Findelkind

Baby in Bielefeld ausgesetzt – die Polizei sucht dringend Zeugen

Vor gut einem Monat haben Parkbesucher ein Baby im Freien entdeckt. Die Suche nach der Mutter oder anderen Verantwortlichen blieb ohne Erfolg. Nun hoffen die Ermittler auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Am Samstag, 4. Oktober 2025, fanden Parkbesucher ein im Freien ausgesetztes Baby. Die Kripo nahm die Ermittlungen auf. | © Symbolfoto: Paul Brinkmann

11.11.2025 | 11.11.2025, 20:58

Bielefeld-Schildesche. Die Bielefelder Kripo ist seit einem guten Monat auf der Suche nach den Eltern eines im Park ausgesetzten Babys. Wie die Polizei mitteilte, wurde der Säugling am Samstagabend, 4. Oktober, im Schildescher Park (zwischen der Media-Markt-Rückseite Im Bracksiek und Am Pfarracker) gefunden. Von den Eltern fehlt seitdem jede Spur. Die Polizei sucht Zeugen.

Der Säugling, der nach Angaben von Polizeisprecherin Hella Christoph vermutlich Anfang Oktober 2025 zur Welt gekommen war und dann unmittelbar ausgesetzt worden sein dürfte, ist wohlauf und befindet sich derzeit in einer Pflegefamilie. Das Jugendamt Bielefeld hat mittlerweile einen Vormund bestimmt, der die Interessen des Kindes vertritt.

Der Grünstreifen zwischen Im Bracksiek und Am Pfarracker, in dem das Baby gefunden wurde, ist nicht groß. Erst weiter draußen wird das Gelände parkähnlich. - © Peter Unger
Der Grünstreifen zwischen Im Bracksiek und Am Pfarracker, in dem das Baby gefunden wurde, ist nicht groß. Erst weiter draußen wird das Gelände parkähnlich. | © Peter Unger

„Wir gehen davon aus, dass sich das Baby in Decken und Tüchern eingewickelt in dieser Situation nicht in akuter Lebensgefahr befand“, sagt Polizeisprecherin Hella Christoph. Auch sei der Säugling so in dem Grünstreifen abgelegt worden, dass die Wahrscheinlichkeit groß war, dass es zeitnah gefunden wird.

Hoffnung der Polizei Bielefeld: Mutter und Kind zu vereinen

Die Kripo hat dennoch Ermittlungen wegen „Aussetzung eines Babys“ aufgenommen. „Unsere größte Hoffnung ist es aber, die Eltern und das Kind wieder zusammenzuführen“, sagt die Polizeisprecherin. Da die Suche nach der Mutter oder der Person, die den Säugling im Park abgelegt hatte, bislang erfolglos blieb und nicht zur Identifizierung einer verantwortlichen Person geführt hat, geht die Kriminalpolizei nun an die Öffentlichkeit und bittet um die Mithilfe der Bevölkerung.

Der Grünstreifen zwischen dem Media-Markt- und Supermarkt-Komplex und der Straße Am Pfarracker wird von Hundehaltern, Spaziergängern und von Kunden stark frequentiert. Die Ermittler haben die Hoffnung, dass an jenem Abend jemand etwas Auffälliges beobachtet hat, was in diesem Fall von Bedeutung sein kann.

Die Polizei sucht eine Schwangere ohne Baby

Deshalb fragt die Polizei:

  • „Wer kennt eine Frau, die bis vor Kurzem schwanger war oder bei der eine Schwangerschaft vermutet wurde, die nun aber kein Baby vorzuweisen hat?
  • Wem ist eine Frau aufgefallen, die sich auffällig gekleidet hat, um möglicherweise eine Schwangerschaft zu vertuschen?
  • Wer kann Hinweise zu den abgebildeten Handtüchern oder deren Herkunft geben? Das Baby war in eine Babydecke gewickelt, deren Stoff mit einem kindlichen Dekor (Kuh, Ziegen, Traktor und Schuppen) versehen war. Darüber hinaus hatten die Eltern das Baby in ein grün-türkis-weiß gestreiftes Deckchen und in zwei weitere Tücher gewickelt.“

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Baby in Bielefeld ausgesetzt: Wer kennt diese Decken?

Die Ermittler interessieren sich darüber hinaus für Zeugen, die am Samstagabend, 4. Oktober 2025, im Schildescher Park, im Bereich der Straße „Im Bracksiek“ verdächtige Beobachtungen gemacht haben. Das könnte etwa eine Person sein, die ein Bündel Decken bei sich trug, schildert es Polizeisprecherin Hella Christoph. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Baby am Nachmittag dieses Tages noch nicht in dem Schildescher Park gelegen hatte.

Hinweise in dem Fall gehen an das Kriminalkommissariat 11 unter der Telefonnummer 0521 5450.

Dieser Weg (l.) führt vom Media Markt in den Park und von dort weiter in die Richtung Am Pfarracker. - © Peter Unger
Dieser Weg (l.) führt vom Media Markt in den Park und von dort weiter in die Richtung Am Pfarracker. | © Peter Unger

Parallelen zum Fall des Babys von der Bielefelder Südschule

Der Fall erinnert stark an das ausgesetzte Baby von der Südschule. Wie berichtet, hatten Unbekannte ausgerechnet am 6. Januar 2024 ein Neugeborenes auf dem Schulhof der Südschule ausgesetzt. Es spricht Vieles dafür, dass das Baby auch auf diesem Schulhof zur Welt gebracht wurde. Das Baby erlitt bei Minusgraden eine lebensgefährliche Unterkühlung, konnte aber durch den Einsatz von Polizei- und Rettungskräften sowie der Ärzte im Kinderkrankenhaus gerettet werden.

Wie der gesetzliche Vormund Monate später berichten konnte, hatte sich das Baby gesundheitlich erstaunlich gut berappelt. Die Ärzte konnten keinerlei neurologische Einschränkungen des Gehirns feststellen, obwohl das Baby lange Zeit reanimiert werden musste. Insider sprachen damals von einem Wunder.

Diskussion über Babyklappen in Bielefeld

In der Stadt entbrannte damals eine Diskussion über effektive Hilfen für überforderte, werdende Eltern. Einige forderten eine Babyklappe, die es in Bielefeld bisher nicht gibt. Die Stadt setzte auf andere Hilfen, die leider aber immer noch nicht allen bekannt sind.

Lesen Sie dazu: Das Wunder von der Bielefelder Südschule: Ausgesetztes Baby lebt jetzt in einer Familie

Im OstwestFälle-Podcast der Neuen Westfälischen über den berührenden Fall stellen wir die zahlreichen Möglichkeiten vor, die Mütter und Eltern haben, wenn sie sich der Schwangerschaft oder den Konsequenzen einer Geburt nicht gewachsen fühlen.