Dieser Bielefelder kämpft als „Anwalt der Kinder“ gegen Mobbing und Vernachlässigung

Bielefeld. Da sei der traumatisierte Junge, der trotz amputierten Beins noch im Staub auf Krücken Fußball spielt. Als er sich vor einigen Jahren intensiv mit Schilderungen von Kindern beschäftigt hat, die unter schweren Lebensbedingungen immer noch nicht die Hoffnung auf ein besseres Leben verloren haben, habe ihn das tief berührt und erschüttert. Und seine Wahrnehmung, sein Denken und Empfinden verändert, sagt Wolfgang Seidensticker. Wer mit dem 75-Jährigen spricht, merkt schnell: Das Thema Kinderrechte beschäftigt ihn sehr. Nicht nur in kriegsgebeutelten Ländern wie im Sudan, in Syrien oder im Jemen würden die eklatant verletzt. &bdquo;Auch hier bei uns in der Stadt leiden Kinder unter Gewalt und Vernachlässigung“, sagt Seidensticker, selbst vierfacher Vater und Großvater. Tiefe Betroffenheit reiche aber nicht aus. Deshalb ist der pensionierte Lehrer seit mittlerweile zehn Jahren unermüdlich im Einsatz für das Kinderhilfswerk Unicef. &bdquo;Ich verstehe mich als Anwalt der Kinder, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft und Geschlecht“, sagt Seidensticker. Ob er aus der Familie des Traditionsunternehmens Seidensticker stammt, werde er öfter gefragt. Das sei aber nicht der Fall. Wolfgang Seidensticker stammt aus Bremen, studierte in Hannover und kam 1979 an die neu gegründete Laborschule. Dort unterrichtete er Sport, Deutsch und Sozialstudien. Jetzt hat er sich zur Berufung gemacht, die Rechte der Kinder zu verteidigen, ihnen eine Stimme zu geben, die gehört wird, und dafür zu sorgen, dass die Gesellschaft Anteil nimmt. Projekt zu digitaler Gewalt in Bielefelder Schulen &bdquo;Wir wollen Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ihnen Hoffnung auf eine gute, friedliche Zukunft geben“, sagt Seidensticker. Sie sollten glücklich sein und ihre Fähigkeiten entfalten können, ohne Angst vor Ausgrenzung und Diskriminierung. Körperliche und auch sexualisierte Gewalt in der Familie oder digitale Gewalt in den Sozialen Medien: Mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen macht er zusammen mit dem aktuell etwa achtköpfigen Kernteam der Bielefelder Unicef-Ortsgruppe auf die Themen aufmerksam und sammelt Spenden für Hilfsprojekte. Lesen Sie auch: Bielefelder Verein kämpft um faire Chancen für benachteiligte Kinder und Jugendliche Zusammen mit Studierenden und dem Studierendenwerk organisiert Unicef Bielefeld beispielsweise regelmäßig die Aktion &bdquo;Kochen für Freunde“. In der Aktionswoche werden in der Mensa Gerichte aus unterschiedlichen Ländern gekocht. Ein Euro gehe als Spende an Unicef und werde für Hilfsprojekte vor Ort, wie für den Bau von Schulen oder Brunnen, eingesetzt. &bdquo;Aktuell machen wir zusammen mit der Polizei, Medienpädagogen und Eltern hier in Bielefelder Schulen ein Projekt, bei dem wir zu digitaler Gewalt wie Cybermobbing aufklären“, berichtet Seidensticker. Kinder würden da unwahrscheinlich gedemütigt, die meisten Eltern seien ahnungslos. &bdquo;Es kann jeden treffen und wir wollen die Betroffenen ermutigen, es zur Sprache zu bringen, und ihnen vermitteln, dass nicht sie es sind, die sich dafür schämen müssen.“ Benefizkonzerte, am Alten Markt oder im Grünen Würfel, Spieletag auf dem Klosterplatz zum jährlichen Weltkindertag zusammen mit dem Bielefelder Jugendring, oder Straßenaktionen zum Thema Kindersoldaten: Immer wieder setze Unicef in Bielefeld Zeichen und verschaffe Kinderrechten Gehör. Bielefelder Sparrenburg wird blau angestrahlt Auch jetzt zum Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November hat die Unicef-Arbeitsgruppe Bielefeld auf dem Bielefelder Weihnachtsmarkt, der an diesem Tag startet, Aktionen geplant. Wo genau, werde aktuell noch abgestimmt. Auch Kinder seien mit dabei. &bdquo;Schüler der Laborschule singen den Kinderrechte-Song und tragen die Kinderrechte vor, das Ceciliengymnasium performt musikalisch Weihnachtslieder und es gibt einen Flashmob.“ Ab 17 Uhr werde auch die Sparrenburg blau angestrahlt, wie viele Gebäude weltweit am Tag der Kinderrechte. Jedes fünfte Kind lebe an der Armutsgrenze, viele seien vernachlässigt oder wiederum überbehütet. Dass man ihnen wirklich zuhört, dass sie selbstbewusst und selbstverantwortlich ihren Weg gehen können, dafür werde er sich so lange wie möglich engagieren, so Seidensticker. Auch Bewegung sei ein wichtiges Element, um sich wohlzufühlen und gesund zu sein. Er selbst gehe mehrmals in der Woche ins Fitnessstudio, spiele Golf und seit einiger Zeit Padel-Tennis. Das ehrenamtliche Team von Unicef Bielefeld trifft sich einmal im Monat donnerstags um 18 Uhr in der Geschäftsstelle an der Bleichstraße 1 und sucht noch ehrenamtliche Unterstützer. Kontakt: Tel. 287676 oder info@bielefeld.unicef.de. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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