteter Bielefelder Ex-Boxer erstattete kurz vor der Tat Anzeige wegen Nachstellung Einige Prozesstage später: Das mediale Interesse an der Verhandlung hat mittlerweile abgenommen. Auch die Besucherränge sind mittlerweile leerer, die Polizei hat die hohen Sicherungsmaßnahmen mittlerweile etwas heruntergefahren. So auch am 26. Februar dieses Jahres. Kurz vor Ende der Sitzung verlassen eine Schwester und der Bruder von Besar Nimani den Gerichtssaal. Kurz nachdem der erste Vorsitzende den Verhandlungstag gegen Nachmittag beendet, fallen unmittelbar vor dem Gerichtsgebäude plötzlich Schüsse. Zwar sei die Schwester laut Gerichtsprotokoll kurze Zeit später wieder in den Gerichtssaal zurückgekehrt, jedoch soll sie laut Anklage an den Schüssen aus einem fahrenden Auto beteiligt sein. Mehrere Menschen werden teils lebensgefährlich verletzt Mehrere Personen aus dem familiären Umfeld des Mörders Hüseyin A. liegen verletzt auf dem Gehweg. Ein Haus, in dem sich ein mutmaßlicher Schütze aufhalten soll, wird von schwer bewaffneten Polizeikräften umstellt. Doch die Täter sind tatsächlich schon längst verschwunden. Videos der Tat landeten noch am selben Tag im Internet. Sie zeigen, wie eine bewaffnete Person einen humpelnden Mann verfolgt – den Bruder von Hüseyin A. – und mehrfach vergeblich versucht, aus nächster Nähe Schüsse abzufeuern. Vermutlich dank eines Waffendefekts, wurde der Mann nicht tödlich verletzt. Schnell rückt der Bruder des getöteten Boxers in den Fokus der Ermittler. Öffentlich fahndet die Polizei nach dem Mann, von dem zu der Zeit jegliche Spur fehlt. Auch nach einer der Schwestern des erschossenen Boxers sucht die Mordkommission. Beide stellen sich jedoch schon wenige Tage später – und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { padding-top: 142.86%; } } Die Schüsse vor dem Landgericht wurden auch im laufenden Prozess um den getöteten Boxer ein großes Thema. So wurde bekannt, dass im Kofferraum des angeschossenen Bruders von Hüseyin A. eine der beiden Tatwaffen, mit denen Besar Nimani erschossen wurde, gefunden werden konnte. Ein waffentechnisches Gutachten des Bundeskriminalamts lieferte später Gewissheit: Es ist die Tatwaffe vom 9. März 2024. Urteil erwartet: Staatsanwalt fordert lange Haftstrafen für fast tödliche Schüsse Lebenslange Freiheitsstrafe für Hüseyin A. Am 8. April neigt sich der Prozess dem Ende, das Urteil steht an. Doch die Mühen der Strafverteidiger von A. sind vergebens. Das Gericht verurteilt ihn wegen heimtückischen, gemeinschaftlichen Mordes an Besar Nimani zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Zum Thema: Lebenslange Haftstrafe für den Mörder des Bielefelder Boxers Besar Nimani Nach den Schüssen am Landgericht wurde es ruhig. Erst ein paar Monate später, am 25. September, gab es erneut eine Tat, die mit dem Nimani-Fall in Zusammenhang stehen könnte. In einem Barbershop, der einem engen Freund des getöteten Boxers Besar Nimani gehört, gab es eine gewaltige Explosion. Verletzte gab es glücklicherweise nicht. Mehr dazu: Nach Explosion in Bielefelder Barbershop: Ermittler gehen von einem Mega-Böller aus

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