Nimani-Prozess: Bielefelderin trifft Angeklagten kurz nach den Schüssen in der Straßenbahn

Bielefeld. Dass er auf Angehörige des wegen Mordes an seinem Bruder verurteilten Hüseyin A. geschossen haben soll, hat Berat Nimani vor dem Landgericht Bielefeld bereits gestanden. Die kurz darauf aus einem fahrenden Auto gefallenen Schüsse hatte er hingegen in seiner schriftlichen Erklärung bestritten. Am Dienstag, 28. Oktober, sagte nun eine Zeugin vor Gericht aus, die Nimanis Version zum Teil bestätigt. Der hatte Anfang Oktober von seinen Verteidigern vortragen lassen, dass er am 26. Februar vor dem Landgericht auf seine Schwestern wartete und eher zufällig an der Kreuzstraße auf die Angehörigen von Hüseyin A. getroffen sei. Diese kamen gerade aus der beendeten Gerichtsverhandlung im Landgericht. Wie berichtet, soll eine Schuss-Geste des 25-jährigen Bruders von Hüseyin A. Berat Nimani in Angst versetzt haben. Er befürchtete, dass der 25-Jährige gleich eine Waffe ziehen könnte. Daraufhin habe er seinerseits eine Pistole gezogen und sowohl auf den Vater, zwei Begleiter und schließlich auch auf den 25-Jährigen geschossen. Dafür muss sich der 41-Jährige seit knapp drei Monaten wegen des Vorwurfs des vierfach versuchten Mordes vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Zum Thema: Nimani-Prozess in Bielefeld: Angeklagter gesteht und macht Drohgeste für die Tat verantwortlich Bielefelderin trifft Pistolenschützen nach der Tat in der Stadtbahn In seiner Erklärung hatte Berat Nimani auch seine Flucht vom Tatort beschrieben und berichtet, dass er direkt nach den ersten Schüssen an der Kreuzstraße seine Waffe in eine Wertstofftonne an der Schmalen Gasse geworfen habe und zur Stadtbahnhaltestelle &bdquo;Rathaus“ geeilt sei, von wo er dann zur Wohnung seiner Eltern in Schildesche gefahren sei. Von den Schüssen aus dem Auto habe er erst dort erfahren. Eine Bekannte habe ihn damals in der Bahn getroffen. Diese Bekannte wurde inzwischen ausfindig gemacht und sagte nun vor dem Landgericht als Zeugin aus. Sie kennt Berat Nimani über ihren Sohn, der ebenfalls Boxer sei. Am Tattag habe sie den Angeklagten zwischen 13.40 und 13.50 Uhr am Bahnsteig der Haltestelle &bdquo;Rathaus“ und später in der Stadtbahnlinie 1 gesehen und sogar kurz mit ihm ein paar Worte gewechselt. &bdquo;Er hat gegrüßt, hat ’wie geht’s?’ gefragt und wirkte ganz normal. Ich habe an ihm nichts Ungewöhnliches bemerkt.“ Erst bei der Arbeit in Schildesche hätten Kolleginnen die Altenpflegerin auf die Schüsse in der Innenstadt aufmerksam gemacht. Kurz darauf sei ihr erst klar gewesen, dass Berat Nimani als Tatverdächtiger gesucht werde. Mehr zum Prozess in Bielefeld: DNA-Spuren belasten Berat Nimani schwer Die Zeugin bestätigte damit den vom Angeklagten geschilderten Fluchtweg. Während die X. Große Strafkammer zuletzt in Erwägung gezogen hatte, dass Berat Nimani nach den ersten Schüssen an der Kreuzstraße zwar kurz geflüchtet sei. Dann aber könnte er an der Neustädter Straße in den schwarzen VW T-Roc gestiegen sein, in dem zuvor am Niederwall seine Schwester gesehen worden war. Aus diesem Fahrzeug sollen um 13.33 Uhr an der Kreuzstraße erneut Schüsse auf den 25-jährigen Bruder von Hüseyin A. abgegeben worden sein. Das Gericht hatte in einem rechtlichen Hinweis die Möglichkeit erwähnt, dass diese Schüsse auch von Berat Nimani abgegeben worden sein könnten. Anwälte sehen Bedrohung von Berat Nimani als bewiesen an Nun muss sich die Kammer mit der Frage beschäftigen: Ist es möglich, dass Berat Nimani aus dem Auto geschossen hat und trotzdem wenig später in die Linie 1 nach Schildesche eingestiegen ist? Die Strafverteidiger von Berat Nimani, Nicole Friedrich und Peter Wüller, unterstrichen unterdessen mit mehreren Beweisanträgen, dass die Angst ihres Mandanten vor einem Angriff der Familie A. mit einer Pistole nicht unbegründet gewesen sei. Das belegten unter anderem die Polizeiermittlungen am Tatort Kreuzstraße. Dort hatte die Kripo in dem Mietwagen des 25-jährigen Bruders von Hüseyin A. die Mordwaffe gefunden, mit der Hüseyin A. auf Ex-Boxer Besar Nimani geschossen hatte. Strafverteidigerin Friedrich betonte: &bdquo;Das belegt, dass die Tatwaffe innerhalb der Familie weitergegeben wurde und dass sie schuss- und griffbereit im Kofferraum des Mietwagens lag.“ Lesen Sie dazu: Erschossener Bielefelder Besar Nimani: Polizei hat offenbar Tatwaffe gefunden Die Strafverteidiger der ebenfalls wegen vierfach versuchten Mordes angeklagten Schwester von Berat und Besar Nimani forderten indes erneut die Aufhebung ihres Haftbefehls. Zwar geht die Anklage noch davon aus, dass die 34-Jährige die Schüsse aus dem fahrenden Auto heraus abgegeben haben soll. Schon zum 2. Mal Haftentlassung für Nimani-Schwester beantragt Die Beweisaufnahme vor Gericht brachte indes aber kaum Hinweise darauf. Die Kammer stellte daraufhin klar, dass die Schwester möglicherweise nur wegen Beihilfe zum versuchten Mord tatverdächtig sei. Selbst das sahen ihre Anwälte widerlegt und beantragten nun schon zum zweiten Mal die Entlassung der ehemaligen Sportsoldatin. Staatsanwalt Christoph Mackel widersprach dem Antrag und betonte, dass es genug Indizien dafür gebe, dass die Schwester doch in den Tatplan ihres Bruders eingeweiht war. Sie habe versucht, gezielt mit dem VW zum Tatort zu fahren. Als das wegen eines Staus misslang, sei sie ausgestiegen und zu Fuß zum Tatort gelaufen. Dass sie dort sofort wieder abhaute, als sie ihren Bruder dort nicht mehr sah, belege, dass sie von dem Tatgeschehen nicht überrascht gewesen sei. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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